Pferd von Boxenhaltung in den Offenstall?
Hallo liebe Community
Ich habe vor, in 3-4 Monaten mit meiner Stute denn Stall zu wechseln(Gründe dafür werden nicht genannt und sollen auch nicht zum Diskussionsthema werden. Die Entscheidung ist definitiv.)
Sie ist 7 Jahre alt und stand bis jetzt in einer Box. Weide ist leider auch nur in Einzelhaltung(in unserem jetzigen Stall). Ich weiss dass sie bei den vor-Besitzerin und den Vor-Vor-Besitzern auch in einer Box stand, allerdings weis ich nicht ob sie das Tagsüber in einer Gruppe auf die Wiese kam. Wie sie ihr ersten 6 Lebensjahre gehalten wurde, weiss ich leider nicht.
Nun, wie schon gesagt, hab ich keine Ahnung ob sie in den letzen Jahren in einer Herde stand. Nun kommt sie ja dann in eine Herde, und ich mache mir sorgen, dass das mit der Eingliederung nicht so klappt. Bis jetzt war sie anderen Pferden gegenüber nie zickig oder grob. Sie hat geschnuppert und wenn das andere Pferd gequitscht hat oder ähnliches, ist sie eifach zurück, hat aber nie zurück gequitscht, geschlagen oder ähnliches. Wenn es ihr zu viel wird reagiert sie gleich, einfach ausweichen. Teilweise ist sie auch desinteressiert an anderen Pferden..Das ist ja eigentlich ein ziemlich unterwürfiges verhalten, und meine Sorge ist, dass sie nicht richtig Kontakt zu den anderen Pferden aufnehmen wird oder einfach zu unterst in der Rangordnung sein wird und somit nicht an die Heuraufe usw. gelassen wird..
Vielleicht mache ich mir auch viel zu viele Gedanken und es wird alles gut, aber es ist mein erster Umzug mit meinem ersten eigenen Pferd, und da kommt man halt schnell mal in so eine Gedankensache rein...
Vielleicht hat ja jemand von euch tipps, wie man sie am besten in die neue Gruppe eingliedern kann und wie man vorgehen sollte. Es ist eine Eingliederungsbox vorhanden welche quasi mitten im Offenstall steht also zumindest so, dass die Pferde genug Kontakt aufnehmen könnten, allerdings ist diese nicht gerade gross, also ich würde sie nicht den ganzen Tag darin stehen lassen wollen. Weiden sind eigentlich genug vorhanden die man absperren könnte, allerdings weis ich nicht, ob diese noch zugänglich sein werden, wenn wir Umziehen...
Ich wäre sehr dankbar über ein Paar Antworten! ;))
Liebe Grüsse
7 Antworten
Wir werden auch vermutlich bald umziehen und haben dort auch eine neue Eingliederung in den Offenstall. Meiner Meinung nach wichtig: -) mach dir nicht so viel Stress- das wird alles gut gehen!!! -) Eingliederungen sollten immer vorsichtig und so ruhig wie möglich ablaufen. Es sollte genügend Platz zum Ausweichen vorhanden sein. -) Versuch auch die Tage vor dem Umzug so ruhig wie möglich mit deinem Pferd umzugehen- Die Pferde spüren das meistens schon viel früher, als wir denken.
Gib deinem Pferd auf jeden Fall die Zeit, die es braucht und vertraue auch auf dein Bauchgefühl- oft stimmt es ;)
Über die Eingliederung als Solches würde ich mir dabei am wenigsten Sorgen machen, eher der Zeitpunkt. In 3-4 Monaten? Also.... Januar/Februar etwa? In den kältesten Monaten? Wieso nicht dann lieber ein wenig später, wenn die Nächte nicht mehr ganz so eisig kalt sind? Warum wird der Part für das Pferd denn völlig vergessen?
Zur Eingliederung... Hör auf die Stallbesitzerin und alles wird gut. Die wird wohl am ehesten wissen, wann am besten raus und mit wem am Anfang usw., und gib deinem Pferd dann auch noch genug Zeit.
das mit den kalten Wintermonaten habe ich natürlich überdacht, und ich weis das es nicht gerade Ideal ist..allerdings möchte ich möglichst schnell von unserem jetzigen Stall weg. Im moment geht das aber aus privaten Gründen nicht und daher müssen wir noch warten..ein halbes Jahr ist mir aber dann doch zu spät. Ich habe ja auch noch gar nichts unterschrieben, da ich den Stallbesi aus unserem zukünftigen Stall sehr gut kenne und mit ihm darüber gesprochen habe und es für ihn Stimmt wenn wir kurzfristig kommen. Bei meinem jetzigen Stall habe ich keine Kündigungsfrist die ich einhalten muss, daher ist das auch unproblematisch. Ich kann also noch zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden wann wir umziehen wollen.
Es gibt Pferde, die sich in Offenställen gut fühlen und auch ein paar, denen dort ihr Rückzugsort fehlt. Muss man eben ausprobieren.
An meinem alten Stall wurde es immer so gemacht, dass das neue Pferd zu Beginn für ein paar Stunden auf ein abgezäuntes Stück kam, sodass sich die Pferde beschnuppern konnten. Später ging das neue Pferd dann erst für ein paar Stunden in die Herde und so wurde die Zeit immer weiter gesteigert, bis das Pferd ganz in der Herde bleiben konnten.
Solche Probleme hast du im Normalfall nur dann wenn der Platz zu knapp bemessen ist und die Pferde keine Möglichkeit haben zur Ruhe zu kommen. Steht genug Platz, ausreichend Fress- und Ruheplätze für alle zur Verfügung dann ist das auch kein Thema.
Ich habe in 30 Jahren Einstellbetrieb tatsächlich noch keinen Fall erlebt bei dem ein Pferd nicht "Offenstalltauglich" gewesen wäre. Im Gegenteil - man sieht wie die Pferde die früher nie die Möglichkeit hatten sich 24h am Tag frei zu bewegen aufblühen und am Ende genervt sind wenn sie dann doch mal aus Krankheitsgründen etc. in der Box bleiben müssen.
"Zurück zur Natur und dein Tier wird wieder gesund" - ist mein lieblingsleitspruch bei den Pferden.
Wir hatten in unserem Offenstall mal eine Stute, die aus 23 Jahren Boxenhaltung zu uns kam, dieses Pferd kannte so gut wie keinen Austausch mit anderen Pferden, wusste nicht das die Heuraufen und die Wassertröge zur Futter und Wasseraufnahme da waren, stand da wie der Ox vorm Brett - im wahrsten Sinne der Worte.
Lange hat sie gebraucht um sich zu integrieren und nach ca. 1 Jahr war das Tier vollkommen in die Herde integriert und hat sich so super wohl gefühlt wie ich es davor und danach nie wieder gesehen hab. Bis zu ihrem Lebensende konnte sie dann noch "Pferd sein" geniesen.
Es liegt zu 99,9 % am Menschen wenn es nicht klappt. Mach es und je früher desto besser.
Für mich ist Boxenhaltung von Pferden das schlimmste was man seinem Tier antun kann. So ähnlich wie in den Schrank abstellen und bei Bedarf raus nehmen und damit spielen - schrecklich.
Absolut.
Oft interpretiert der Mensch vorschnell irgendetwas und bricht die Integration dann ab. Ja, man steckt nicht drin, manchmal integrieren sich Pferde derart schnell, dass man sich wundert, manchmal brauchen sie länger als gedacht. Und das auch oft konträr dazu, wie man ihre Vorgeschichte bewertet. Jedes Pferd ist individuell. Herden bilden innerhalb noch eine Unterstufe die "Familie" (es kursieren verschiedene Bezeichnungen für diese kleinen Gruppen). Es gibt Integrationen da kommen langjährige Einzelhaltungspferde in die Herde, finden gleich "ihre" Gruppe und man fragt sich, wie das so einfach gehen hat können und manchmal trauern die Pferde, die immer schon in Herdenhaltung waren, ihrer alten Familie so nach, dass sie Monate brauchen, bis sie sich richtig auf die neue einlassen können.
Ob es nun so oder so läuft - der Mensch muss durch. Das Pferd wird ummuskeln, weil die in Bewegungshaltung ganz andere Muskulatur haben. Das wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dazwischen sehr komisch aussehen - aber da muss man mal weg schauen, sie können nur wieder schön bemuskelt werden, wenn man ihnen die Zeit dafür gibt. Das Pferd wird vielleicht manchmal echt durchgebrannt sein von den vielen neuen Eindrücken, die auf es einprasseln. Klar, dass es das verarbeiten muss. Aber für die langfristige Gesundheit und Zufriedenheit spielen ein paar zähe Wochen nicht wirklich eine Rolle.
Die müssen auch erst lernen, wie das mit dem gegenseitigen "Weisen" funktioniert. In der Box, wenn ein Pferd zum Nachbarpferd sagt "komm her", dann kommt das nicht, weil es ja nur zur Wand kann. Das her rufende Pferd hat den Stress, dass das andere ihm nicht entgegen kommen möchte und das kommende hat den Stress, dass es das ja so gerne tun würde, aber nicht kann. Genauso beim weg schicken. Das geschickte Pferd kann nicht weiter weg, weil da eine Wand ist, würde aber gerne weichen das schickende möchte das andere Pferd weiter weg haben, es macht aber einfach nicht. In der Herdenhaltung geht das plötzlich, aber vielleicht reagiert ein Pferd da erst mal anders, das die Möglichkeit schon lange nicht mehr hatte oder vielleicht auch noch nie. Ich erinnere mich an eine Stute, die rausgefunden hatte "he, wenn ich die Ohren anlege, dann weichen die anderen" - und dann völlig verdutzt war, als sie das bei einem extrem ranghohen Pferd probiert hat und das nur einen Blick geschickt hat der Art "was willst DU denn?" Die musste lernen, dass das kein Pauschalrezept ist und sie musste lernen, dass es keine so absolut fixe Rangordnung gibt, sondern es mal im Kreis geht: Pferd A schickt Pferd B, dieses schickt Pferd C, Pferd C schickt aber auch mal wieder Pferd A; dass es auch mal Pferde gibt, die zwar ranghoch sind, denen es manchmal aber einfach egal ist, ein andermal ist ihnen was wichtig und da fordern sie dann wieder ihr Recht ein.
Es ist ja nicht so, dass in der Einzel-Boxenhaltung nur Licht, Luft, freie Sicht und Sozialkontakte fehlen, es ist ja auch ein Drama für die Gesundheit. Der Bewegungsapparat ist so gar nicht für enge Wendungen gemacht und in der Box kommt sofort die nächste Wand, wenn sich das Pferd bewegen möchte und dann muss es wenden, bleibt ja nichts anderes. Es ist auch so, dass die Box als Liegefläche eingestreut ist, es aber für das Pferd nicht gesund ist, rund um die Uhr quasi weich zu stehen. Der Koppelboden ist dann auch nicht so hart, dass er das ausgleicht. In Offenstallhaltung ist ja normal nur die Liegefläche weich und der Ganzjahresauslauf befestigt. Das kann auch mal eine körperlich anstrengende Umstellung sein, wie wenn man selbst immer irgendwas ungesund gemacht hat und das sehr viel und plötzlich bewegt man sich gesund, z.B. angeregt durch einen neuen Trainer oder man bekommt einen neuen Bürostuhl oder irgend sowas. Das ist erst mal richtig, richtig anstrengend.
Und dann kommt der Mensch und merkt, dass sein Pferd etwas müde wirkt und außerdem sieht manches Pferd (gerade die schwerfuttrigen Exemplare) wirklich aus wie Schindmähre in der Ummuskelungsphase - da werfen mehr Menschen das Handtuch als man denkt ... meist, weil sie die extrem glücklichen Augen nicht lesen können.
Ach ja und dann gibt es die Menschen, die Gelassenheit mit fix und fertig verwechseln und bei einem Boxenpferd, das sich auf der Koppel die aufgestaute Energie aus dem Leib rennt, das für Lebensfreude halten.
Viele dank für deine Antwort! Ich bin eben auch deiner Meinung was es die Boxenhaltung angeht. Auch wenn sie eine Auslaufbox hatte und nicht in einer Stallgasse stand sondern vorne und hinten offen war, hat sie nie genug bewegung bekommen und stand stundenweis einfach rum auf engem raum... Ich merke das sehr stark das es ihr nicht gut tut! Daher bin ich sehr sehr froh in einen Offenstall wechseln zu können!! :)) Und u h hoffe es wird ihr dort viel viel besser gehen!
Das sind doch gute Voraussetzungen. Wenn Du es wirklich willst und das Ziel der besseren Gesundheit im Auge hast, dann ziehst Du es auch durch und wirst das Pferd nicht nochmal entwurzeln, wenn es eigentlich seiner Meinung nach schon angekommen ist und nur noch der Stoffwechsel sich fertig umstellen, die Muskulatur sich wieder aufbauen muss! Ich freu mich für's Pferd!
Ich bin mir sicher dass dein Pferd nicht das erste ist das neu in den Stall kommt. Der Stallbesi wird da also schon ein entsprechende Erfahrung haben, kennt die bisherige Herde und kann am besten einschätzen wie deine Stute am stressfreisten eingegliedert werden kann.
Mach Dir da also nicht so viele Gedanken und freu dich drauf dass dein Pferd nun endlich ein artgerechtes Leben führen darf ;-)
ja, das ist mir bewusst und da hab ich eben auch ein wenig bedenken, dass ihr dann die rückzugsmöglichkeit fehlt, gerade weil sie diesen „eigenen Raum“ gewohnt ist..naja aber wie du sagst; ausprobieren..ich könnte sie notfalls auch am gleichen Stall wieder in eine Box stellen, allerdings wäre sie tagsüber auch in einer Gruppe auf der koppel und nur nachts in der Box. Falls es also gar nicht geht im Offenstall, wäre das auch eine Option, das ist ja dann wie ein halber offenstall xD
Danke für deine antwort!