Pferd läuft nicht ohne Sporen?

6 Antworten

Wir wissen ja nicht viel über die Gesamtsituation. In der Reitschule meines Vertrauens zum Beispiel kamen viele Schulpferde aus dem Sport. Die sind zuvor jahrelang von guten Reitern mit Sporen geritten worden. Da gibt es dann schon mal Spezialisten, die herausgefunden zu haben scheinen, dass Reitschüler sich die Sporen verdient haben müssen. Versinnbildlicht sagen diese sich: „Reiter mit Sporen = alles klar, bin motiviert. Reiter ohne Sporen = taugt nix, hab keine Lust“. Auf solchen Pferden brauchst du die Sporen nur anhaben, das reicht. Nebenbei gibt man sich dann mehr Mühe, anständig zu sitzen - denn man fürchtet die Nebenwirkungen unbeabsichtigten Sporengebrauchs.

Schwung hat das Pferd mal eher nicht, denn "Schwung" kommt vom schwingenden Rücken. Und ich fürchte, dass dein Pferd, das ein Korrekturpferd sein dürfte, die Ausbildungsphase des Schwungs gar nicht erreicht hat.

Na ja...

Dein Pferd ist totgetrieben und abgestumpft. Vermutlich ist es so oft mit den Beinen traktiert worden, dass es sich denkt: du kannst mich mal. Solche Reiter, die klopfen wie der Teufel, sehe ich dauernd. Und das Pferd denkt dann etwas genervt: "du kannst mich mal." und wird immer langsamer. Ständiges Herumklopfen ist eine reiterliche Ungezogenheit und zudem völlig nutzlos. Für das Pferd aber nervend.

Ist das Pferd dein Pferd oder ein Schulpferd? Wenn es ein Schulpferd ist, kannst du eh nichts machen. Das Pferd ist halt die ständige und ungeschickten Schenkelbewegungen und den schlechten Sitz einfach gewohnt.
Sporen sind keine Hilfen zum Antreiben, sondern zum Versammeln des Pferdes. Und da das Pferd von der Versammlung weit entfernt sein dürfte, sind Sporen völlig sinnlos.

Wenn es dein Pferd ist, dann hole dir erst mal einen guten RL/Bereiter. Und wenn es ein sehr guter RL ist, dann wird er - wie es meine RL mit dem neuen, aber vorer schlecht gerittenen Pferd meiner Freundin macht - "das Haus bis auf die Grundmauern einreißen und neu aufbauen."

Und zwischen den neuen guten Reitstunden, bzw.Beritt, würde ich nur ausreiten. Das gibt dem Pferd Frische und Lust zurück. Ohne herumzuklopfen natürlich. Wahrscheinlich ist auf dem Pferd seit Jahren herumgeklopft worden. Es gibt keine faulen Pferde. Ich kenne einen fein gerittenen Kalti, der unter dem Sattel nicht so schnell ist wie ein Galopper oder Araber, aber genauso fein und lauffreudig. Faule, stumpfe Pferde sind immer verrittene Pferde. Korrekturpferde. Ein Reitschüler kriegt das ohne sehr guten Unterricht, am besten mit Beritt nicht hin.

WEnn es nicht dein Pferd ist, kannst du eh nichts machen. Such dir dann ein anderes Pferd, am besten gleich in einer anderen Reitschule.

Mein Tipp, wenn jemand nicht zu ängstlich ist, ist, immer, dass man auch mal eine Zeitlang frische Vollblutpferde reiten sollte. Nichts bringt einem feine Hilfen so gut bei wie diese Rassen. Andere Pferderassen, egal ob Tinker, kalti oder Warmblüter finden diese feine Art, mit Pferden umzugehen, auch sehr erfreulich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Urlewas  24.10.2018, 17:17

Umgangssprachlich meinen viele Reiter mit „Schwung“ ein meist großrahmiges Pferd mit entsprechend großen Bewegungen, die schwer zu sitzen sind.

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versuche doch einmal folgendes:
  • besuche das pferd einige male außerhalb der üblichen zeiten
  • kommuniziere dem tier, das du ihm nicht den sattel und halfter anlegen wirst
  • sondern zu besuch da bist und gern ein wenig plaudern möchtest
  • bringe ihm einige male einfach ein paar leckerlie mit, nicht viel, nur ein bonbon
  • schenke ihm aufmerksamkeit und versuche es "zu lesen", lesen genügt
  • es wird verstehen das es nicht nur von dir "gebraucht" und "verbraucht" wird
  • es wird erkennen das du ihm eine freundschaft anbieten möchtest
  • biete ihm deine freundschaft an und gebe ihm das gefühl
  • das diese freundschaft ehrlich gemeint ist (es soll ehrlich sein)
  • nähere dich ihm nach einigen malen der besuche langsam an und
  • berühre ihn an sensiblen stellen* und beruhige ihn und schenke ihm gefühle
  • du wirst erkennen das es/er/sie(das pferd) eben auch gefühle hat
  • diese gefühle wirst du dann einfach nutzen um zu verstehen wieso er nicht
  • einfach den befehl annehmen will - wie ein auto - los zu sausen
  • das wird funktionieren, ansonsten komme ich vorbei und verkuppel euch!
*nach mehrfachem nachlesen habe ich erkannt das diese stelle auf jeden fall:
NICHT SEXUELL gemeint ist und ich dies besonders hervor heben sollte!!
FrauBeckmesser  24.10.2018, 06:19

Ich bin immer dafür, dass man sich mit einem Pferd auch außerhalb der Reiterei beschäftigt und gehe sogar noch weiter: Geh mit Deinem Pferd spazieren, arbeite mit ihm an der Hand, longiere es ...

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Punkgirl512  24.10.2018, 08:23

Mal ganz blöd gefragt - wie soll das ein stumpfes Pferd wieder sensibel machen?

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FrauBeckmesser  24.10.2018, 14:40
@Punkgirl512

That's the point. Es kann nie schaden, das Vertrauen seines Pferdes zu gewinnen, aber seriöse arbeit gehört auch dazu, vor allem, wenn man was korrigieren muss.

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Urlewas  24.10.2018, 13:28

Das sind größtenteils sicher nette Grundsätzle, die des Nachdenkens wert sind. Aber was haben sie mit der Frage zu tun..? 🤔

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Dahika  24.10.2018, 13:51

Lieb gemeint, aber romantischer Blödsinn. Liebhaben erspart einem nicht das korrekte Ausbilden und Reiten.

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Generell glaube ich nicht, dass man mit Beschmusen und Betüteln ein Pferd, das am Schenkel stumpf geworden ist, wieder aufmerksamer bekommt. Ich würde da eher mal die Sporen abschnallen und mir was anderes einfallen lassen - wie z.B. mit flottem, fleißigem Begleitpferd ins Gelände. Da muss Deins auch laufen - und meist tun sie das ganz gerne. Gelände hilft da überhaupt viel - und bitt'schön: Schenkel ruhig. Hör auf, das Pferd zu "nerven", in dem Du dauernd in der Schenkellage herumfuhrwerkst (stattdessen solltest Du mal Hand anlegen - mit der flachen Hand mit ein ganz klein wenig Druck an den Flanken des Pferdes. Dann wirst Du wahrscheinlich über Stellen kommen, die sich anfühlen als ob da irgendwas unter der Haut wäre. Das sind die Sporenhamätome - und wenn man die lang genug immer wieder "nachbohrt", verfestigen sie sich. Mein Pferd hat jetzt an die 16 Jahre keinen Sporn mehr gespürt - und dennoch hat er immer noch ziemlich große Sporenhämatome, die bis zu einem gewissen Grad - vor allem bei meinem diesbezüglich eh anfälligen Schimmel - ein Krebsrisiko sind. Oder eines für Thrombose).
Stattdessen solltest Du zum Beispiel Handarbeit machen und das Pferd an die Longe hängen - und immer schön von hinten mit der Peitsche nachtreiben! Natürlich nicht hauen - nur die Peitsche am Hinterbein auf Höhe Hüfte mitführen.
Beim Reiten Sporen aus, Schenkel weg - wenn Du ein wenig nachhelfen musst, nimm Deine Stimme und - vorsichtig! - die Gerte.

Aber das Wichtigste ist: Stell Dich darauf ein, dass es sehr lange dauern wird, bis Du ein schenkelstumpfes Pferd wieder vorwärts bekommst. Wenn ein Pferd erst mal nicht mehr vorwärts geht, hast du ein ganz dickes Problem. Nichts ist schwieriger zu korrigieren als das - und es braucht eine kleine Ewigkeit. Ich hab' mal drei Jahre mit einem rumgemacht, der nicht nur schenkelstumpf war, sondern auf gar nichts mehr reagierte.

Baroque  24.10.2018, 18:00

Ich weiß gar nicht, wie oft ich von Martin Plewa höre, dass die Leute genau das Gegenteil von dem machen, was sie sollten, nämlich beim stumpfen Pferd weg mit dem Bein, beim übersensiblen Bein dran. Damit das stumpfe Pferd eben merkt, WENN das Bein dann mal kommt, will es mir auch was sagen. Denn wodurch wurde es stumpf? Davon, dass das Bein war dran, dran, dran kommt, aber das Pferd doch eigentlich von den anderen Hilfen erfahren hat, eine Reaktion wird hier nicht erwartet. Und anders rum ist es beim sensiblen Pferd, das man dran gewöhnen muss, dass das Bein nix elektrisierendes ist, sondern einfach da liegt, dass es sich erst mal nur an die Anwesenheit des Beins gewöhnt, Vertrauen schöpft, dass es nicht automatisch überfordert wird, nur weil das Bein vom Reiter da rum hängt und dann lernt, Anwesenheit von echter Hilfe zu unterscheiden.

Und die zielführende Maßnahme ist oft, zuerst das Pferd - eben wie von Frau Beckmesser genannt, zum Laufen zu bringen, ihm dann zu erklären "behalte das Laufen einfach bei, ich stör Dich nicht" (da darf man dann halt wirklich nicht stören) und dann anzufangen und zu sagen "ich will Dich weiterhin nicht stören, beweg Dich gerne weiter, aber wenn Du das ein bisschen mehr auf diese oder jene Weise tun könntest" ... also dem Pferd immer das Vorwärts behalten und graduell wieder mehr Einfluss nehmen. Ja, Lauftiere, denen das Laufen abgewöhnt wurde, sind oft eine harte Nuss. Da hilft nur, den längeren Atem zu haben.

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Ganz ehrlich... Ich würde mir auf Dauer einen anderen Reitlehrer suchen. Ein Pferd, was stumpf geritten ist, bekommt man durchaus über Sporen auch wieder fein am Bein - aber das geht nur von einem Reiter, der sein Bein definitiv ruhig hält und korrekte Hilfen gibt - inklusive das Feingefühl dafür hat. DANN klappt das. Einem Reiter mit unruhigen Bein Sporen umzuschnallen grenzt schon für mich an Tierquälerei.

Das Pferd hat viel Schwung - lässt es dich also nicht sitzen? Dann wölbt es meistens nicht richtig den Rücken auf und latscht auf der Vorhand rum.

Gib dem Pferd einfach mal eine Pause, mache viel Bodenarbeit und dümpele mal eine Zeitlang nur im Gelände rum. Das hilft wirklich.

Ein fähiger Reitlehrer, der dir mit einem unruhigen Bein eben keine Sporen umschnallen möchte, sondern mit dir daran arbeitet, dass das Pferd wieder fein reagiert, wäre danach dran.

Oft sind es auch einfach die Reiter, die oben drauf klemmen. Klemmt der Reiter im Knie, schiebt mit der Hüfte und sitzt nicht gut in der Bewegung, wird das Pferd blockiert - hier also erstmal prüfen, ob du (vermutlich) schiebst, also die Hüfte vor und zurück bewegst, statt einfach mal ruhig sitzen zu bleiben und die Bewegung rechts und links zuzulassen. Definitiv also eine Sitzkorrektur für dich!

Die meisten, die ihr Pferd vorwärts treiben wollen, schieben mit der Hüfte. Das blockiert allerdings nur den Rücken, weil man gegen die Rückenbewegung arbeitet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung