Mondlandung: Welcher Film wurde für die Fotos verwendet?


06.01.2024, 19:51

Welches Filmmaterial hält diese extremen Temperaturschwankungen aus?


06.01.2024, 20:02

Es geht mir auch um den Filmwechsel mit den Druckhandschuhen, die die Astronauten trugen.

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo

es wurden von Kodak vorhandene/erprobte Luftbildfilme auf superdünnem Mylarträger verwendet damit man 9 Meter (27ft) Filmrollen für 160 Bilder bei Farbe in auf Hasselblad A32 220er basierte Langfilmmagazine laden konnte. Bei SW Einschichtfilm passten 11,3 Meter (34ft) also um 200 Bilder

Die USA machten schon ab 1962 Aufnahmen mit Spionagesatelliten im Weltall und der Mylar/Ektar Filmtyp wurde in U2 und SR71 verwendet bei bis zu -90°C Temperatur. Je kälter der Film um so höher ist dessen Lichtempfindlichkeit

Damit die 0,175mm dicke Trägerfolie nicht reisst wurden Kameras mit Motorantrieb verwendet. Damit man möglichst viele Bilder auf den Film bekommt wurde nur 1mm Abstand zwischen denn Bildern gehalten.

Die Filme wurden in Magazinen vorgeladen der Astronaut muss nur die Magazine wechseln/erneuern. Es gab die Filmsorten; Kodak Hawkeye 2485, Kodak Ektachrome SO-168, Ektachrome SO-121, Kodak Panatomic X. Die Fotogelatine wurde direkt nach dem giessen noch Nass per Vacuumstrecke "ausgedampft" und ging dann in dann in denn Schocktrockner, dadurch war die Emulsion Wasser und Gasfrei und ca halb so dick wie bei Standardfilm. Das machte man aber schon seit denn 30ern bei Luftbild und Röntgenfilm dass war also nix neues. Der Knackpunkt der Technik ist das der Filmguss nicht zu Spröde wird und Mikrorisse entwickelt. Bzw das war "unvermeidlich" bei Temperaturen unter -100°C. Bei Luftbildfilm hatte man Platz für grosse Rollen da war das "unkritisch" aber nicht bei denn Langfilmcontainern. An dem Problem wurde bis etwa 1968 getüfflet bis dahin hatten die Langfilmmagazine für Ausseneinsätze nur 4 Meter/70 Bilder.

Die Magazine waren mit unterschiedlich bunten Sticker beklebt. Alle Magazine hatten Resauplatten am Filmfenster und waren daher "dicht", die Filme wurden schon auf der Erde unter Reinraum im Vacuum geladen und mit einem hauch Edelgasmischung gefüllt damit auf dem Mond die Magazine genau auf Mass "gebläht" werden. Bei Luftdruckfüllung von der Erde sind die Magazine wegen Leichtbau zu "dick" geworden

Die Magazine bekamen einen Strahlenschutz und eine elektrostatische Ausrüstung/Ableitung. Kamera und Magazin wurden Spezialbeschichtet die Farbe reflektiert Wärmestrahlung und verteilt die auftreffende Restwärme an die kühlen Stellen (Heat Pipe Prinzip). Bei denn Optiken wurden die Fassungen hochglanzpoliert und Linsen mit Staubabweiser Spezialbeschichtet. Die Magazine hatten einen Temperaturmessstreifen integriert so das die Astronauten auf Über oder Untertemperatur reagieren konnten. Im Filmmagazin waren um -50 bis -80°C als Betriebstemperatur vorgesehen der Ektachrome Film war im Vaccum von -120 bis 80°C Einsatztemperatur spezifiziert. Wenn es zu kalt war hat der Motor nicht transportiert man musste dann die Kamera zum aufwärmen in die Sonne halten oder die Filmheizung aktivieren dazu kam der Strom aus dem "Klimapack".

Das Vaccum ist ein guter Wärmeisolator (Prinzip Isolierkanne), die Kameras wurden für den geschätzen Einsatzbereich erprobt(optimiert) es gab eine "Filmheizung" im Magazin und es gab Vorsorgen gegenüber Superfeinen Staubeintritt. Filmpacks wird zuerst nur im Landemodul getauscht. Später mit dem Rover auch "draussen" im Schatten. Auf der Apolo 11 gab es nur jeweils 1 Tauschmagazin, der Arbeitsplan sah vor das man mit dem Erstmagazin der Aussenkameras alles wesentliche abarbeitet das Zweitmagazin wurde als Bonus betrachtet falls was damit schief läuft. Nur die "Innenkamera" im Lunar Modul musste mehrere Magazinwechsel überleben. Deswegen gibt es auf den Erstmagazine kaum "Schnappschüsse"bzw "Portraits". Aber das Flagge setzen und hiessen wurde auf Erstmagazin und Folgemagazin verteilt (Doppelmoppel)

Die Filmmagazine kamen im Landermodul in Spezialbehälter, vor dem Rück-Start haben die Astronauten die Kameratechnik und allen Müll "rausgeworfen" weil dafür wurden Mondgesteine mitgenommen.

Nach der Landung gingen die Behälter durch eine Spezialreingung mit Mondstaubabsaugung und erst nach einer Prüfung auf Fremdstoffe ging es weiter aufgeteilt in 3 Sendungen zu je einem Speziallabor in Houston. Später wurden die Ektachrome schon auf dem Flugzeugträger entwickelt als man wusste was vom Mond zurückkommt und es wurde immer mehr Kameratechnik hochgenommen ab Apollo12 zb eine 35mm Stereokamera

Der Fotoeinsatz auf dem Mond wurde schon vorher auf der Erde ausgetüfftelt und in Geländeeinsätzen weltweit (Island, Nördlinger Ries, Hawaii, Arizona, Alaska, Vesuv,) erprobt und aúch in der Hochvaccumkammer der NASA mit lolalem Wüstensand. Primär musst die Astronauten auch Geologie erlernen

Da erprobte man auch Wechsel der Magazine und Optiken in "Sandstaub" bzw was passiert wenn die Kamera runterfällt und aus dem Sand gehoben wird (aber halt bei 1G). Man entwickelte ein Hebesystem um gefallene Kameratechnik auf dem Mond hochziehen zu können und wie man denn Staub abklopfen kann bzw dafür gab es einen Minibesen. Man hat auch Sandverstaube Optiken an Kameras montiert und ermittelt wieviele Bilder dann noch machbar sind bevor was blockiert

Man baute eine Sandstrahlbox für Zero G Flüge um rauszufinden ob man besser eine Hasselblad C mit Zentralverschluss (500er) oder eine Blad mit Schlitzverschluss nimmt (1000er). Man testete ua auch Rollei, Minolta, Mamiya, Pentax und das Kodak 6x7 KE4 Military Set und bastelte eine Flugbildkamera zur Mondkamera um. Polaroid entwickelte an einem einen Softbildcontainer der dann im Lunar Lander bei 20°C entwickelt werden sollte. Man hätte dann schon auf dem Mond eine Bildkontrolle gehabt.

Die Blad Kameras waren ja dann im Ausseneinsatz Brustmontiert und ohne Reflexsucher (zu schwer, zu Defektanfällig) also mussten die Astronauten das Fotografieren "aus dem Bauch" erlernen dazu entwickelte man eine Hilfsvorrichtung/Visierhilfe im Helm.

Es wurden spezielle Kameras genutzt, die das Filmmaterial vor großen Temperaturschwankung als auch Strahlungen schützten. Hersteller war Hasselblad, die waren damals das Nonplusultra in Sachen Fotografie

MaxMuster6559 
Fragesteller
 06.01.2024, 20:00

Dass die Hasselblad 500 verwendet wurde, ist mir bekannt. Ich frage wegen des Filmmaterials, was normalerweise sogar auf der Erde höchst empfindlich ist. Und vor allem: wie wurden die Filme gewechselt mit den Handschuhen?

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Andreaslpz  06.01.2024, 20:01
@MaxMuster6559

Die Filme waren in speziell geschützten Kassetten und wurden mitsamt Kassette gewechselt

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Die Temperaturschwankungen - so wie du sie beschreibst - kamen nicht vor. Die Landungen fanden immer an der Grenze von Tag zu Nacht vor und waren so kurz, dass die "Schwankungsbreite" nie wirksam wurde.

Green8300  10.01.2024, 09:31

naja...nachdem der Mond keine Atmosphäre hat, hat die Kamera in der Sonne die hohe Temperatur und wenn sich der Astronaut in den Schatten dreht die eisige Temperatur...egal ob Tag oder Nacht

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Vielleicht was zu den Temperaturen: die von dir angegebenen Schwankungen treten zwischen Mondnacht und Mondtag auf.Allerdings dauert ein solcher Zyklus ca. 27 Erdtage. So lange war keine der Mondexkursionen. Sprich, diese gewaltigen Schwankungen traten nicht auf.

Weiterhin handelt es sich um die Oberflächentemperaturen. Da der Mond keine Atmosphäre besitzt, sind die Kameras und Filme kaum davon beeinflusst worden.

Green8300  10.01.2024, 09:33

aber somit müsste die Temperatur der Kamera (sonnenzugewandt) stark steigen und wenn sich der Astronaut in den Schatten dreht dann stark sinken

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Knubaer  10.01.2024, 16:40
@Green8300

Nein. Dafür ist der Zeitraum zu gering. Es ist ja nicht so, dass die Strahlung schlagartig sämtliche Oberflächen aufheizt.

Das dauert

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https://history.nasa.gov/alsj/a11/a11-hass.html

Finally, The film used on Apollo-11 was the same type carried on the other flights - a Kodak special thin-based and thin emulsion double-perforated 70 mm film - which permitted 160 pictures in color or 200 on black/white in each loading.
Woher ich das weiß:Hobby – Beobachtung mit eigenem Teleskop seit 1981/Hobby