Mit welchen Bibelstellen wurde die Hexenverfolgung begründet?

11 Antworten

Es gab keine Begründung. Zur Zeit der Hexenverfolgung wurden die Taten und Entscheidungen der Kirche nicht in Frage gestellt.

Das ist nicht so wie heute, dass sich irgendjemand hinstellen und die Kirche kritisieren kann. Die Kirche stand ganz oben, sogar über den Königshäusern. Kritik an deren Taten war schon Häresie oder wurde ähnlich behandelt.

Quarki123 
Fragesteller
 19.06.2017, 16:40

Aber kennst du vielleicht noch 1 Bibelstelle. Die Lehrer reißen mir den Kopf ab, wenn ich nicht noch eine finde.

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hankey  19.06.2017, 16:43
@Quarki123

3. Buch Mose, Kapitel 20, Satz 27

Wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichendeuter sein wird, die sollen des Todes sterben. Man soll sie steinigen; ihr Blut sei auf ihnen.

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CamelWolf  20.06.2017, 08:46
@hankey

Ist aber aus dem alten Testament und somit für Christen nicht relevant.

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hankey  20.06.2017, 10:01
@CamelWolf

Im Mittelalter zur Zeit der Hexenverfolgung schon.

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OlliBjoern  20.06.2017, 23:26
@hankey

Das Mittelalter war aber nicht die Hochzeit der Hexenverfolgungen. Das war die frühe Neuzeit.

(Das ist eine der Legenden, die sich am hartnäckigsten hält - dass Hexenverfolgungen angeblich vorwiegend im Mittelalter stattfanden.)

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hankey  21.06.2017, 15:58
@OlliBjoern

Ja gut, das ist jetzt nur Wortklauberei. Mittelalter, Frühe Neuzeit, spielt keine Rolle. Halt um 1400 - 1800 oder so ähnlich.

Und was die Gültigkeit oder Nichtgültigkeit angeht:

Stell Dir mal die Frage: Hättest Du damals den Mut gehabt, die Praxis der Hexenverfolgung öffentlich anzuprangern und die Verantwortlichen zu konfrontieren? Ich meine jetzt, Jahrhunderte später, kannst Du ja viel sagen. Aber versetz Dich mal in die Zeit zurück. Da konnte Dein Kopf schneller in einem Strick liegen als Dir lieb war, wenn Du die Obrigkeit angegriffen hast.

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Galater 5:20-21: "Abgötterei, ZAUBEREI, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, MORD, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchem ich euch zuvor gesagt habe und sage euch zuvor, daß, die solches tun, WERDEN DAS REICH GOTTES NICHT ERBEN." 

Im neuen Testament steht, dass wer Zauberei, genauso aber Mord, treibt/begeht, wird nicht in den Himmel kommen. Jedenfalls wenn man es bis zu seinem Lebensende ohne Umkehrung ausübt. 

Zwischen altem und neuen Testament gibt es übrigens Unterschiede, in der Zeit vor Jesus wurden z.B. viele Tieropfer verlangt, jetzt nicht mehr, denn Jesus hat die Strafe unserer Sünden komplett bezahlt. 

Vielleicht haben die Menschen damals Hexenverfolgung mit Bibelstellen aus dem alten Testament belegt:  

2. Mose 22:17: "Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen." 

3. Mose 20:27: "Wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichendeuter sein wird, die sollen des Todes sterben. Man soll sie steinigen; ihr Blut sei auf ihnen." 

extrapilot351  21.06.2017, 05:59

Mit Religion lässt sich kein Mord rechtfertigen.

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miamia99  23.06.2017, 13:33
@extrapilot351

In Galater 5:20-21 steht: "[...], Mord [...] und dergleichen, von welchem ich euch zuvor gesagt habe und sage euch zuvor, daß, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben." 

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im für Christen verbindlichen Neuen Testament gibt es dafür keine Rechtfertigung, weder für die Existenz von Hexen, die mit dem Teufel im Bund stünden, noch für die Pflicht, sie zu verfolgen und zu verbrennen.

Einige Theologen begründeten es mit dem 2.Buch Mosis Exodus, 22.17 "Zauberer und Hexen sollst du nicht am Leben lassen."

Doch für die jahrhundertelangen Hexenjagden berief man sich nicht auf die Bibel, sondern auf die sog. Hexenbulle von Papst Innozenz VIII:
Papst Innozenz VIII. ermächtigt die beiden in Deutschland tätigen Inquisitoren Heinrich Institoris und Jacob Sprenger, gegen die Zauberer und Hexen gerichtlich vorzugehen. Er erklärt den Widerstand, den dieselben seither in Kreisen von Klerikern und Laien bei dieser Tätigkeit gefunden haben, für unberechtigt, da diese Verbrecher tatsächlich unter die Kompetenz der Ketzerrichter gehören, und  beauftragt den Bischof von Straßburg, die den Inquisitoren etwa entgegengesetzten Hindernisse durch die Verhängung kirchlicher Zensuren zu beseitigen.

Quarki123 
Fragesteller
 19.06.2017, 16:49

Kannst du mir die Quelle mitteilen? Also von dem Hexenbullen.

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suziesext1235  19.06.2017, 16:59
@Quarki123

die Hexenbulle wurde verfasst von Jacob Sprenger, dem Papst vorgelegt und der ließ das Schriftstück in Form eines päpstlichen Edikts (Bulla) veröffentlichen. Heinrich Institoris war auch der Verfasser des "Hexenhammer". Er nahm später den Text der Hexenbulle mit auf in sein eigenes sinistres Machwerk.

Hier, unter Web-Links, findest du den Text in Latein, deutsch und englisch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Summis\_desiderantes\_affectibus

den Hexenhammer findest du hier als eBuch zu runterladen:

http://b-ok.org/md5/A66C61605821B70E663FD2822DE28940

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Karl37  20.06.2017, 18:39

Du hast die Hexenbulle nicht gelesen, denn darin ist gerade die Verbrennung untersagt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Summis_desiderantes_affectibus

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suziesext1235  20.06.2017, 18:46
@Karl37

nein, kann ich nach 9 Jahren humanistischen Gymnasiums  immer noch keine Latein-Texte lesen?

Der Wikipediaartikel wurde übrigens von katholischen Apologeten redigiert.

Wie hätte man denn die Hexen humanistisch-katholischer sonst umbringen sollen? Indem man ihnen die Zehennägel rausreißt? Hat je irgendein Papst nach Innozenz VIII dem Hexenbrennen Einhalt geboten, mit dem Hinweis, die Hexenbulla sei falsch ausgelegt worden?

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Auch wenn es dir nicht gefällt: es gehört zum Wissen über "Hexen" dazu, auch die weltliche Seite zu betrachten. Die Mutter von Johannes Kepler (Astronom) wurde der Hexerei bezichtigt. Die Gattin des Glasers bezichtigte sie, ihr einen "bitteren Trank gegeben" zu haben.

Möglicherweise waren geschäftliche Differenzen die Ursachen. Jedenfalls war es dann der Vogt von Leonberg (kein Geistlicher), der die Anklage erhob. Er handelte in Übereinstimmung mit weiten Teilen der Bevölkerung.

"Bibelstellen" findest du hier nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_Kepler

Durch das Eingreifen des Sohnes wurde sie am Leben gelassen. Zudem zeigt dieses Beispiel, dass es weder das berüchtigte "Mittelalter" war noch primär die Kirche, die bei dieser Art Prozessen maßgeblich war (in der Neuzeit).

Wenn du auf Häretiker anspielst: (z.B. Jan Hus), ja, da war die Kirche in der Tat beteiligt. Ist aber was anderes als ein Hexenprozess.  

Falls dich auch eine Erklärung interessiert, die weder auf Bibel noch auf Kirche zurückgreift, kann ich dir diese zur Ergänzung anbieten:

"Norman Cohn hat als Erster gesehen, dass Hexen seit dem 15. Jahrhundert die frühere Sündenbockrolle der Juden übernahmen.

Hexerei kann als das paradigmatische Verbrechen der Kleinen Eiszeit betrachtet werden, denn die Hexen wurden direkt für das Wetter verantwortlich gemacht, ebenso für fehlende Fruchtbarkeit der Felder, Kinderlosigkeit und natürlich für die "unnatürlichen" Krankheiten, die im Gefolge der Krise auftraten. [...]

Das Delikt verschwand wieder aus dem Strafrechtskatalog nach dem Ende der Kleinen Eiszeit bzw. mit der Erfindung von einleuchtenderen Deutungsmustern. [für das schlechte Wetter und Missernten] (Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung, S.173)

Nach dieser Erklärung sind weder Bibel noch Kirche schuld an der Hexenverfolgung, sondern ein Klimawandel. Jetzt kann man darüber spekulieren, was uns noch bevorsteht, wenn der gegenwärtige Klimawandel voranschreitet. Man braucht es aber nicht.

Für euren Unterricht stellt der Hinweis aber vielleicht eine Bereicherung dar.