Meinungen zu Reitsport, Pferdesport und Springreiten, findet ihr das noch zeitgemäß oder problematisch?
Ich muss zugeben, dass ich als Mann den Pferdesport, Springreiten und so mit relativ grossem Interesse verfolge, also vor allem regionale Turniere, aber auch den CHIO und Olympia usw. schau ich mir gern an.
Nun zu meiner Frage, nachdem man immer wieder von unschönen Vorfällen in Ställen hört, darunter auch Vorzeige Ställe wie neulich in Dänemark, aber auch schon hier in Deutschland, kommt einem immer wieder der Gedanke, ob man den Sport noch mit gutem Gewissen verfolgen kann? Immer mehr sprechen in dem Zusammenhang auch von Tierquälerei, was gibt es unter euch dazu für subjektive Meinungen? Findet ihr es noch zeitgemäß oder eher problematisch?
War früher mal mit einer zusammen die geritten hat, wenn man da zugeschaut hat (auch beim Training) oder den Hof besucht hat lief das immer alles vorbildmässig ab, klar hatten sie auch Gerten und Sporen im Einsatz, aber die sind ja nicht zum gezielten Antreiben der Pferde oder gar zum Schlagen und Bestrafen da, sondern dienen ja eigentlich eher der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter/in.
Das es schwarze Schafe leider überall gibt ist denke ich jedem klar, aber ich denke mal an und für sich und im grossen und ganzen ist der Sport doch okay und nicht wie man immer wieder hört (auch schon in meinem Freundeskreis), dass die Pferde gefühlt mit der Gerte über die Hindernisse geprügelt werden oder so. Wollte mal hören, was es hier zu so für verschiedene Meinungen gibt.
6 Antworten
Der "Vorzeigestall" in DK bzw. dessen Inhaber hat nicht zum ersten mal Dreck am Stecken und ist in der Branche wohl bekannt... genau wie einige andere auch. Jetzt war es halt einmal zuviel und einmal zu (schnell) öffentlich, da hat nun auch die Verbands- und FEI-Klüngelei etc. nicht mehr geholfen irgendwas unter den Teppich zu kehren. Eines der guten Dinge an Internet und Co. - wer erwischt wird, darf sich drauf verlassen, dass es zügig die Runde macht... daher sind auch Verantwortliche endlich etwas aufmerksamer und darauf bedacht, schwarze Schafe nicht mehr einfach so durchkommen zu lassen.
Grundsätzlich kann man natürlich drüber diskutieren, ob gerade der Turnier-/Rennsport, alles womit dann auch (viel) Geld verdient wird, was unbestritten oft zu Lasten der Tiere geht, noch zeitgemäß ist. Zumindest in der jetzigen Form. Es gibt durchaus viele Regularien, die dringend überarbeitet werden müssen und völlig veraltet und 0 pferdegerecht sind. Italien ist hier Vorreiter, Sportpferde gelten dort seit Sept. letzten Jahres als "Athleten". Somit werden sie rechtlich nicht mehr als Objekte eingestuft, was hoffentlich dem Tierschutz und einer besseren Behandlung dienlich ist. Wobei man auch hier wieder klar differenzieren muss - auch ohne solch ein Gesetz behandeln bei weitem nicht alle Turnierreiter ihre Pferde nur als Sportgeräte!
Reiten an sich finde ich weiterhin zeitgemäß. Und kann auch nicht so ganz nachvollziehen, warum immer genau DAS das Problem darstellen soll. Natürlich ist es Mist, wenn Pferde schlecht/falsch geritten werden, mit falscher/unpassender Ausrüstung, etc., Kommt vor, keine Frage. Aber - da gibt es auch das Groß der Reiter, die sich wirklich bemühen, Unterricht nehmen, sich weiterbilden, für ihre Pferde tun, was geht.
Dazu: wie oft wird nun das Freizeitpferd geritten? Im Durchschnitt 1 - 2h/Tag, die restliche Zeit kann ein pferdegerecht gehaltenes Pferd mit seinesgleichen nach Gusto verbringen. Und genau hier liegt doch viel eher der Hase im Pfeffer: warum geht es immer um das Reiten, dabei ist doch die Haltung viel entscheidender und oft auch das viel größere Übel! Das Herden- und Lauftier Pferd wird vielfach immer noch in einer Box untergebracht. Alleine. Wenig Platz. Mit Gitter vor der Nase. Keine/zu wenig Möglichkeit freier Bewegung, sozialer Kontakte und frischer Luft. Und nein, da macht es auch eine Paddockbox nicht wirklich besser, oft nur versehen mit einem Auslauf so groß wie ein Handtuch. Und das ist doch viel schlimmer, denn es wird immer noch als normal angesehen und sehr viele Pferde müssen den Großteil ihres Lebens auf diese Weise verbringen. Nur kommt da wenig bis nichts weder von noch aus der Öffentlichkeit und leider auch nicht genug von den Reitern selbst. Auch, wenn es ein Glück immer mehr Menschen kapieren.
Im Prinzip ist kein Pferd zum Reiten gemacht. Und erst Recht nicht zum Springreiten. Das sollte man sich immer wieder vor Augen führen.
Ich bin aber nicht der Meinung, dass Reitsport per se schlecht ist. Schließlich sind es Lebewesen mit Charakter und Fehlern wie du und ich. Genau so individuell wie du und ich und eben genau so individuell zu betrachten. Es sind eigenständige Lebewesen, das sollten wir respektieren, aber sie sind auch nicht aus Porzellan.
Reite dein Pferd. Reite es Englisch, reite Springen, wenn du magst. Aber vergiss dein Pferd auf dem Weg nicht. Beim Reiten geht es nicht um dich, noch nicht einmal um die perfekte Hilfengebung/das perfekte Reiten oder um große Erfolge und Turniere. Es geht um das Pferd. Und auf das Pferd gehen wir ein, mit dem Pferd wachsen und lernen wir und wenn nebenbei sich noch eine Reiterkarriere im Turniersport entwickelt, dann bitte auch "nur nebenbei". Denn es geht um das Pferd, nicht um dich. Das Pferd soll genau so Spaß haben wie du.
Aber nehmen wir an, dein Pferd und du, ihr habt Spaß am Reiten. Und an Turnieren. Und am Springen. Dann reitet, springt und geht auf Turniere. Nur: Ein Pferd ist ein Fluchttier und wir haben die Verantwortung. Wir kümmern uns, wir erlernen deren Sprache, nicht umgekehrt.
Geh auf dein Pferd ein. Geh so weit, wie es nicht nein sagt, wie es noch Spaß und keinen Stress hat. Aber behandel es auch nicht wie Porzellan. Ein Pferd ist ein Herdentier und braucht ein Leidtier zur Orientierung. Diese Rolle übernimmst du, du musst dich also durchsetzen. Aber übertreibe es nicht. Das ist die Balance, die man finden muss und die unfassbar schwer zu finden ist. Kein Reiter ist perfekt. Jeder macht Fehler, jeder tut seinem Pferd mal weh und das ist okay und auch gut so. Wichtig ist nur, dass dir das und du dir deiner Verantwortung bewusst ist/bist. Denke und handel im Sinne des Pferdes, dann machst du alles richtig.
Auf diese Grundlage kannst du aufbauen und im Prinzip alles machen - bis zum ganz großen Sport.
Das Problem liegt, meiner Meinung nach, also eher wenig an der Reiterei an sich, sondern viel mehr an der Form, wie sie vermittelt und zelebriert wird. Der Erfolg im Turniersport ist das Ziel, nicht das Verständnis des Verhaltens und der Körpersprache des Tieres. Wir lernen die Pferde in Reitschulen nicht kennen, die wir reiten, wir reiten sie. Uns wird beigebracht, sie nach Lehrbuch zu reiten. Aber der Umgang mit ihnen, der fehlt. Dabei bildet der die Grundlage. Ich möchte nicht sagen, dass du ein Pferd vollkommen kennenlernen und verstehen lernen musst bevor du es reitest. Ich möchte nur Verständnis dafür wecken, einen Schritt rückwärts zu machen und das Tier nicht als das zu betrachten, als das es in den Medien dargestellt wird, sondern einfach nur als Tier.
Sehr schön geschrieben!
Nur: Würde mehr wirklich „nach Lehrbuch“ geritten, gäbe es keine Tierquälerei dabei. Denn diese Dinge, die grade öffentlich angeprangert werden, stehen weder in irgendeinem Lehrbuch, noch haben sie irgendwas mit „korrekter Hilfengebung“ zu tun.
Im Lehrbuch dreht sich alles um die Scala der Ausbildung. Hierin ist „Losgelassenheit“ ein ganz wichtiger Punkt. Ein gequältes Tier aber würde diesen Punkt niemals zeigen.
Mir gefällt der Sport und ich finde ihn zeitgemäß. Warum sollte es da ein Problem geben?
Es gibt da zuviele Schwarze Schafe, die behandeln ihre Pferde als Sportgerät. Ich denke, wenn ich das Leittier bin, dann passt ein guter Anführer darauf auf, das dem Pferd nichts passiert und es ihm zu jedem beliebigen Zeitpunkt so gut wie es nur gehen würde, geht.
Ich bin selber Springreiterin, Und solange man weiß was man tut, grade im Umgang mit sporen, Springkandaren und anderen Hilfsmitteln, ist es kein Problem. Klar, Fehler passieren passieren mir auch, aber man soll nicht bewusst die beine reinhauen ect.
Da finde ich sollte man sich in der Dressur schon mehr gedanken machen, Mit Rollkur, nicht korrekt gerittenen Lektionen ect.
Manche leute gehören einfach nicht an Pferde, sowas gibt es überall, auch bei mir im stall.🙃
Problem ist, es werden ganz oft nur die Negativbeispiele thematisiert und zu wenig Aufklärung betrieben. Wie viele meinen, dass z. B. der Springsport Quälerei wäre, dabei vergessen sie, dass Pferde, die dort gehen, das Springen leben und niemals unfreiwillig über ein Hindernis gehen würden.
Bestes Beispiel: Olympia vor nicht all zu langer Zeit oder auch, weniger drastisch, sämtliche Verweigerungen im Parcours.
Natürlich fällt es dort öfter auf als im Viereck.
Leider wird nicht oft genug betont, dass Reiter A ein Vorzeigebeispiel ist und Reiter B disqualifiziert werden sollte. Jeder darf mit jedem Pferd teilnehmen, solange es regelnkonform ist. Regeln, die nicht selten überholt sind. Wer hat zum Beispiel Rollkur im Viereck erlaubt oder auf dem Abreiteplatz?
Rollkur ist schon seit Jahren verboten. Indes, es mangelt an der konsequenten Bestrafung.