Jahwist und Priesterschrift- Was ist der Unterschied?

4 Antworten

Guten Tag hellohellobabe,

Die „Quellentheorie“ der Kritiker.

Nach der Theorie einiger Bibelkritiker soll die Genesis nicht das Werk eines einzigen Schreibers oder Kompilators sein, sondern soll von mehreren Schreibern verfaßt worden sein, von denen einige angeblich lange Zeit nach Moses gelebt haben.

Gestützt auf vermeintliche Unterschiede in Stil und Wortwahl, brachten sie die sogenannte Quellentheorie auf. Nach dieser Theorie gibt es drei Quellen, die man

  • „J“ (Jahwist),
  • „E“ (Elohist) und
  • „P“ (Priesterschrift) nennt.

Die zweimalige Erwähnung gewisser Ereignisse oder die Ähnlichkeit einiger Erzählungen in verschiedenen Teilen der Genesis hat einige veranlasst, noch weitere Quellen zu vermuten, ja man gliederte das Buch Genesis immer mehr auf und führte es schließlich auf bis zu 14 unterschiedliche Quellen zurück.

Man behauptet, diese verschiedenen Quellen oder Schreiber hätten unterschiedliche Ansichten und Theologien vertreten, dass aber die Genesis als Verschmelzungsprodukt doch irgendwie ein aus diesen Quellen hervorgegangenes, zusammenhängendes Ganzes bilde. Um ihre Theorien zu stützen, müssen die Kritiker viele absurde Argumente vorbringen, von denen hier einige angeführt werden.

Die eigentliche Grundlage der Quellentheorie war die Verwendung verschiedener Titel für Gott. Die Kritiker behaupten, das weise auf verschiedene Schreiber hin. Wie unlogisch diese Ansicht jedoch ist, zeigt sich darin, dass in nur einem kleinen Abschnitt der Genesis folgende Titel vorkommen:

  • „Gott, der Höchste“ (ʼEl ʽEljṓn, 1Mo 14:18);
  • „[der,] der Himmel und Erde hervorgebracht hat“ (14:19);
  • „Souveräner Herr“ (ʼAdhonáj, 15:2);
  • „Gott des Sehens“ (16:13);
  • „Gott, der Allmächtige“ (ʼEl Schaddáj, 17:1);
  • „Gott“ (ʼElohím, 17:3);
  • „der wahre Gott“ (ha·ʼElohím, 17:18) und
  • „der Richter der ganzen Erde“ (18:25).

Wollte man, gestützt darauf, behaupten, jeder dieser Verse stamme von einem anderen Schreiber, würde man auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, und es wäre auch absurd. In Wirklichkeit werden diese verschiedenen Titel in der Genesis wegen ihrer Bedeutung auf Gott angewandt — weil sie die verschiedenen Eigenschaften Jehovas erkennen lassen sowie sein unterschiedliches Wirken und seine Verfahrensweise mit seinem Volk.

Weitere Beispiele: Wegen der Verwendung des Wortes baráʼ, „erschuf“, soll 1. Mose 1:1 aus der als „P“ bezeichneten Quelle stammen. Das gleiche Wort kommt aber auch in 1. Mose 6:7 vor, einem Text, der aus der Quelle „J“ stammen soll.

Der Ausdruck „Land Kanaan“, der in mehreren Texten vorkommt (unter anderem in 1Mo 12:5; 13:12a; 16:3; 17:8), soll eine Eigentümlichkeit des als „P“ bezeichneten Schreibers sein, weshalb die Kritiker ihn für den Verfasser dieser Texte halten. Denselben Ausdruck findet man aber auch in den Kapiteln 42, 44, 47 und 50, die von denselben Kritikern jedoch „J“ und „E“ zugeschrieben werden.

Die Kritiker behaupten zwar, vermeintliche Ungereimtheiten in der Genesis ließen sich nur mit Hilfe ihrer Theorien erklären, doch eine nähere Prüfung ergibt, dass diese Theorien selbst eine Menge Ungereimtheiten aufweisen.

Du fragst noch:

Was hat das ganze mit der Sintflut und Schöpfungsgeschichte zutun?

Im Prinzip läuft die gesamte bibelkritische Quellentheorie darauf hinaus, dass versucht wird, die Angaben der Bibel, hier beispielsweise über den Schreiber, Mose, als erwiesen unglaubwürdig darzustellen. Anschließend kann dann leicht behauptet werden, die Berichte über die Schöpfung und die Sintflut seien nur lokale Geschehnisse oder als Sinnbilder zu verstehen.

Dagegen spricht jedoch u. a. das Zeugnis Jesu Christi gemäß Matthäus 24:37-39 (EÜ):

37 Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. 38 Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, 39 und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.

JensPeter  21.11.2013, 20:02

Hochinteressant Dein Beitrag Kdd1945! Da hab ich was dazu gelernt. Diese Antwort merke ich mir in meiner Datenbank.

Und:

wie sagt es die Bibel so schön:

  1. Thessalonicher 3:2 . . .denn der Glaube ist nicht ein Besitz aller Menschen. 

Beste Grüße

JensPeter

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JensPeter  21.11.2013, 20:18
@JensPeter

Achja, HelloHelloBabe, noch etwas:

wichtig ist es mit dem ganzen Herzen nach der biblischen Erkenntnis zu suchen - (was sicher bei Dir der Fall ist - und nicht nur einer guten Note wegen).

Denn dann greift folgendes (versprochen!):

Matthäus 7:7 Bittet fortwährend, und es wird euch gegeben werden; sucht unablässig, und ihr werdet finden; klopft immer wieder an, und es wird euch geöffnet werden. 

Wo man hier klopft, das ist etwas ganz anderes als GF oder das Internet!

Also zum fleißigen Lernen glaubensvoll um Erkenntnis beten!

Oder man lädt den besten Lehrer ein, den es gibt.

Wie das?

Matthäus 18:20 Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.“

Meine Glaubensbrüder und ich, wir treffen uns im Normalfall zwei mal die Woche - und jedesmal nehme ich etwas neues mit nach Hause!

Johannes 17:3 Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus. 

Beste Grüße

JensPeter

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jeysuni  21.11.2013, 23:49
@JensPeter

Schöne Kommentare Jens und kdd1945,

von euch beiden kann ich viel zu meinem biblischen Wissensschatz hinzu tun. :)

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Hallo,

die sogenannte historisch-kritische "Forschung" unterteilt die ersten beiden biblischen Berichte in "Priesterschrift" (7-Tage-Bericht) und "Jahwist" (Paradiesgeschichte mit Adam und Eva) und ordnet sie verschiedenen Quellen zu, wobei man sich vornehmlich auf die verschiedenen Gottesbezeichnungen (1. Text: Elohim; 2. Text: JHWH Elohim) und den stilistischen Kontrast stützt.

Ich will nicht um den heißen Brei herumreden und schicke es gleich vorweg: Die genannten Beobachtungen sind teilweise richtig, die Schlussfolgerungen leider ausnahmslos falsch!

Here we go: Schon im ersten Text fällt der Name JHWH, und zwar in Gen. 2.4: "Dies ist die Stammfolge von Himmel und Erde in ihrem Erschaffenwerden, der Tag, an dem JHWH Elohim Erde und Himmel machte". Im Original ist es ein zusammenhängender Satz; Der erste Teil bezieht sich auf das ganze Universum (Himmel und Erde) und den Aspekt des "Erschaffens" (hebr. bara; Erzeugung von völlig Neuem durch Gott), der zweite Teil hingegen fokussiert sich folgerichtig auf die Zubereitung (hebr. asah; fortlaufende Zubereitung von bestehendem Material) der Erde und des dazugehörigen "Luft"himmels, indem die Formulierung "Himmel und Erde" in "Erde und Himmel" umgekehrt wird. Dies passierte innerhalb der ersten 6 Schöpfungstage. In der Verwendung des Name JHWH klingt an, dass Gott schon während dieser Zeit mit der Erde in eine Beziehung trat, noch lange, lange vor dem Erscheinen des Menschen.

Die historisch-kritischen Exegeten konnten dies alles nicht glauben bzw. zogen es gar nicht erst in Betracht und rechneten den zweiten Teil des Satzes dem Folgetext zu. Dadurch erweckten sie den falschen Eindruck eines zweiten Schöpfungsberichts, nach dem Motto: "Als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte..." In diesem Text kommt aber nichtmal das Wort "erschaffen" (bara) vor, außerdem verengt sich der Fokus weiter, und zwar auf ein genau beschriebenes Gebiet im Fruchtbaren Halbmond, der Geburtsort der Landwirtschaft. Im Unterschied zur in Gen. 1.26-31 erschienenen Gesamtmenschheit treten hier die ersten namentlich erwähnten Menschen die Bildfläche, Adam und Eva.

Der historisch-kritische Fleischwolf macht leider auch vor der Sintflutgeschichte nicht halt. Dazu im Folgenden mehr:

http://www.gutefrage.net/frage/ist-die-biblische-sintflutgeschichte-aus-dem-gilgamesh-epos-entnommen-worden#answer34930364

Jahwist sind die Quellenschrift im Pentateuch. Priesterschrift betrifft den Priesterkodex, also die jüngste Quellenschrift des Pentateuch und liegt v.a. den 1 drei Büchern Mose zugrunde, enthält Gesetzestexte und Darstellung der israel. Heilsgeschichte (von der Schöpfung bis zum Tod des Moses).