Eine Frage zur Bibel: welche Informationsquellen hatten die Priester als sie die Schöpfungsgeschichte schrieben (Genesis 1.1 - 2.3 (4a)?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die veraltete Bezeichnung ,,Priesterschrift" für das Sechstagewerk fußt auf der zweifelhaften Annahme, dieses sei während des babylonischen Exils von israelischen Priestern verfasst worden, als Konter auf spätbabylonische Mythen, mit denen die Israeliten konfrontiert waren. Dagegen wirkt die traditionelle Lehrmeinung, Moses sei der alleinige Autor des ganzen Pentateuchs (inclusive dss Sechstagewerks), richtig glaubwürdig. Vielmehr ist die bibelkritische Theologie nichts weiter als eine verschlimmbessernde Trotzreaktion auf die etablierte Auslegungstradition und nicht zuletzt die Macht der Kirche. Auch die Einteilung nach ,,Gottes"bezeichnungen (Elohist, Yahwist) ist überholt; Denn der Name YHWH kommt sehr wohl im Sechstagewerk vor, zu welchem Gen. 2.4 untrennbar gehört, sowohl inhaltlich als auch strukturell. Der Teilungsversuch in a und b illustriert hingegen nur die Verzweiflung der Exegeten und Übersetzer.

Woher wussten die Priester als Autoren der Schöpfungsgeschichte dass Gott die Welt in sechs Tagen erschuf?

Das auf dem Mondzyklus basierende Wochenschema ist in vielen Kulturen bekannt. Und es gehört nicht viel dazu, dieses in vergrößerter Form auf die Entstehungsgeschichte der Erde zu münzen. Das ist kein Hexenwerk. Und Möglichkeiten zur Erkenntnisgewinnung über die Natur hatten bereits die ersten Menschen.

dass Moses der Autor der Schöpfungsgeschichte ist 

Wohl kaum. Das komplette Buch Genesis spielt sich vor Moses ab und beansprucht gleichzeitig, früh schriftlich fixiert worden zu sein. Folglich wurde es Moses bereits in fertiger Form schriftlich überliefert, und nicht etwa mündlich. Moses war weniger Autor als Redaktor. Die ,,Schöpfungsgeschichte" stammt trotz der hebräischen Sprache nicht von Israeliten, sondern von deren südmesopotamischen Vorfahren der späten Jungsteinzeit bzw. des frühen Altertums.

Buchtipp: ,,Die Entstehung der Genesis" von Percy John Wiseman

Woher ich das weiß:Recherche
dasistnett 
Fragesteller
 24.08.2020, 12:41

Vielen Dank @Serendipiti87 !!! Nun bin ich einen Schritt weiter.

Das auf dem Mondzyklus basierende Wochenschema ist in vielen Kulturen bekannt. Und es gehört nicht viel dazu, dieses in vergrößerter Form auf die Entstehungsgeschichte der Erde zu münzen.

Das Argument mit dem Mondzyklus ist überzeugend.

Aber meine Frage bezieht sich in Wirklichkeit nicht nur auf das Merkmal 6-Tageswerk". Ich benannte das Schöpfungsmerkmal "6-Tageswerk" nur der Einfachheit halber und beispielhaft für alle weiteren beschriebenen Werke Gottes bei der Erschaffung der Welt.

Ich versuche zu verstehen woher die Autoren (die Priester) Information über die Details und die Reihenfolge der Schöpfungswerke hatten: "Am Anfang schuf Gott das Licht (die Zeit)/ dann das Firmament (Raum)/ dann Land und Meer/ dann Pflanzen ...."

Meine Frage ist deshalb so aktuell weil die Quantenphysik erforscht wie Zeit/ Raum und das Universum entstanden sind (ich sah gestern die Doku auf Servus TV).

Die Quantenphysiker kamen zum Ergebnis dass Licht der Ursprung aller Materie/ Raum/ Zeit ist. Obwohl die Wissenschaftler keinerlei Bezug auf Religion nahmen sehe ich Parallelen zwischen Erkenntnissen der Quantenphysik und der Schöpfungsgeschichte.

Deshalb möchte ich gerne wissen wie die Priester vor 3000 Jahren wissen konnten dass die Schöpfung mit der Erschaffung von Licht, etc. begann.

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Serendipity87  24.08.2020, 22:02
@dasistnett

Danke, freut mich dass ich helfen konnte.

Es existierte auch lange Zeit (und heute teils immer noch) die Meinung, dass es überhaupt sowas wie einen Anfang gab. Demnach soll das Universum schon ,,ewig" existieren. Ganz zu schweigen vom spätbabylonischen Schöpfungsverständnis, wonach der erste Mensch aus nichttierischen Materialien wie Erde, Blut oder sogar Holz ,,erschaffen" sein soll. Die Frage sollte also eher lauten, wie Leutchen auf so einen Unfug kommen.

Praktisch jede Aussage der Schöpfungsgeschichte hat eine Entsprechung in der Naturwissenschaft. Die Schöpfung beginnt mit der Erschaffung von Himmel und Erde. Der alte Ausdruck bezeichnet das Universum in seiner Gänze, also Raum, Zeit und Materie. Gen. 1.3 ist gar kein Schöpfungsakt, genau genommen entsteht überhaupt nichts Neues, eher im Gegenteil. Auch beschränkt sich das Geschehen schon ab Gen. 1.2 nur noch auf die Erde. Es geht nicht um die primäre Entstehung von Licht irgendwo im Weltraum. Viele Männer kennen das Problem, wenn sich das Haupthaar lichtet. Ein anderes Beispiel ist die Lichtung im Wald, wo weniger Bäume stehen. Es geht eher etwas verloren, als dass etwas dazukommt. Das hebräische 'or ist ein allgemeines Wort für ganz normales diffuses Tageslicht.

Weiterer Buchtipp: ,,Die Bibel bestätigt das Weltbild der Naturwissenschaft" von Karel Claeys

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Justizaufsicht  24.08.2020, 22:28
@Serendipity87

Kleiner Hinweis noch: Das Wasser ist gemäß hebräischer Schöpfungsmythologie unerschaffen wie Elohim (Göttinner) selber.

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Serena2000  24.08.2020, 22:35
@dasistnett

So jetzt muss ich mal meinen Senf dazugeben. Ich habe dieses Jahr in meinem 5 Prüfungsfach Abi mündlich über ,, Klimawandel - ein Ergebnis des ersten Schöpfungsberichts . Macht euch die Erde untertan " mit ner glatten 1... also was @Serendipity87 schreibt Stimme ich zu...

Im babylonischen Exil waren die Judäaer mit dem Glauben und Kultur der Babylonier konfrontiert. Diese hatten ja mehrere Götter, die Judäaer einen monotheistischen Glauben.

Die Ziele des ersten Schöpfungsberichts waren:

- am monotheistischen Glauben festhalten bzw. Gott hat den Bund nicht aufgekündigt, er ist immer noch da.

- sich vom babylonischen Glauben distanzieren + Sabbat rechtfertigen, für die babylonischen Götter waren Menschen nur Arbeitssklaven.

Dazu gehört auch das die babylonischen Götter zu Lichtern degradiert werden ( Erniedrigung)

Zudem kannst du nicht den christlichen Glauben mit Wissenschaft so hart konfrontieren...

Leider kann man keine PDF anhängen, aber googeln mal :

,,Macht euch die Erde untertan ( Gen 1,28). Von Sinn und Missbrauch der Herrschaftsformel von Erhard Gerstenberger"

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Die Autoren hatten mündliche und schriftliche Quellen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
dasistnett 
Fragesteller
 24.08.2020, 13:45

ja hatten sie zweifellos, Quellen von Menschen. Was war die Quelle dieser Menschen? Das ist ja die Frage.

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SiPriera  25.08.2020, 08:39
@dasistnett

Schau so einfach ist es wenn man in der Bibel nachschlägt.. Der Petrus sagt dazu einfach:

Denn ihr müsst vor allem wissen: Keine Prophezeiung der heiligen Schrift entspringt irgendeiner persönlichen Auslegung. 21 Denn Prophezeiungen sind niemals menschlichen Ursprungs gewesen, sondern Menschen redeten auf Veranlassung Gottes, wie sie vom heiligen Geist geleitet wurden.

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Jap das kann ich bestätigen

Woher wussten die Priester als Autoren der Schöpfungsgeschichte dass Gott die Welt in sechs Tagen erschuf?

Das ist nicht bekannt. Bisher wurde zu diesem Punkt noch kein älterer, vergleichbarer Text gefunden. Der Text hat freilig Parallelen zu anderen Schöpfungsmythen und es liegt ihm auch das babylonische Weltbild zugrunde, aber der Sechs- bzw Siebentagesrythmus ist (soweit bekannt) ohne Vorbild, sowie der Sabbat überhaupt wohl ohne Vorbild ist.

Deine Frage müsste daher eigentlich lauten: Woher kommt der Sabbat?
Und diese (ungelöste) Frage finde ich extrem spannend. Hier ein Artikel dazu von WiBiLex. Unter Punkt 4 steht auch was zum Schöpfungstext.

dasistnett 
Fragesteller
 24.08.2020, 13:31

Danke, ich denke Du hast mir sehr geholfen !! Und zwar damit:

Das ist nicht bekannt. Bisher wurde zu diesem Punkt noch kein älterer, vergleichbarer Text gefunden.

Die Bibel ist ja eine SchriftenSAMMLUNG und es kann durchaus sein dass die Informationsquelle der Priester - die die Schöpfungsgeschichte schrieben - ebenfalls in einer Schrift benannt wurde welche aber (noch) nicht gefunden wurde.

Dann aber wäre die Bibel unkomplett. Was natürlich nicht auszuschließen ist.

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BillyShears  24.08.2020, 13:57
@dasistnett
es kann durchaus sein dass die Informationsquelle der Priester - die die Schöpfungsgeschichte schrieben - ebenfalls in einer Schrift benannt wurde welche aber (noch) nicht gefunden wurde.

Wie gesagt, deine Frage ist eng mit der Entstehung des Sabbats verknüpft. Daher halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass es keinen älteren Text gibt, sondern Gen 1 im Laufe der Bedeutungszunahme des Sabbats während oder kurz nach dem Exil entstand.

Dann aber wäre die Bibel unkomplett. Was natürlich nicht auszuschließen ist.

Ich denke nicht, dass die Quellen oder Textvorlagen biblischer Texte unbedingt mit in die Bibel aufgenommen werden müssten. Als Beispiel sei hier die Sintfluterzählung genannt, deren Textvorlage aus dem Gilgamesch- und Atraḫasis-Epos stammt. Trotz dessen das das bekannt ist, gehören sie mMn nicht in die Bibel.

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Diese Frage zu beantworten......finde die alten Hebräer und einen Mann namens Fish - folge ihm und Du wirst Dinge finden, welche nicht gefunden werden sollen