Wieso wird der 1. Schöpfungsbericht in der Bibel als Priesterschrift bezeichnet?

3 Antworten

Weil früher geglaubt wurde bzw. in der historisch-kritischen Apologetik immer noch geglaubt und gelehrt wird, das 6-Tage-Werk sei von Priestern verfasst worden, im Zusammenhang mit dem babylonischen Exil.

Ich empfehle dir allerdings, dich mit der "tablet theory" von P. J. Wiseman und Donald Wiseman auseinander zu setzen. Sie beschreibt die frühe Entstehungsgeschichte der Bibel. "Die Entstehung der Genesis" ist ein guter Einstieg. 

Nadelwald75  15.11.2016, 19:18

.... "Wisemans" kommen deutlich aus der kreationistischen Richtung! Eine historisch-kritische Apologetik gibt es übrigens nicht, sondern eine historisch-kritische Forschung und Methode der Bibelexegese. Vor allem aber ist die historisch-kritische Methode nicht etwas, was früher geglaubt wurde, sondern die heute gängige Art der Bibelauslegung

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Serendipity87  16.11.2016, 07:42

Nachtrag an den FS, hab noch was Wichtiges vergessen.

Die Bezeichnung 1. Schöpfungsbericht für das 6-Tage-Werk ist genauso unzeitgemäß wie Priesterschrift. Es ist nämlich der einzige Schöpfungsbericht in der ganzen Bibel. Die Geschichte mit Adam und Eva und dem Garten Eden ist keine Wiederholung, sondern die Fortsetzung. Sie spielt sich innerhalb der seit Gen. 2.4 vorausgesetzten Schöpfung ab und beschränkt sich auf ein konkretes Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds im Nahen Osten. Zur Abgrenzung vom Thema Schöpfung sollte man die Geschichte daher konsequent Paradiesgeschichte nennen, denn Paradies bedeutet wörtlich Einfriedung, Umzäunung.

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RKATHOLIK  16.11.2016, 21:57
@Serendipity87

Die Aussage, es sei nur ein Schöpfungsbericht und nicht zwei sind,  ist nicht richtig. Der 2. Schöpfungsbericht ist älter. Darüber ist sich heute fast die gesamte Wissenschaft einig.

Viele Grüße

RKATHOLIK

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Serendipity87  16.11.2016, 22:42
@RKATHOLIK

Falsch, wirkliche Wissenschaftler (u. A. Archäologen und Sprachwissenschaftler) wissen seit Jahrzehnten, dass es in der Paradiesgeschichte nicht um Schöpfung, sondern um den Aufbau einer neolithischen Zivilisation geht. Bleiben also nur die historisch-kritische Fraktion und eine Schar Theologen und ihre gläubige Anhängerschaft. Zugegeben eine große und lautstarke Gruppe, aber alles andere als Wissenschaft.

Das Alter des Berichts steht auf einem ganz anderen Blatt.

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Weil einige Theologen davon ausgehen, dass Mose nicht der Autor der Bücher des Mose ist.

Es gibt aber auch Theologen und Bibelkenner, die sehr wohl davon ausgehen, dass Mose der Autor der Mose-Bücher ist (bis auf das letzte Kapitel, das über seinen Tod schreibt und wahrscheinlich von Josua geschrieben wurde). Zu diesen Experten zählen z. B. Dr. John F. Walvoord (Walvoord-Bibelkommentar), John MacArthur (MacArthur-Studienbibel), Williams MacDonald (MacDonald-Bibelkommentar, Charles C. Ryrie (Ryrie-Studienbibel) u.v.a.).

Sehr interessant ist auf jeden Fall, dass das Neue Testament auch davon ausgeht, dass Mose der Autor der Mose-Bücher ist, z. B. schreibt der Apostel Paulus: "Mose schreibt von der Gerechtigkeit..." (Römer 10,5).

Hallo Beckebue,

zu Gen1: Das berühmte Schöpfungslied der sieben Tage ist
keine naturwissenschaftliche und auch keine historische Darstellung. Er ist ein
Hymnus. Darüber ist man sich heut in den großen Kirchen bei der Bibelexegese und in der wissenschaftlichen Theologie einig.

Der Text ist etwa um das Jahr 520 v. Chr. Entstanden zu einer Zeit, als sich die jüdische Oberschicht in der babylonischen Gefangenschaft befand. Eigentlich ist er in eine Geschichte gekleidete Glaubensaussage über das Verhältnis von Gott – Mensch – Schöpfung, die von Priestern gegeben wurde.

Die Antwort von Serendipity entspricht nicht der historisch-kritischen Forschung und ist dann mehr aus der kreationistischen Richtung zu verstehen. Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen schreibt in der Information Nr. 106 Stuttgart VIII/1988 zum Thema „Kreationismus,
Naturwissenschaft, Glaube“ (und hier ist dann namentlich Wisemann genannt!!!):

(11) Horst W. Beck: spricht
nicht von einer verbalen Inspiration der biblischen Verfasser, sondern von
einer unmittelbaren Wortmitteilung der Schöpfungsereignisse durch Gott an Adam, der diese dann aufschrieb und weitergab. Er folgt hier P. J. Wiseman: Die Entstehung der Genesis. o.J.: „... daß der erste Abschnitt der Genesis also höchstwahrscheinlich ein Bericht dessen ist, was Gott Adam mitgeteilt hat.“ Es wäre eine Unterweisung Gottes an den ersten Menschen am Anfang der Geschichte über die Schöpfung und den Zusammenhang der Welt. – Da Adam, 930 Jahre alt, erst kurz vor der Flut starb, ist es keineswegs
abwegig, zu vermuten, daß hier ‚ur’-alte Erinnerungen in Stein gemeißelt
wurden. (S. 50) Ob jedoch Mose in fehlerloser Geisteingebung oder Adam in „direkter Hörkommunikation mit Gott“ die Schöpfungs-berichte niederschrieb, – die Einschätzungs- und Verwendungsweise der biblischen Texte bleibt dieselbe.