Schöpfungstexte in der Bibel - warum beide?

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Die Bibel spricht von Adam, also vom Menschen. Das heißt, er steht für alle Menschen: Er ist keine Person, der andere untergeordnet werden. Stattdessen wendet sich der Gott der Bibel von Anfang an, an alle Menschen und damit eben auch an die einfachen Menschen. Das ist kein Eigenname und am Anfang in den ersten Kapiteln erscheint er auch einfach als die Figur, das Geschöpf, das keinen Namen hat, das ganz schlicht "Mensch" genannt wird. Eine der Szenen am Anfang der Bibel ist , wie Adam den vorbeiziehenden Tieren Namen gibt. Hierbei können wir
viel über die Geschichte der Menschheit lernen: Er sucht
unter den Tieren eine Gefährtin. Er gibt den Tieren ihren Namen und dennoch bleibt ihm diese schreckliche Sehnsucht: Es war keine Gefährtin für ihn unter den Tieren dabei. Es gibt in diesen ersten Kapiteln der Bibel mehrere Schichten. Am Anfang sei dieser Mann namens Adam, Mann und Frau gewesen. Es heißt auch: "Und Gott sagte, lasset uns den Menschen machen." Wenn man auf die Tradition der jüdischen Kabbala zurückgeht dann kann man feststellen, dass dort immer wieder vom androgynen Menschen die Rede ist. Das heißt, in diesem Menschen "Adam" hat sich ursprünglich noch das Männliche und das Weiblich zusammen finden lassen. Der Rückschluss, der dann gezogen wurde, sieht folgendermaßen aus: Wenn Gott diesen Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat, dann mussten darin natürlich auch Mann und Frau vorhanden sein. Gott ist weder männlich noch weiblich, sondern er ist eine Pluralität: Er ist ganz einfach "elohim". Jeder von uns, ob Mann oder Frau, hat einen Funken dieser Gottheit in sich. Denn, dieses erste Wort "bereschit" meint "im Anfang" und das bedeutet , dass Gott
weiterhin bei uns ist: Die Schöpfung geht weiter. Natürlich kann ich aufgrund des hebräischen Ursprungs dieser Schöpfungsgeschichte an diese griechischen Mythologien nicht glauben: Ich reagiere von der Tradition der Kabbala her auf diese Geschichte. Wir sind kein Bild, kein Ebenbild oder eine Photographie Gottes. Früher war es wahrscheinlich gar nicht anders möglich, das alles in der Weise aus dem Hebräischen zu übersetzen. es geht um die Frage, was der Mensch eigentlich ist. Das sind 70, 80 Jahre Leben aus meinetwegen 60 Kilo Erde, Lehm bzw. Materie.Hinzu kommen noch fünf, sechs oder sieben Liter Flüssigkeit wie Wasser und Blut. Aus diesem Klumpen hat Gott den Menschen geformt. Er schuf zunächst Mann und Frau in einer Gestalt.Das bedeutet die Gleichberechtigung der Frau, die sich aus dieser Textstelle ableiten lässt. Ich weiß natürlich, dass es noch verschiedene andere Kapitel gibt, die uns das erzählen, aber das ändert alles nichts an der Botschaft, dass alle Menschen gleich sind. In diesem Klumpen, aus dem der Mensch geschaffen wurde, befindet sich noch kein Geist.
Das macht der "ruach", also der Geist Gottes. Wir finden das dann später beim Propheten Ezechiel auch wieder. Dort geht es im Kapitel 37 um eine Auferstehung mit einem großen Heer von Menschen, die aber auch alle nur Materie sind, bis der Geist Gottes über sie kommt. Irgendwann müssen wir zurück zur Erde. Heute nennt man das Recycling. Dem Bibelleser entlockt das aber höchstens ein müdes Lächeln, denn es war ja von Anfang an immer schon so gewesen. Es ist dann erst dieser göttliche Funke, der aus diesem Klumpen Materie einen schönen, einen liebenswerten Menschen macht. Der Klumpen selbst geht dorthin zurück, woher er gekommen ist. "Lasset uns den Menschen schaffen nach unserem Ebenbild..." Es folgt dann das Ende des Kapitels: Der Mensch ist bereits vorhanden. Es folgt dann aber noch ein Kapitel und da wird er erst aus der Erde geformt. "Lasset uns"? "hava na se": "Lasst uns mal!" Wenn wir hier später noch von der Sexualität sprechen, werden wir darauf noch einmal zurückkommen, Was ist da nicht viel später bei Augustinus und anderen in der christlichen Tradition alles in diese Stelle hinein interpretiert worden! Wie arg ist diese Stelle oftmals fehlübersetzt worden! In der christlichen Sichtweise sagt an dieser Stelle Gott angeblich zu Jesus, also der Vater zu seinem Sohn: "Lasst uns jetzt mal einen Menschen machen!"
Dieses dahinter Die Eva heißt natürlich nicht wirklich "Eva", sondern "Chawah", was wiederum bedeutet "Lebensspenderin", "Sprecherin", "Sinngeberin" und das bewahrheitet sich dann auch in dieser ganzen Geschichte. Es ist ja eine schöne Vorstellung, dass Gott selbst die beiden Momente von männlich und weiblich in sich enthält: Daraus schafft er sein Ebenbild, das ebenfalls in dieser Einheit besteht. liegende "wir" ist eher umgangssprachlich zu interpretieren.

Das erste Problem entsteht dann bei der Trennung dieses Wesens in Mann und Frau. Diese beiden Teile versuchen dann immer wieder zusammenzukommen und eine Einheit zu bilden.
Sie wollen eine Zweieinigkeit bilden. Zwei Fehlinterpretationen will ich ansprechen. Nehmen wir das Problem der Rippe auf: Das ist eine tendenziöse Geschichte, die auch aus einem viel späteren Zeitraum stammt. In der christlichen Tradition wird die Frau in den Übersetzungen seit dem Beginn des Mittelalters als aus der Rippe geschaffen dargestellt. Schon in der Antike wusste man doch – das wissen wir heute aufgrund der Ausgrabungen –, dass ein Mann der Theorie nach operiert werden und dann auch mit einer Rippe weniger, also nur mehr mit 23 Rippen, weiterleben konnte. Mit diesem Gedankengang hat man über Jahrhunderte die Minderwertigkeit der Frau ausgedrückt: Sie ist nur eine Rippe des Mannes. Das stimmt aber nicht, wenn man sich das Original ansieht. Denn dort steht der Begriff "cella" und das ist ausdrücklich das Wort für "Flanke". Diesen Ausdruck kann man in der Bibel immer wieder finden. Wenn die Frau also als Flanke dargestellt wird, dann hat der Mann natürlich nicht 24 Flanken wie bei den Rippen, sondern nur zwei. Mit nur einer Flanke kann er aber nicht auskommen. Damit ist also in der Bibel sehr wohl die Gleichwertigkeit von Mann und Frau dargestellt. In der Genesisgeschichte heißt es ja an einer Stelle auch: "Wenn der Mann heiratet, dann folge er seiner Frau!" Man darf auf keinen Fall übersehen, dass diese ersten Kapitel in einer sehr poetischen Sprache geschrieben sind. Die Mythologien der Welt hatten immer auch einen literarischen Anspruch: Sie sprechen in Bildern, in Zeichen, in Metaphern usw., die nicht einfach als simple historische Handlungen genommen werden dürfen. Stattdessen wollen sie den Menschen jeweils auf etwas Grundsätzliches hinweisen.

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@tinimini

Danke für den Stern ! Hat mich gefreut, das ich helfen konnte !

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Es gibt in der Bibel etliche Texte und Erzählungen, die in verschiedenen Varianten Eingang gefunden haben, so eben auch bei den beiden Schöpfungserzählungen. Jede diese beiden Schöpfungserzählungen betont einen anderen Schwerpunkt. Die erste hat einen systermatischen Aufbau (2x3 Tage + Ruhetag), bei der zweiten Erzählung steht der Mensch in seiner Dualität (Mann + Frau) und in seiner Beziehung zu Gott im Mittelpunkt. Hinzu kommt, dass im zweiten Schöpfungstext eine Erklärung für die Existenz und den Einfluss des Bösen in dieser Welt versucht wird, ohne dass das Böse im Menschen zu seinem Wesen gehört.

Weil beides eine Möglichkeit sein könnte...

Also die Texte sind keine "wissenschaftliche" Beschreibung mit den Kenntnisstand zur Entstehungszeit. Schon der formale Aufbau der ersten Schöpfungserzählung zeigt, dass es sich um eine Art Gedicht oder Schöpfungshymnus handelt. Auch den Menschen damals ist sicher schon aufgefallen, dass z.B. der Text bereits von Abend und Morgen spricht, als die Bedingungen dafür noch gar nicht gegeben waren (erst ab dem 4. Tag könnte man davon sprechen). Würde der Text mit dem wissenschaftlichen Kenntnisstand von heute entstehen, würde er formal nicht sehr viel anders aussehen (eben weil es keine wissenschaftliche Beschreibung der Entstehung ist), aber er könnte Begriffe wie Raum und Zeit, Unendlichkeit, Naturkonstanten, Universum, Evolutive Prozesse und Menschenrechte enthalten. Er wäre auch ein schönes Gedicht auf die Schönheit des Universums und die Bestimmung des Menschen. Er wäre aber ganz sicher keine kühle, nüchterne mathematische Formel oder eine seelenlose physikalische Beschreibung, so richtig diese auch sein würden.

Ein Beispiel, das den Unterschied deutlich macht:

Meine Frau ist ... Jahre alt, ist 1,75 m groß, hat konfektionsgröße.....pflegt besonders gerne folgende Hobbys....usw. >>> Diese Beschreibung wäre sachlich richtig und würde sie recht gut beschreiben. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn ich zu ihr sage: "Du bist richtig toll! Ich freue mich jedesmal, wenn ich dich sehe. Mein Schatz, ich liebe dich!"

Was meinst du, löst in ihr eine tiefe Freunde aus?

Die erste Beschreibung ist sachlich richtig und ist überprüfbar, für letzteres gilt das so nicht. Aber keiner würde auf die Idee kommen, es sei völliger Quatsch und ein fabelei, meine Frau so zu beschreiben wie mit "Du bist richtig toll! Ich freue mich jedesmal, wenn ich dich sehe. Mein Schatz, ich liebe dich!".

Und sop kannst du das auch sehen mit den Schöpfungserzählungen.

Hallo wtfever,

zu der von Dir erwähnten Quellentheorie empfehle ich Dir den folgenden Abschnitt aus dem Bibellexikon der Zeugen Jehovas "Einsichten über die Heilige Schrift".

Die „Quellentheorie“ der Kritiker.

Nach der Theorie einiger Bibelkritiker soll die Genesis nicht das Werk eines einzigen Schreibers oder Kompilators sein, sondern soll von mehreren Schreibern verfaßt worden sein, von denen einige angeblich lange Zeit nach Moses gelebt haben. Gestützt auf vermeintliche Unterschiede in Stil und Wortwahl, brachten sie die sogenannte Quellentheorie auf. Nach dieser Theorie gibt es drei Quellen, die man „J“ (Jahwist), „E“ (Elohist) und „P“ (Priesterschrift) nennt.

Die zweimalige Erwähnung gewisser Ereignisse oder die Ähnlichkeit einiger Erzählungen in verschiedenen Teilen der Genesis hat einige veranlaßt, noch weitere Quellen zu vermuten, ja man gliederte das Buch Genesis immer mehr auf und führte es schließlich auf bis zu 14 unterschiedliche Quellen zurück. Man behauptet, diese verschiedenen Quellen oder Schreiber hätten unterschiedliche Ansichten und Theologien vertreten, daß aber die Genesis als Verschmelzungsprodukt doch irgendwie ein aus diesen Quellen hervorgegangenes, zusammenhängendes Ganzes bilde. Um ihre Theorien zu stützen, müssen die Kritiker viele absurde Argumente vorbringen, von denen hier einige angeführt werden.

Die eigentliche Grundlage der Quellentheorie war die Verwendung verschiedener Titel für Gott. Die Kritiker behaupten, das weise auf verschiedene Schreiber hin. Wie unlogisch diese Ansicht jedoch ist, zeigt sich darin, daß in nur einem kleinen Abschnitt der Genesis folgende Titel vorkommen: „Gott, der Höchste“ (ʼEl ʽEljṓn, 1Mo 14:18); „[der,] der Himmel und Erde hervorgebracht hat“ (14:19); „Souveräner Herr“ (ʼAdhonáj, 15:2); „Gott des Sehens“ (16:13); „Gott, der Allmächtige“ (ʼEl Schaddáj, 17:1); „Gott“ (ʼElohím, 17:3); „der wahre Gott“ (ha·ʼElohím, 17:18) und „der Richter der ganzen Erde“ (18:25). Wollte man, gestützt darauf, behaupten, jeder dieser Verse stamme von einem anderen Schreiber, würde man auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, und es wäre auch absurd. In Wirklichkeit werden diese verschiedenen Titel in der Genesis wegen ihrer Bedeutung auf Gott angewandt — weil sie die verschiedenen Eigenschaften Jehovas erkennen lassen sowie sein unterschiedliches Wirken und seine Verfahrensweise mit seinem Volk.

Weitere Beispiele: Wegen der Verwendung des Wortes baráʼ, „erschuf“, soll 1. Mose 1:1 aus der als „P“ bezeichneten Quelle stammen. Das gleiche Wort kommt aber auch in 1. Mose 6:7 vor, einem Text, der aus der Quelle „J“ stammen soll.

Der Ausdruck „Land Kanaan“, der in mehreren Texten vorkommt (unter anderem in 1Mo 12:5; 13:12a; 16:3; 17:8), soll eine Eigentümlichkeit des als „P“ bezeichneten Schreibers sein, weshalb die Kritiker ihn für den Verfasser dieser Texte halten. Denselben Ausdruck findet man aber auch in den Kapiteln 42, 44, 47 und 50, die von denselben Kritikern jedoch „J“ und „E“ zugeschrieben werden. Die Kritiker behaupten zwar, vermeintliche Ungereimtheiten in der Genesis ließen sich nur mit Hilfe ihrer Theorien erklären, doch eine nähere Prüfung ergibt, daß diese Theorien selbst eine Menge Ungereimtheiten aufweisen.

Würde man den Stoff, wie er den einzelnen mutmaßlichen Quellen zugeschrieben wird, Teil für Teil und Satz für Satz aus dem Genesisbericht herausziehen und dann wieder zusammensetzen, so erhielte man eine Anzahl Berichte, von denen jeder an sich unlogisch und unzusammenhängend wäre. Vorausgesetzt, diese unterschiedlichen Quellen wären später von einem Kompilator zusammengestellt worden, wären wir zu der Annahme gezwungen, daß diese unzusammenhängenden Berichte schon vor ihrer Verschmelzung von der Nation Israel als historisch betrachtet und jahrhundertelang verwendet wurden. Doch welcher Schriftsteller — vor allem welcher Historiker — würde solche unzusammenhängende Erzählungen konstruieren, und wenn ja, welche Nation würde diese als Geschichte ihres Volkes anerkennen?

Du schreibst weiter:

meine Frage : Wieso hat man beide Theorien der Schöpfung in die Bibel aufgenommen? Weil beides eine Möglichkeit sein könnte, oder weswegen?

Die beiden Schilderungen haben ihre Berechtigung und ihren Platz in den inspirierten Schriften, ebenso wie die 4 Evangelien - sie ergänzen einander. Als Beispiel die Berichte über die Erschaffung der ersten Menschen aus Kapitel 1 bzw. 2:

1:27: Da schuf Gott den Menschen nach seinem Bild, als sein Ebenbild schuf er ihn. Er schuf sie als Mann und Frau.

2:18: Dann sagte Jahwe, Gott: "Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm genau entspricht."... 21 Da ließ Jahwe, Gott, einen Tiefschlaf über den Menschen kommen. Er nahm die eine seiner Seiten und verschloss deren Stelle mit Fleisch. 22 Aus der Seite baute er eine Frau und brachte sie zum Menschen.

Du sagst, das es 2 Schöpfungsberichte sind. Ich finde aber eigentlich nur einen. Es stimmt, Das 1 Mo. 2:4 näher auf die Erschaffung des Gartens Eden eingegangen wird. Auch wird auf die Arbeit eingegangen die Adam als erstes machen sollte. Mit dem Regen der erwähnt worden ist. Der erste regen ist erst 1500 Jahre später in der Sintflut gefallen. Vorher wird nicht davon geredet das es Regnet. Für weiter fragen, such dir ein Gutes Bibellexikon. du vindest sogar das eine oder andere Online. Viel Spaß beim nachforschen

Die ersten beiden Kapitel der Bibel, aber auch zahlreiche andere Bibelteile befassen sich mit Aussagen zur Schöpfungsthematik. Alle Berichte ergänzen sich und vermitteln in ihrer Gesamtheit eine detaillierte Beschreibung des Schöpfungshandelns Gottes.

Es handelt sich also nicht um zwei unterschiedliche Theorien über die Schöpfung, sondern über verschiedene Blickwinkel, die bestimmte Bereiche der Schöpfung thematisieren.

Zwei lesenswerte und sehr interessante Artikel möchte ich dazu empfehlen. Der erste ist von Prof. Dr. Werner Gitt: http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/bibel/schoepfungsberichte.html