Ist es nicht so,dass es überhaupt noch Wilde Tiere gibt, weil die Menschen es noch nicht geschafft haben alle auszurotten?

5 Antworten

Der Mensch hat kein Interesse daran, alle wilden Tiere auszurotten, da er sie teilweise selbst als Nahrungsquelle schätzt. Es gibt z.B. Fangquoten für Fisch oder auch jagdbare Tiere zu Lande, um die vollständige Ausrottung zu verhindern. Mit Raubtieren dagegen wurde besonders früher durchaus versucht, sie auszurotten und regional hat das ja auch funktioniert, z.B. der Wolf in weiten Teilen Westeuropas. Erst in jüngerer Vergangenheit hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch Raubtiere im Ökosystem wichtig sind. Also für die vergangenen Jahrtausende würde ich deine Aussage unterschreiben und viele Arten sind auch tatsächlich vom Menschen ausgerottet werden. Heute dagegen gibt es in vielen Ländern Schutzmaßnahmen um das Artensterben zu verlangsamen.


Darwinist  27.07.2023, 11:34
Heute dagegen gibt es in vielen Ländern Schutzmaßnahmen um das Artensterben zu verlangsamen.

Hm ... das geht aber hart an der Wirklichkeit vorbei. Das weltweite Artensterben ist noch weit vor dem Klimawandel das größte Umweltproblem unserer Zeit. Laut Weltbiodiversitätsrat sind 1 Mio. Arten vom Aussterben bedroht. Bei Säugern und Vögeln hat sich das Aussterben gegenüber der natürlichen Aussterberate seit 1900 um den Faktor 1000 beschleunigt und nimmt noch weiter zu. Was wir gerade erleben, ist ein sechstes großes Massenaussterben, dessen Geschwindigkeit schon jetzt die des letzten Massenaussterbens am Ende der Kreidezeit überschreitet.

Der Mensch hat kein Interesse daran, alle wilden Tiere auszurotten, da er sie teilweise selbst als Nahrungsquelle schätzt. Es gibt z.B. Fangquoten für Fisch oder auch jagdbare Tiere zu Lande, um die vollständige Ausrottung zu verhindern.

Und trotzdem sind die Bestände zahlreicher Arten maßlos übernutzt.

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Rennegent  27.07.2023, 12:27
@Darwinist

Damit, dass das Artensterben in unsäglichem Tempo voranschreitet, hast du selbstverständlich Recht. Deshalb schrieb ich auch "verlangsamen", nicht "stoppen". Es gibt Schutzmaßnahmen in vielen Ländern, aber sie sind weit davon entfernt, ausreichend zu sein. Die Tendenz der Frage ging aber in die Richtung, ob es gerade die Absicht des Menschen sei, Tierarten auszurotten, was ich in jüngerer Zeit in vielen Ländern nicht mehr sehe. Trotzdem führen Flächenverbrauch, Landwirtschaft und Umweltbelastungen sowie auch Fangmaßnahmen, besonders in den Meeren, als Begleiterscheinung weiter zu katastrophalem Artensterben, was ich wie du ethisch und moralisch für verurteilungswürdig erachte. Auch wir Deutschland machen uns mitschuldig, z.B. mit unserer intensiven Landwirtschaft, die keine Artenvielfalt mehr ermöglicht.

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Darwinist  27.07.2023, 15:02
@Rennegent

Nun ja, wenn nicht mal wir in der reichen, westlichen Welt Naturschutz nicht auf die Reihe kriegen, wie kann man dann verlangen bzw. erwarten, dass Schwellenländer das schaffen? Überfischung ist etwa auch in der Ostsee ein großes Problem. Forschende warnen seit Jahren, dass striktere Fangquoten her müssten, trotzdem gibt es noch genug Leute, die für eine Lockerung der Fangquoten sind. Und wenn irgendwo der Wolf umherstreift, gibt es nicht wenige, die sofort den Abschuss fordern. Erst kürzlich wurde wieder in Thüringen ein Luchs illegal gewildert. Bleimunition ist immer noch nicht verboten und vergiftet jährlich viele Seeadler. Nicht wenige fordern, dass das Totholz aus den Wäldern geräumt werden solle und verweisen auf die Waldbrandgefahr. Von den katastrophalen Zuständen der Artenvielfalt in unseren Agrarwüsten will ich gar nicht erst reden.

Wenn ich mir die hohen Umfragewerte für Parteien wie die AfD anschaue, die nicht nur keine Lösungen für unsere Umweltprobleme bieten, sondern im Gegenteil noch gezielte Falschneldungen verbreiten und leugnen, dass es so etwas wie Klimawandel und Artenschwund gibt, dann muss die traurige Wahrheit lauten, dass der Großteil in unserem Land nicht begriffen hat, dass das existenzbedrohende Probleme sind und dass denen der Naturschutz gelinde gesagt am Arsch vorbei geht.

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Rennegent  27.07.2023, 15:46
@Darwinist

Nein, den Entwicklungs- und Schwellenländern können wir gar nichts vorwerfen. Die entwickelten Staaten sind mit ihrer Industrie, ihrer Wirtschaft und ihrem Konsum zu mehr als 90 Prozent für die Klima- und Umweltschäden verantwortlich. Dass ein Massai mal einen Löwen erlegt oder Inuits einen Grönlandwal erlegen, fällt dagegen überhaupt nicht ins Gewicht.

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Alles lebt nur deshalb, weil es noch nicht zu Tode gekommen ist.

Es war aber auch nie das Bestreben der Menschheit alle Tiere auszurotten, daher finde ich die Frage etwas merkwürdig.

Wir leben in einer Welt, in der selbst die entlegensten Orte vom Menschen verändert und beeinflusst sind. Selbst in der Tiefsee, dort, wo eigentlich noch nie ein Mensch war, findet man heute Plastikabfälle und Mikroplastik. Nennenswerte Wildtierbestände leben schon heute praktisch nur noch in Nationalparks und Naturreservaten, also in Gebieten, die von Menschen genauso verwaltet, kontrolliert und beeinflusst werden wie Zoos. Ihre Überlebenschancen außerhalb der Nationalparks: gleich Null. Man muss sich daher die provokante, aber berechtigte Frage stellen: Gibt es das Wildtier eigentlich noch?

Schauen wir uns einmal die Verteilung der Biomasse der Säugetiere an. 35 % der Säugetierbiomasse entfallen auf Rinder, 34 % auf Menschen, 12 % auf Schweine, 13 % auf Schafe, Ziegen und Schweine und Hausbüffel und nur noch 4 % entfallen auf alle anderen der rund 6000 verschiedenen Wildsäugetierarten. Ähnlich sieht es bei Vögeln aus: 70 % der Biomasse der Vögel entfällt auf Nutzgeflügel.

Wenn wir uns das weltweite Artensterben ansehen, dessen Ursachen allein bei uns liegen, dann steht es aktuell katastrophal um die Artenvielfalt. Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) stuft in seinem Zustandsbericht zur Biodiversität von 2019 rund 1 Mio. der geschätzt rund 8 Mio. auf der Erde lebenden Arten als bedroht, stark bedroht oder vom Aussterben bedroht ein. Laut Studien sind rund die Hälfte der Amphibienarten bedroht, die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft 27 % der Säugetiere, ein Drittel aller Nadelbäume, 37 % der Haie und 69 % der Palmfarnarten in einer der drei Gefährdungskategorien ein. Und laut Krefelder Studie von 2017 ging in Deutschland die Insektenbiomasse um 75 % zurück - um nur einige der wirklich deprimierenden Zahlen zu nennen.

Und was tun wir? Viel zu wenig. Wir vergeuden Zeit mit den immer gleichen Grundsatzdiskussionen, Politik, Wirtschaft und andere Entscheidungsträger schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu, während gleichzeitig die Artenkrise immer dramatischere Formen annimmt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Ist es nicht so,dass es überhaupt noch Wilde Tiere gibt, weil die Menschen es noch nicht geschafft haben alle auszurotten?

Nein.

Weil das ja gar nicht das Ziel ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger