Ist der Unterschied zwischen FH und Uni gigantisch?

tanzella  20.10.2021, 09:50

Um welches Fach geht es?

GustavoFring1 
Fragesteller
 20.10.2021, 09:50

Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik

7 Antworten

Keiner verlangt von dir, dass du 1000 Seiten auswendig lernst!

Erst mal rechnen: 1000 Seiten : ca. 12 Wochen = ca. 84 S. pro Woche, also :5 = ca.17 S. pro Fach und Woche.

Klingt schon mal entspannter, oder?

Und von diesen 1000 Seiten musst du vermutlich nicht jede Zeile kennen, sondern die wichtigsten Konzepte und Fachbegriffe.

Meist kann man sich da ganz gut auf die Folien/ Inhalte der einzelnen Seminartage verlassen. Also: Was wurde im Unterricht, in der Vorlesung wirklich drangenommen?

Zugegeben, in einer VL kann schon sehr viel drankommen! Im Seminar meist verhältnismäßig wenig, das man dafür dann aber intensiv durchgearbeitet hat.

Zudem kommt es auf das Niveau der Texte an. Es gibt sehr anspruchsvolle Fachbücher, bei denen es wirklich schwierig ist, 20 Seiten am Tag zu lesen, weil der Stoff sehr dicht und die Sprache extrem anspruchsvoll ist, so dass man sehr viel nachschlagen und sich stark konzentrieren muss. Und es gibt, meist auch bei Einführungsbüchern, weniger dichte Texte auf einfacherem Sprachniveau.

Es gibt eben auch für Fachtexte Lesetechniken! Die würde ich mal recherchieren!

Meist liest man aber ein Fachbuch NICHT durch! Keiner macht das! Selbst die Standardbücher werden nie ganz durchgelesen. Einige Dozenten erzählen auch, dass sie - seit Jahren an der Uni und das Fach selbst studiert - bestimmte Standardbücher nie komplett durchgelesen haben!

Es gibt aber wichtige Kapitel und wichtige Abschnitte innerhalb dieser und anderer Kapitel. Also man muss vielleicht bestimmte Kapitel komplett und sehr genau gelesen haben, die teilweise "auswendig" kennen - nicht wörtlich, sondern den Inhalt sehr genau kennen - während man andere überspringt oder daraus nur einzelne Absätze braucht. Welche das nun sind, erfährt man in der Vorlesung oder dem Seminar.

Hat man während des Semesters den dicken Wälzer durchgearbeitet, lernt man oft vor der Klausur mit dem Kurzlehrbuch. Oder fängt damit an, um sich eine Übersicht über den Stoff zu verschaffen. Oder man liest die Texte im verordneten Fachbuch, nimmt sich aber zum Lernen auch ein anderen Fachbuch - oder mehrere - das einem besser liegt oder einzelne Bereiche klarer strukturiert oder die Kernpunkte besser erklärt.

Wenn du merkst, dass du mit deinem Fachbuch nicht klarkommst, gehe in die Bibliothek, suche andere Bücher. Schaue auf amazon, was Studenten zu verschiedenen Büchern geschrieben haben, welche gut zum Lernen sind und welche man nur liest, aber nicht zum Lernen verwendet.

Eine Hilfe ist mMn am Anfang, sich mal wirklich 2 Stunden Zeit zu nehmen, um in die Sprache eines Buches einzutauchen. Wenn man die drauf hat, wird es oft einfacher, mit dem Buch zu arbeiten.

Ich hatte ein mageres, ich glaube 80 Seiten starkes Büchlein für einen Kurs, das von der Kursleiterin geschrieben wurde. Jeder Satz war ein einziger K(r)ampf. Wir bekamen pro Woche ein Kapitel auf, also ein paar Seitchen, und schafften die kaum. Durch die erste Klausur bin ich dann auch geflogen. Ich hatte 6 Wochen Zeit, den Stoff zu lernen und habe mit am Ende die Konzepte rausgeschrieben und einfach bei Wikipedia nachgeschlagen! Da waren sie nämlich relativ einfach erklärt. Dann habe ich mir ein anderes Fachbuch genommen und noch mal durchgearbeitet und hatte in der Nachklausur eine 1! Die hätte ich niemals bekommen, wenn ich wirklich nur dieses furchtbare Lehrbuch von der Dozentin verwendet hätte, das jeden Satz so kompliziert wie möglich konstruiert enthielt. Das Buch, das ich schließlich verwendete, hatte über 300 Seiten, mehr Text, aber deutlich einfacher geschrieben, mit dem Ziel der Stoffvermittlung, nicht mit dem Ziel, anzugeben, wie komplex man als Autorin schreiben kann.

So etwas passiert relativ häufig. Man leiht nicht 10 Bücher aus der Bücherei, weil man 2000 Seiten lesen möchte, sondern weil man sich für einzelne Themen gezielt die besten Darstellungen sucht, mit denen man lernen kann.

Trotzdem würde ich von jedem aufgegebenen Lehrbuch mir eine Übersicht verschaffen, Themen, Unterthemen, was wird als wichtig herausgestellt, was bietet das Buch, mit dem man gut arbeiten kann (z.B. Fachbegriffe, Konzepte erklären, Zeichnungen, Fotos, Zusammenfassungen, Aufgaben usw.) und womit kann man weniger gut arbeiten. Welches Buch stellt diese Aspekte dagegen besser dar? Das holt man sich dann aus der Bibliothek.

Nur: Lesen musst du. Also setze dir pro Woche Zeiten, in denen du dich wirklich mit dem Text auseinandersetzt. Früher hätte ich gesagt - gehe zu diesen Zeiten in die Bib, heute, mit Maske, könnte es zu Hause entspannter sein.

Verwende aber auch alle anderen Hilfsmittel: Fachwörterbücher, Zusammenfassungen, Onlineforen, und, wenn du gar keine Ahnung hast, kannst du eben auch mal mit Wikipedia anfangen. Je nach Fach findest du auch Dokus zu einzelnen Themen, zumindest, um überhaupt mal reinzukommen.

Oft sind englischsprachige Bücher etwas lesefreundlicher als deutsche. Wenn du gut englisch kannst, schaue auch mal dort, aber übersetze dir die Fachbegriffe dann. Dafür gibt es auch Fachwörterbücher englisch-deutsch für die einzelnen Fachbereiche.

Das Niveau ist an FHs und Unis das Gleiche. Es wäre ja sinnlos gewesen, Bachelor und Master einzuführen, wenn diese nicht vergleichbar wären. Früher war das was anderes, da gab's das Dipl. und das Dipl. (FH), aber letzteres war halt auch von der Regelstudienzeit her kürzer.

Die Ausrichtungen sind unterschiedlich. Auf der FH geht's mehr um die industrielle Anwendung, an der Uni mehr um die Grundlagenforschung. Da Grundlagenforschung oft ziemlich abgehoben klingt, hat sich halt landläufig das Bild einer total abgehobenen Eliteuniversität und einer bodenständigen FH "für jeden Trottel" eingebürgert. Dieses Bild kann ich mit Erfahrungen aus der DHBW und der Universität nicht stützen. Ich habe mit dem Niveau eines Bachelors an der DHBW ohne Weiteres auf eine Universität wechseln können und hatte keine Probleme, meine Noten im Kursvergleich auf Spitzenniveau zu halten. Beide Hochschulformen kochen mit dem gleichen Wasser und haben vergleichbar schlaue / intelligente Studierende.

Vermutlich bist du vor wenigen Tagen in dein erstes Semester gekommen, hast die ganzen Skripte auf der Lernplattform gefunden und ein bisschen am Zweifeln. Willkommen im Studium. Angenommen, du planst, dieses mit einem Bachelor in Regelstudienzeit abzuschließen, wird dich diese Gefühlswelt die nächsten drei Jahre begleiten. An einer FH wären es übrigens aufgrund der Pflichtpraktika dreieinhalb Jahre. Lass dir von einem erfahrenen Akademiker gesagt sein: Erstens musst du keine 1000 Seiten lernen. Das Studium besteht man mit 4,0, bzw. 50%, was in dem Fall nur 500 Seiten wären - weniger als die höheren Harry Potter Bände. Auswendiglernen ist im Studium keine gute Idee. Und mach' dir keine Sorgen. Du hast jetzt erstmal 12 Wochen Vorlesungen und Veranstaltungen vor dir. Nimm aufmerksam daran teil, dann tust du dir auch leichter damit, den Stoff vor den Klausuren mit Hilfe der Skripte zu wiederholen.

Und wehe, wenn du auch nur einmal auf die dumme Idee kommst, deine Dozenten danach zu fragen, "ob XYZ klausurrelevant ist". Du studierst nicht für Klausuren.

Formal zumindest schon!

Die FH-Leistungen werden nach wie vor nicht fürs Lehramt anerkannt oder nur in Ausnahmefällen. Nicht mal fürs Berufsschullehramt können sich sich die Studenten an den FHs (das sind auch Hochschulen und die meisten THs!) qualiizieren.

Ich finde, diese Fachhochschulreife hätte man besser so nie eingeführt. Die bringt doch alles nur durcheinander. Für den Bereich unterhalb der Unis gibt es den Techniker/Meister sowie den Betriebswirt/Fachkaufmann. Das kann man nach wie mit einer Ausbildung und dem MSA machen. Wozu dann noch die Minihochschulen mit Fachabi/Studium? Das entwertet nur die Realschulen zu reinen Zubringerschulen zur Fachhochschulreife. Da machen doch die meisten, die können, lieber gleich Abitur.

Dem Anspruch nach sind FHs mehr praxisbezogen, jedoch kommt es immer darauf an, für welche Hochschule und für welchen Studiengang du dich interessierst.

Ob eine FH oder eine Uni schwerer ist, lässt sich nicht so einfach sagen. Es kommt immer darauf an, welche Schwerpunkte gesetzt werden. Der Workload ist auch von Dozenten abhängig.

Ich würde aber behaupten, dass man an der FH (gerade in deinem Fach) weniger lesen muss, dafür aber mehr praxisorientierte Kurse hat, wo es dann darum geht, Projekte durchzuführen und darüber dann Arbeiten zu schreiben.

An der Uni hast du in der Regel eine breitere und theoretischere Ausbildung. Die kann dir schwerer fallen, muss aber nicht. Lässt sich pauschal nicht so beantworten. Allerdings sind die Vorlesungen und Übungsgruppen meistens größer und anonymer. Dadurch kann dir das Lernen ggf. schon schwerer fallen.

Hatte damals an der FH auch ungefähr Skripte in dem Umfang, allerdings verlangt doch niemand, dass du das alles auswendig kannst. Du sollst da ja keine Gedichte lernen, sondern den Inhalt verstehen und anwenden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterstudium Elektrotechnik, Schwerpunkt Embedded Systems