Ist das Paarungssystem vom homo sapiens polygyn?

3 Antworten

Das wurde neulich schon einmal gefragt. Das eine Paarungssystem gibt es beim Menschen nicht. In den verschiedenen menschlichen Kulturen herrschen unterschiedliche Paarungssysteme vor.

Die Mehrheit der menschlichen Kulturen (83 %) ist von Haremsbildung (Polygynie) geprägt, also von einem Paarungssystem mit einem Mann und mehreren Frauen. Schon in deutlich weniger Kulturen (16 %) ist die Monogamie (Ein-Mann mit einer festen Partnerin als Paar) vorherrschend. Und nur in wenigen Kulturen (1 %) gibt es Polyandrie, also ein Paarungssystem aus einer Frau mit mehreren männlichen Partnern. Interessant ist, dass Promiskuität (Viel-Männer-Viel-Frauen-Gruppen) in menschlichen Gesellschaften überhaupt nicht vorkommt und wenn doch, dann nur als Randphänomen bestimmter Sub-Kulturen (in Deutschland z. B. die 68er-Bewegung).

Warum sich in einer bestimmten Kultur ausgerechnet dieses oder jenes Paarungssystem durchgesetzt hat, ist eine spannende Frage. In vielen Fällen hängt es schlicht damit zusammen, weil es sich kulturell so entwickelt hat und als Tradition von Generation zu Generation so weiter gegeben wurde. In Mitteleuropa, wo lange das Patriarchat herrschte (und stellenweise leider bis heute noch vorherrscht), sollte die Monogamie v. a. dazu dienen, den Besitz in den Händen der Söhne zu halten. Es war Usus, dass der Sohn den Hof erbte und die Tochter zur Verheiratung in die Fremde geschickt wurde. Noch bis heute ist es so, dass viele Paare bevorzugt ins Elternhaus des männlichen Partners ziehen als umgekehrt. Und diese Sitte hat sich sogar auf die Sprache ausgewirkt: während es den Männern erlaubt war, im breitesten lokalen Dialekt zu reden, legte man bei den Mädchen einen besonderen Wert auf eine hochdeutsche Sprache - man konnte ja nie wissen, wo die Tochter später in ihrem Leben einmal sein würde. Auch das ist bis heute so: Männer sprechen viel eher in ihrem Heimatdialekt als Frauen.

Aber auch die Umwelt erklärt oft das Zustandekommen eines bestimmten Paarungssystems. In Tibet beispielsweise ist die Polyandrie weit verbreitet. Dort ist das Land so karg, dass der Hof eines einzelnen Mannes eine Familie nicht ernähren könnte. Deshalb hat sich dort ein System eingebürgert, bei dem eine Frau mit mehreren Männern verheiratet ist.

Auch zur Tendenz zur Monogamie gibt es eine biologische Erklärung. Anders als bei vielen anderen Säugetieren ist beim Menschen die Aufzucht der Kinder nicht nur eine reine Frauensache. Weil menschliche Kinder so viel Zuwendung benötigen und eine so lange Kindheit haben, muss der Vater sich an der Aufzucht beteiligen (und sei es nur materiell). Wo andere Säugetiermännchen sich direkt nach der Paarung aus dem Staub machen können und die Aufzucht der Mutter allein überlassen können, ist das beim Menschen nicht möglich, denn es ist ja im eigenen Interesse des Mannes, dass seine Kinder erwachsen werden - sie tragen ja seine Gene in sich und genau darum geht es letztendlich, um die Weitergabe der eigenen Gene mit möglichst großem Erfolg.
Möglicherweise hat die Notwendigkeit einer gemeinsamen Fürsorge beim Menschen die Tendenz zur Monogamie gefördert, indem sie einerseits die Überlebenschancen des Nachwuchses maximiert und gleichzeitig das Risiko des Betrogenwerdens verringert. In einer monogamen Partnerschaft ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann ein Kind mit einer anderen Frau zeugt und seine Fürsorge dann auf zwei Kinder (von denen eines mit der Mutter ja nichts zu tun hat) aufteilen muss (was beim eigenen Kind dann fehlen würde), geringer. Und aus Sicht des Mannes ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau ein Kind mit einem anderen Mann zeugt und es ihm dann zur Aufzucht als Kuckuckskind unterschiebt, wesentlich geringer in einer monogamen Partnerschaft als sie das z. B. in einer promiskuitiven Gesellschaft wäre (dem vorherrschenden Paarungssystem unserer nächsten Verwandten, nämlich der Schimpansen und Bonobos).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Monogam wäre es, wenn jeder Mensch nur die Möglichkeit hätte monogam zu sein. Da dies nicht der Fall ist, wird manchmal behauptet, der Mensch sei polygam; damit diese Behauptung nicht all zu forsch daher kommt wird noch das Wörtchen "gemässigt" davor gesetzt.

Meiner Meinung nach ist der Mensch biologisch nicht monogam, willentlich kann er es jedoch sehr wohl sein.

Ist es nicht. Keine Ahnung wo du das her hast.

Unsere Natur ist polygam. Wir sind von Natur aus nicht für Monogamie geschaffen. Diese ist ein gesellschaftliches Konstrukt, dass vor allem Besitzansprüche regeln sollte (Mein Mann, Meine Frau, Mein Kind, Mein Erbe etc.). Da leider sehr oft Männer in Machtpositionen waren und diese natürlich das Meiste aus ihrer Position für sich selbst herausholen wollten, setzten sie für sich, bzw. diese Machtposition Polygynie durch.

Hier zeigt sich, dass die Monogamie nichts für uns Menschen ist, denn wenn sie das wäre, würde es solche Bedürfnisse gar nicht geben.

Patrickson  18.03.2021, 16:38

Dann ist der Mensch auch ein verlogenes Geschöpf, denn sonst würde es das Bedürfnis zu lügen gar nicht geben...

1
Andrastor  18.03.2021, 16:43
@Patrickson

Auch das ist kulturell.

Es gibt, bzw. gab Völker die nicht lügen konnten, bzw. gar keine Vorstellung davon hatten, was Lügen eigentlich sein sollten, das Prinzip des Lügens war ihnen unbekannt. Sie lernten es erst durch Kontakt mit anderen Völkern.

Lügen ist kein Grundbedürfnis an sich, sondern ein Mittel zum Zweck.

1
Andrastor  18.03.2021, 17:35
@Patrickson

Nicht wirklich. Wir würden uns weder von Partner/innen trennen noch während einer Beziehung das Bedürfnis nach anderen Partner/innen haben, wären wir monogam.

1
Patrickson  18.03.2021, 17:41
@Andrastor

Teils.... meine Beziehungen endeten immer aus anderen Gründen! Und meine Lüste auf andere Frauen, wenn ich in einer Liebesbeziehung bin, sind nur sehr gering vorhanden. Zudem hatte ich zwischen den Beziehungen stehts Pausen, ich bin kaum von einer Frau zur Nächsten "gehüpft". Aber...Menschen sind verschieden.

0
Andrastor  18.03.2021, 18:05
@Patrickson

Nein, was ich oben erwähnt habe, ist logisch. Es hätte niemals Menschen gegeben die mehrere Partner/innen hätten haben wollen, wären wir monogame Tiere.

Wären wir monogam, wäre nur der Tod ein Grund für uns eine Beziehung zu beenden.

0
Maya707  18.03.2021, 17:13

Würde ich so nicht unterschreiben. Ich bin definitiv ein monogamer Mensch. Ganz ohne irgendwelche Besitzansprüche. Wenn ich jemanden liebe, dann ist es lebenslang. Von unvermeidlichen Trennungen abgesehen, bleibt der Mensch für mich irgendwo immer wichtig.

0
Andrastor  18.03.2021, 17:36
@Maya707

Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber wenn du tatsächlich monogam wärst, würdest du eine Trennung nicht zulassen und nach einer Trennung keine anderen Partner/innen nehmen.

0
Maya707  18.03.2021, 17:45
@Andrastor

Na ja, manchmal ist eine Trennung das einzig richtige.

0
Andrastor  18.03.2021, 18:05
@Maya707

Aber eben nicht für monogame Tiere. Diese bleiben bis zum Tod zusammen.

1