IP Zwangstrennung - seit wann Obsolet, wie funktioniert es nun?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ob "üblicherweise" auf die Zwangstrennung verzichtet wird, kann ich nicht beurteilen. Es gibt Provider, die Zwangstrennung machen, es gibt auch welche, die es nicht (mehr) machen. Welche dabei in der Überzahl sind, weiß ich nicht.

Dual Stack heißt nicht, dass IPv4 in IPv6 eingepackt wird. Dual Stack bedeutet, dass sowohl IPv4 als auch IPv6 parallel verwendet wird, wobei IPv6 in der Regel bevorzugt wird. Das von Dir beschriebene Tunneln wird bei Dual Stack lite gemacht, wobei die IPv4-Adresse des Kunden nicht eindeutig ist. Die Provider haben IPv4-Adressen häufig nicht in ausreichender Anzahl, um alle Kunden mit einer eindeutigen Adresse zu versorgen. Das ist der einzige Grund für Dual Stack lite.

Die Zwangstrennung wurde damals mit den günstigen Breitbandverbindungen eingeführt, damit hinter Privatkundenanschlüssen keine Server betrieben werden. Zudem sollte verhindert werden, dass Kunden dauerhaft eine IP-Adresse "blockieren". Im Zeitalter von Flatrates und dem automatischen Neuverbinden des Routers nach der Trennung ist heutzutage jeder Anschluss 24/7 online. Im Zeitalter von dynamischen DNS-Diensten ist eine Zwangstrennung und der damit verbundenen Änderung der IP-Adresse auch kein Hindernis für den Betrieb eines Servers.

Die Zwangstrennung wurde übrigens schon erfunden, als die Kundenanschlüssel noch reine IPv4-Anschlüsse waren. Die Zwangstrennung hat nichts mit IPv6, Dual Stack oder Dual Stack lite zu tun.

Wir arbeiten derzeit (noch) mit IPv4 und IPv6 parallel, weil es immer noch recht viele Ziele im Internet gibt, die nicht über IPv6 zu erreichen sind. Twitter gehört übrigens dazu, um mal ein Beispiel eines relativ großen Dienstes zu geben.

Dultus, UserMod Light  
Fragesteller
 16.06.2020, 16:54

Das Lite hatte ich vergessen. :-) Bin in dem Bereich nicht soo weit drinne.

Lieben Dank für deine Erklärung!

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Der Verzicht auf regelmässige Zwangstrennung geht in der Regel mit VoIP einher. Durch die Zwangstrennung verlierst Du, bis die Einwahl wieder erfolgt ist, die Telefonie vollständig. Und auch dann hängt es noch ein wenig von der VoIP-Platform und den Clients ab, wie schnell die Telefonie wieder reibungslos läuft.

Die Zwangstrennung wurde ja konzeptionell gemacht, um die Auslastung der IPs zu maximieren, mit VoIP hast Du aber ein zwingendes always on Szenario, bei dem die IP nicht mehr brachliegt und recyclt werden kann.

Also hat man sich je nach Anbieter eben dazu entschlossen, nur noch alle paar Monate zu trennen (z.B. 90 Tage oder 180 Tage) und ggf. bei Wartungsarbeiten/Störungen.

Ob die IPv4 regelmäßig erneuert wird, ist unterschiedlich. Ich bekomme nach wie vor jeden Tag zwischen 3:00 und 4:00 Uhr eine neue öffentliche IP-Adresse, nichts da von wegen einmal pro Quartal oder so. Meines Wissens nach wird sogar meine öffentliche IPv6 täglich geändert, so genau weiß ich das aber gerade nicht.

Dass das Festnetz in der Zeit dann für 1-2 Minuten nicht funktioniert, ist mir absolut egal, um die Uhrzeit telefoniere ich nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit Jahren Telekom-Kunde

Wie das technisch funktioniert, weiß ich nicht (mehr), aber das Netz wurde bereits weitgehend auf IPv6 umgestellt, das ausreichend Adressen bietet.

IPv6 wird hier quasi als Träger genutzt, gerade um Verbindungen nicht einmal täglich unterbrechen zu müssen.

Dultus, UserMod Light  
Fragesteller
 16.06.2020, 14:30

Ja, aber wir beziehen doch immer noch, wenn man zum Beispiel auf https://www.wieistmeineip.de schaut noch eine IPv4 Adresse (zusätzlich)?

(Dass IPv6 so viele Adressen hat, dass man auf dem ganzen Planeten jedem Sandkorn eine Adresse geben könnte, weiß ich :-) )

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0x0002  16.06.2020, 14:32
@Dultus, UserMod Light

Die IPv4 wird immer da benutzt wo kein IPv6 unterstützt wird. Gibt noch einige Baustellen. Du bekommst zurzeit bei den meisten Anbietern 2 IPs zugewiesen. v4 u v6.

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0x0002  16.06.2020, 14:40
@Dultus, UserMod Light

Kann ich dir nich sagen, ich raff nichtmal warum die überhaupt erneuert wird. Ich hab bei meinem Vertrag (KabelBw, dann Unitymedia und jetzt Vodafone) seitdem ichs hab schon immer eine richtig hohe leasetime gehabt. Nix mit alle 24h oder nach routerneustart ne neue IP. Nur zu jedem 2. Vollmond ändert sich bei mir das gefühlt

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MatthiasHerz  16.06.2020, 16:29
@Dultus, UserMod Light

Wenn ich mich recht erinnere, gehört die Lease Time zum DHCP-System und ist ein Relikt aus Zeiten, wo es nicht genug IP(v4)-Adressen gab. Der Client musste regelmäßig beim Server eine neue „Ausleihzeit“ anfordern, um kundzutun, dass er sie noch benötigt.

Durch vermehrte Verwendung von IPv6 gibt es genug freie IPv4-Adressen innerhalb des Netzabschnittes oder es fungiert v6 sozusagen als Trägerprotokoll für v4. Eine regelmäßige Erneuerung ist damit nicht mehr nötig, die „Verleihdauer“ kann theoretisch endlos ausgeweitet werden.

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