Warum bekommt man noch IPv4-Adressen wenn alle aufgebraucht sind?

7 Antworten

Ich habe gelesen das der IPv4-Adressbereich aufgebraucht ist und deswegen bald IPv6 benutzt wird.

"bald" ist gut. IPv6 wurde 1995 vorgestellt und ist schon lange in Benutzung - auch wenn immer noch an IPv4 festgehalten wird.

"Aufgebraucht" ist auch eigentlich das falsche Wort. Es existieren 2^32 (ca 4 Milliarden) IPv4-Adressen. Das reicht jedoch nicht für alle Kunden gleichzeitig.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde das sogenannte "NAT" eingeführt - die Netzwerkadressübersetzung.

  • Es wird Kunden vom Internetanbieter nur eine IPv4-Adresse zugewiesen. Diese bekommt dann das Gateway (in der Regel der Consumer-Router), welcher dahinter ein oder mehrere Netzwerke in den privaten IP-Ranges hat. Der Router "übersetzt" zwischen der privaten und der öffentlichen IP-Adresse.
  • Jedoch wird NAT auch gerne von Internet-Anbietern eingesetzt. Dort heißt das dann "CGNAT - Carrier Grade NAT". Statt jedem Kunden eine eigene öffentliche IP-Adresse zu geben, teilen sich mehrere Kunden eine einzige, öffentliche IPv4. Das kann entweder direkt passieren (direktes CGNAT), eventuell gar in Kombination mit einer IPv6-Adresse, oder per Tunnel - der Kunde bekommt eine öffentliche IPv6 (bzw ein ganzes IPv6-Subnetz) und eine private IPv4 des Internet-Anbieters wird darüber getunnelt (Dual Stack Lite).

CGNAT fügt jedoch eine weitere Ebene der Komplexität hinzu, was Latenzen erhöht, und hat einen Nachteil: Von extern kann dein Gerät nicht direkt mit der IPv4 angesprochen werden. Du kannst also auf direktem Wege keine eigenen Dienste hosten und öffentlich erreichbar machen.

Warum bekomme ich wenn ich z.B jetzt umziehe, einen neuen Anschluss buche, neuen Router anschliesse noch IPv4-Adressen da doch alle aufgebraucht sind so wie ich gelesen habe?

Da es immer noch Dienste gibt, die nur per IPv4 kommunizieren können, muss eben so eine Adresse zur Verfügung gestellt werden - oder es geschieht ein "erzwungener" Wechsel zu IPv6 für alle, wobei das natürlich auch administrativen Aufwand bedeutet.

Woher ich das weiß:Hobby – Eigenes Homelab - Netzwerk, Firewall, Server, Domain usw.

Die sind nicht "aufgebraucht", es gibt einfach nur zu wenige und es kann passieren, dass alle gleichzeitig in Verwendung sind. Irgendwann.

Technologien wie Network Address Translation (NAT) uebersetzen viele private IPv4 Adressen auf eine oeffentliche. Und es gibt auch Maerkte, die alte IPv4-Adressen zur Wiederverwendung verkaufen und neu zuweisen.

Also mein Internet Service Provider teilt mir seit kurzem tatsächlich keine öffentliche IPv4-Adresse mehr zu.

Ganz so schlimm ist es nicht.

Es ist zwar bereits der gesamte Addressraum an Internetprovider weltweit zugeteilt, es sind aber nie alle Adressen eines Providers gleichzeitig in Gebrauch. Wenn du deinen Router bootest und der sich anmeldet, dann bekommst du einfach eine freie Adresse vom DHCP zugeteilt.

Irgendwann ist es aber schon der Fall, daß der Adressbereich eines Providers nicht mehr ausreichen wird, deshalb auch IPv6.

Wo du wahrscheinlich bereits Probleme bekommen wirst - oder entsprechend Geld berappen musst: Wenn du eine dauerhafte, statische IP haben möchstest.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
NoHumanBeing  09.11.2022, 23:44
Es ist zwar bereits der gesamte Addressraum an Internetprovider weltweit zugeteilt, es sind aber nie alle Adressen eines Providers gleichzeitig in Gebrauch. Wenn du deinen Router bootest und der sich anmeldet, dann bekommst du einfach eine freie Adresse vom DHCP zugeteilt.

Das stimmt.

Allerdings laufen Router in der Regel durch und belegen daher ständig eine öffentliche IP-Adresse.

Kurze Wartungsintervalle, etc., für die sie ggf. vom Netz genommen werden, helfen kaum, um öffentliche Adressen "frei zu bekommen".

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Xandros0506  15.11.2022, 22:33
oder entsprechend Geld berappen musst

Wohl wahr. (Glücklicherweise gibt es Anbieter, die dafür in den Business-Tarifen keine Unsummen fordern - wenngleich sich das gegenüber Privatkundentarifen doch mit ein paar Euro extra bemerkbar macht.)

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