I am therefore I think?

5 Antworten

Descartes geht es in seiner Argumentation nicht darum zu beweisen, dass das Gehirn Ort des "Ichs" und des Denkens ist. Er beschäftigte sich damit, welche Schlussfolgerungen er allein aus der Logik ziehen kann. Es ging ihm also darum, was er sicher wissen konnte. Descartes gehörte einer Strömung der Philosophen an, die Rationalisten genannt werden. Die Rationalisten gingen davon aus, dass man den Sinnen und den Erfahrungen nicht trauen könne. Denn alle Sinneserfahrungen könnten in Wahrheit Trugbilder sein. Platon stellte hierzu das bekannte Höhlengleichnis auf: darin beschreibt er eine Höhle. In dieser Höhle sind Menschen gefesselt. Sie können sich nicht bewegen und nur auf die Wand der Höhle schauen. Die Höhle wird von einem Feuer beleuchtet, vor das Figuren gehalten werden, die ihre Schatten an die Wand werfen (ähnlich wie ein Schattentheater). Alles, was die Menschen sehen können, sind also die Schattenbilder, die sie für die Wirklichkeit halten. Von der Existenz der Welt außerhalb der Höhle, können sie nichts wissen. Die Rationalisten glaubten deshalb, man könne sich die Wirklichkeit nur erschließen, wenn man seinem Verstand folgt; den Sinneseindrücken könne man hingegen nicht trauen.

Descartes argumentierte, dass man zunächst erst mal nichts als wahr ansehen kann, bis man sicher erkannt hat, dass es wahr sein muss. Das Werkzeug zum Erkenntnisgewinn ist dabei die Vernunft. Die Mathematik ist z. B. vernünftig. 2 plus 2 ergibt 4. Das ist eindeutig und es ist wahr. Vor allem können die Sinne uns hier nicht täuschen.

Descartes ging nun davon aus, dass das einzige, dessen man sich sicher sein kann, ist, dass man sich nichts sicher sein kann. Mit anderen Worten: Descartes konnte sich sicher sein, dass er zweifelt. Wenn er nun zweifelt, muss aber auch feststehen, dass er denkt. Denn nur, wer denken kann, kann erkennen, dass er zweifelt. Die Tatsache, dass er denkt, muss nun bedeuten, dass er ein denkendes Wesen ist, denn etwas, was nicht ist, kann ja nicht denken (und nicht zweifeln). Und wenn er ein denkendes Wesen ist, muss das bedeuten, dass er existiert. Genau das sagt Descartes, wenn er meint: "Cogito, ergo sum" - ich denke, also bin ich. Aus der sicheren Erkenntnis, dass er denkt, leitet er ab, dass er existiert.

Es gibt eine andere Strömung der Empiriker, die sehr wohl die Auffassung vertritt, dass die Sinne wichtig seien. Den sog. Empirikern zufolge ist echter Erkenntnisgewinn sogar ausschließlich durch Beobachten möglich. Die wissenschaftliche Methode stützt sich auf die Empirie. Nach allem, was wir heute wissen, ist das Gehirn tatsächlich der Sitz unseres "Ichs". Aber das beruht eben auf empirischem Erkenntnisgewinn und Descartes war kein Empiriker.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Es ist  wissenschaftlich argumentierbar

Wissenschaft erfordert Falsifizierbarkeit, und das ist hier nicht gegeben. Allein was genau "Ich" sein soll und woran man es erkennt, ist unbestimmt. Man wüsste nicht mal, wonach man dafür im Gehirn zu suchen hätte. Aus Sicht der Neurologie ist der Mensch nur ein feuchter Roboter, der auch für den Originalsatz von Descartes keine Verwendung hat.

https://www.youtube.com/watch?v=bdDwLLNKJD8

Nein, weil das ignoriert, worum es Descartes ging.

Descartes Ansatz war folgender: Er wollte wissen, was man sicher weiß, quasi alles Wissen auf einem soliden Fundament aufbauen. Daher versuchte er, alles anzuzweifeln, was man anzweifeln kann, so z.B. die Sinneswahrnehmung. Er meinte, dass es sein könnte, dass die Sinneswahrnehmung einem komplett vorgespielt werden könnte (man könnte durch einen "bösen Dämon" getäuscht werden). Dein Argument basiert auf Sinneswahrnehmung - die Beobachtungen, was bei Gehirnschädigungen passiert, basieren auf SInneswahrnehmung. Die philosophische Idee von Descartes war wie gesagt, alle Sinneswahrnehmung anzuzweifeln, um zu sicherem Wissen zu gelangen, und er kam halt darauf, dass man, wenn man zweifelt, nicht leugnen kann, dass man ist. Weil man muss ja irgendwie sein, um zweifeln zu können. Wenn Du nciht existierst, kannst du nciht zweifeln.

Und deswegen kam er auf "ich denke, also bin ich". Aus der Beobachtung, dass er denkt, schließt er, dass er ist, und das ist sein Ergebnis der Suche nach dem absolut sicheren Wissen.

Wenn Du jetzt den Satz herumdrehst, "zweckentfremdest" Du den Satz sozusagen. Der Satz war im ursprünglichen Kontext auf eine bestimmte Art gemeint, und den philosophischen Kontext kehrst du damit unter den Tisch, sozusagen.

Natürlich sind aber diene Beobachtungen korrekt, dass zahlreiche Funktionen des Ichs am Gehirn hängen (wenn man mal für einen Moment Sinneswahrnehmung für verlässlich hält).

Das sind zwei vollständig unterschiedliche Teilgebiete.

Descartes Aussage bezieht sich auf einen logischen Beweis, nicht auf eine biochemische Tatsache.

Das heißt, er glaubte, dass der beste Weg, die Wahrheit der Dinge aufzudecken, in Gedankenexperimenten und ihren logischen Implikationen besteht - die Prinzipien der Vernunft sind die ultimative Quelle der Rechtfertigung. Seine Erkenntnistheorie besagt, dass die grundlegendste Wahrheit, die Erkenntnis ist, dass er als denkendes Wesen existiert. -> "Ich denke, also bin ich"

Das basiert darauf, dass er an seiner Existenz gezweifelt hat - Zweifel ist eine Form des Denkens. Deshalb denkt er. Vielleicht irrt er sich, und er irrt sich, dass er denkt. Vielleicht sollte er das bezweifeln. Dann denkt er nach. Für jeden, der sogar die Frage stellen kann, ob er existiert oder nicht, oder ob er denkt oder nicht -> denkt.

Ps: Ich persönlich denke es muss: "Ich denke, also bin ich ein Denkender" heißen...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Laborassistent Nr.7
ZuNiceFrage  04.06.2023, 03:48

würdest du eher sagen, dass du diejenige bist die denkt oder das denken selbst

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Cogito Ergo Sum. Die drei Mediationen sind argumentativ sehr gut geschrieben, allerdings beweisen sie m.E. weniger die Existenz einer Seele als die eingeschränkte Möglichkeit von Menschen, die Welt an sich objektiv klar "sehen" zu können und die Demut, die mit dieser Geisteshaltung einhergehen sollte, auch in Hinblick, wie viel wir eigentlich wissen können und warum wir uns immer in Offenheit üben sollten.