Hat das Deutsche Kaiserreich (so um 1871) zwei Gesichter?

3 Antworten

Es gab einerseits die Außenpolitik Bismarcks, die VOR 1871 von Preußen ziemlich aggressiv war (deutscher Krieg, Deutsch-französischer Krieg, usw.) Nach der Gründung des Kaiserreiches hat Bismarck aber keine territorialen Anforderungen mehr gestellt und wollte das geeinte halten und nach innen sichern. Dies is mal des "erste Gesicht". Das zweite war der Willhelminismus am Ende des 19. Jhdt. unter Kaiser Willhelm II. Da betrieb Deutschland expansionspolitik, erschloss Kolonien und rüstete massiv auf

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere seit 2017 Geschichte an der LMU in München🥸
user883576 
Fragesteller
 22.06.2015, 16:04

Okay, Danke für die ausführliche Antwort ,aber es geht vor allem um die Zeit wo das deutsche Kaiserreich existierte.

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user883576 
Fragesteller
 22.06.2015, 16:26
@earnest

Nein, es geht um den Fakt das er teilweise die Dinge von vor 1871 einbezogen hat, was für mich aber nicht relevant ist da es mir um die Zeit nach 1871 geht, was ich nicht so in meiner Fragestellung ausgedrückt habe...

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Udo107  22.06.2015, 19:12

Des kannst du ja weglassen mit der aggressiven einigungspolitik Bismarcks als Preußischer Minster; des mit den einigungskriegen dann is hier nur des dass er das geeinte sichern und NICHT weiter expandieren will

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Udo107  22.06.2015, 19:14

Ich fand nur es gehörte irgendwie in den Zusammenhang erwähnt ;)

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Bei deinem Beispiel gibt es eigentlich keine 2 Gesichter. Wer wie Bismarck gegen einen 2-Frontenkrieg sich in realistischer Weise ausspricht, muß doch deshalb noch lang kein Demokrat sein. Das Eine bedingt keinesfalls das Andere.

Beispiel: das einstige feudalistische China war durchaus friedliebend und vermied meist Kriege gegen seine Nachbarn.

Hat das Deutsche Kaiserreich (so um 1871) zwei Gesichter?

Ja, hatte es. Und zwar aus mancherlei Gründen - die Außenpolitik spielte dabei allerdings keine Rolle, dafür aber die Innenpolitik. Einige der wichtigsten Gründe nenne ich:

1)  Das Reich war als Monarchie verfasst, aber mehr als absolute Monarchie, weniger als parlamentarische Monarchie. Gleichwohl hatte der Reichstag das Recht der Gesetzgebung und der Haushaltsbewilligung.

2)  In den meisten Mitgliedsstaaten war das Wahlrecht indirekt, es konnten also in den Wahlkreisen keine Abgeordneten direkt in die Parlamante gesandt werden, sondern diese Aufgabe übernahmen gewählte Wahlmännder. Außerdem waren Qähler einem Zensus (Besitz oder Einkommen) unterworfen. Das bedeutete, dass gerade arme Menschen, Arbeiter, die die Mehrheit der Gesellschaft stellten, allenfalls genauso viele oder weniger Abgeordnete in die Parlamente senden konnten als die Wohlhabenden. Im Gegensatz dazu waren die Wahlen zum Reichtag demokratisch im heutigen Sinne - mit der Ausnahme, dass Frauen kein Wahlrecht besaßen -, denn alle Männer hatten gleiches Wahlrecht unabhängig von Besitz und Einkommen, sie wählten den Abgeordneten ihres Wahlkreises direkt in den Reichstag.

3)  Die Gesellschaft des Kaiserreiches war durchaus noch feudal ausgerichtet, weil der Adel bevorzugt wurde. Viele reiche Bürger strebten daher an, geadelt zu werden - und wurden es oft auch. Andererseits gibt es moderne Ansätze in der Innenpolitik, um die alltägliche Lage der unterprivilegierten Bevölkerung zu verbessern: das Reich führte die Grundlagen dessen ein, was wir heute als Sozialstaat kennen.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.