War Bismarck ein guter Kanzler?

8 Antworten

Aus der Sicht der Sozialisten allerdings nicht.

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/sozialistengesetz.html

Aber er hatte die Erkenntnis, das durch die fortschreitende Industrialisierung sich die Arbeiterschaft rapide vermehrte und es eine Altersversicherung geben musste, um ein größeres Elend zu verhindern.

Seine Politik wurde ja mit Zuckerbrot und Peitsche bezeichnet, der Krieg 1871ging durch die Fälschung der Emser Depesche bewusst auf seine Kappe, genau wie das Kaiserreich mit den Anschluss vieler Kleistaaten zum Norddeutschen Bund, als das Kaiserreich Deutschland dann. So kann er unterschiedlich gesehen werden, Wilhelm II hatte Bismarck entlassen, dieser Kaiser war allerdings auch keine große Leuchte gewesen.

https://www.ndr.de/geschichte/Otto-von-Bismarck-Erster-Reichskanzler-des-Deutschen-Reiches,bismarck234.html

Woher ich das weiß:Recherche

War Bismarck ein "guter Kanzler"? Oder war er ein "schlechter Kanzler"? Mit diesen unklaren Begriffen kann man Bismarck historisch nicht bewerten!

Was ist denn "gut" oder "schlecht" - und war das, was heute als gut oder schlecht gesehen wird, auch z. Zt. Bismarcks gut oder schlecht?

Wer war der Politiker Bismarck? Er verstand sich in erster Linie als Diener seines Monarchen und seines Landes, Preußen. Darin war er erfolgreich: er hat Preußen zur Vormacht in Deutschland gemacht und aus seinem König Wilhelm einen "Kaiser Wilhelm". Außerdem wurde unter ihm Deutschland zur Großmacht – und einem Unruheherd - in Europa, wenn auch keine Weltmacht. Aber Bismarck war damit zufrieden, weil er begriff, dass Deutschland dem britischen Weltreich keine Konkurrenz machen konnte. Sicher, Bismarck hat Kriege geführt, aber Krieg galt damals als legitimes Mittel der Politik. Als Außenpolitiker war Bismarck durchaus erfolgreich, allerdings hat er durch seine komplizierten, auch widersprüchlichen Bündnisse seinen Nachfolgern eine Bürde auferlegt, deren Folgen er aber nicht absehen konnte. "Schlecht" für das Reich und seine weitere Geschichte waren seine hartnäckige Weigerung, sich mit Frankreich zu einigen, und seine Bemühungen, dieses permanent in Europa zu isolieren. Auch nach damaligen Verhältnissen konnte diese Politik auf Dauer keinen Bestand haben, und hier hat er seinen Nachfolgern den falschen, einen fatalen Weg gewiesen - was er nicht wissen konnte. Die Verantwortung dafür, diesen Irrweg einer dauerhaften Feindschaft mit Frankreich verstetigt zu haben, tragen allerdings Bismarcks Nachfolger, denn sie hatten Alternativen!

Und wie soll man den Innenpolitiker Bismarck bewerten? Er hat Deutschland geeint, aus vielen deutschen Monarchien ein Monarchenbündnis geschmiedet und in ihrer Mitte seinen König als Kaiser installiert. Zwar waren weder die anderen Monarchen noch ihre Völker Untertanen des Kaisers, aber die Verfassung gab dem Kaiser erhebliche Machtbefugnisse. Die Verfassung hatte Bismarck auf sich und seine Fähigkeiten zugeschnitten, er, nicht der Kaiser, war der wahre Regent des Reiches. Gewiss, er hatte Machtbewusstsein, aber ihm fehlte staatsmännische Vorausschau. Denn ohne ihn bzw. einen fähigen Nachfolger, ohne einen kooperativen, fähigen Kaiser war die Reichsregierung überfordert - die Regierungen Wilhelms II. und seiner Kanzler belegen dies. Gewiss hat Bismarck seinem Kaiser, Wilhelm I., erhebliche politische Macht bewahrt, aber im Hinblick auf die Zukunft wäre sowohl eine Demokratisierung als auch Parlamentarisierung der preußischen bzw. der kaiserlichen Monarchie der Hohenzollern sinnvoller und vielleicht dynastieerhaltend gewesen. Insofern erweist sich Bismarck lediglich als Kind seiner Zeit und seiner Herkunft, ohne politischen Weitblick. Diesen besaß er auch nicht bei seiner Sozialpolitik, für die ihn manche Bewunderer heute noch loben - obwohl sie nur allerniedrigstes Niveau der Bevölkerung unzureichend absicherte. Im internationalen Maßstab war diese Politik allerdings fortschrittlich, sicher lobenswert, auch von einem gewissen patriarchalisch-sozialfürsorglichen Gedanken bewegt. Vorallem aber war sie durch Bismarcks Feindschaft gegen alles Sozialdemokratische motiviert. Nie hat Bismarck versucht, zu einem Ausgleich mit der Sozialdemokratie und ihrem Wirken für die Interessen der großen Gruppe der Arbeiterschaft zu kommen, sondern er hat in ihnen immer nur Reichsfeinde sehen wollen. Auch hier war Bismarck wenig vorausschauend, in keinem Falle demokratisch gesonnen, und hat er die Zeichen der Zeit nicht erkannt oder erkennen wollen. So ist auch seine Bilanz als Innenpolitiker recht gemischt.

Fazit: Bismarck war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein bedeutender preußisch-deutscher und europäischer Politiker, der Leistungen und Fehlleistungen vorzuweisen hat. Ihn als deutschen Heros in höhere Sphären zu erheben, wie es insbesondere in nationalistischen Kreisen schon des Kaiserreiches selbst geschehen ist, überschätzt Bismarck als Mensch und Politiker in erheblichem Maße!

Bleibt gesund und lasst euch impfen!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Bananaphone0  21.10.2021, 10:55

Warum diese mMn übergriffige Grußformel am Ende, Arnold?

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Frag dich stets "für Wen", bloße Abstrakta ergeben keinen wirklichen Sinn, sind nur Geschwurbel. Für die Herrschenden war Bismarck allermeist ein Segen, für die Behrrschten, also die breite Masse, allen voran die Arbeiter, war er ein Schrecken, daran ändert auch seine gewisse Sozialgesetzgebung nichts groß dran.

Bismarck war ein Junker, ein Gutsbesitzer also, der nationalistisch gesinnt war, 3 Kriege zum Wohle Preußens und damit indirekt für das spätere Deutschland führte, was allein den Besitzenden zu Gute kam. Dieser Kanzler war an einer Doppelherrschaft von Adel und Groß-Bourgeoisie interessiert. An Kolonien war er weniger interessiert, war er doch ein traditioneller Nationalist, also einer, der ein expansionistisches Bestreben kontinentaler Prägung besaß. Daher war ein kein eigentlicher Imperialist, sondern vielmehr klassischer Nationalist, der auf unmittelbarer Reichsstärkung und Vergrößerung aus war. Dabei verkannte er nicht die Gefahren einer Reichsstärkung und ausdehnung, daher schuf er Sicherheitspakte, die er jonglierend managte.

Klares deutliches Jein!

Als gute Demokraten müssten wir den alten Monarchisten ablehnen.

Als Burschenschafter müssen wir den Kerl ablehnen, der die 1848-er Revolution mit Gewalt erstickt hat.

Als Deutsche müssen wir den Mann feiern, der das Ende der Kleinstaaterei beendet und ein einiges Deutschland aus der Taufe gehoben hat.

Als Arbeiter können wir ihn wegen der ersten Sozialgesetzgebung lobpreisen und gleichzeitig hassen, weil er das nur tat, um den Aufstieg der SPD zu verhindern.

Als Mensch können wir ihn loben, weil er Deutschland eine relativ lange Friedensphase und einen gewissen Wohlstand beschert hat.

Kurzum: Wir können ihn als großen Staatsmann und Diplomaten auffassen oder ihn für seine "junkerliche" Denkweise verdammen. Irgendwo dazwischen liegt wohl die Wahrheit.

Otaku19995  27.07.2021, 15:55
Als Mensch können wir ihn loben, weil er Deutschland eine relativ lange Friedensphase und einen gewissen Wohlstand beschert hat.

Inwiefern hat denn Bismarck irgendwem Wohlstand beschehrt? Das war dann doch wohl eher die industrielle Entwicklung, für die Bismarck herzlich wenig konnte.

Was die Friedensphase zwischen den Einigungskriegen und dem ersten Weltkrieg angeht, war Bismarck ja auch nur für die eine Hälfte davon teilverantwortlich und dass was dadurch begünstigt, dass sich die anderen europäischen Mächte ab den 1880er Jahren die Hacken nach möglichst großen Stücken Land in Afrika abrannten.

Insofern gestehst du ihm da einiges an Lorbeeren zu, die ihm eher zufällig zufielen.

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ntech  27.07.2021, 16:03
@Otaku19995

Eben weil er in vieler Hinsicht umstritten ist, habe ich die Frage mit Jein beantwortet. Und noch ein Buch über Bismarck braucht die Welt wirklich nicht - schon gar nicht von mir.

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Für die Arbeiter also den Großteil der Deutschen nicht.