Wie steht ihr zu Otto von Bismarck?

4 Antworten

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Der eiserne Kanzler

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Kluger Junge - Bismarck mit 10 Jahren.

Bismarck war ein intelligentes Kind, welches von seinen Eltern bewusst in ein modernes Internat nach Berlin geschickt wurde. Damit kam er schlecht zurecht und es fiel ihm außerordentlich schwer, sich in den strengen Schulalltag zu fügen.

Obgleich es heute kaum bekannt ist, hatte Bismarck Zeit seines Lebens einen gewissen Unwillen Autoritäten anzuerkennen und es dürfte nicht zuletzt diese Eigenschaft gewesen sein, dass sich der Willhelm II. von ihm trennte. Sicher, er war alt geworden, aber seine Lust den jungen Kaiser zu kritisieren und zu belehren, trug sicher einiges dazu bei.

Bismarck war ein genialer Staatsmann und außenpolitisches Genie, hochintelligent und umfassend gebildet. Er interessierte sich für nahezu alles: Landwirtschaft und Gutsführung (elterlicherseits), für Phillosophie, Kunst, Literatur, Religion und Kultur. Auch den leiblichen Genüssen war er nicht abgeneigt und war als junger Mann für seine Trinkfestigkeit und Rauflust bekannt. Bismarck war ein Mensch, der seine Überzeugungen mit der Realität verglich, das Erreichbare erreichen wollte und sich politisch weiter entwickelte.

Bismarck war zuerst Preuße, dann Deutscher und selbstverständlich überzeugter Monarchist. Er hatte feste Prinzipien und konnte bis ins letzte hartnäckig diese verfolgen, war aber zudem Pragmatiker und noch dazu ideologiefrei - was schon immer selten war.

Beispielsweise sah er in den Sozialisten eine Bedrohung für die Gesellschaft und betrieb u.a. mit den Sozialistengesetzen das Verbot der damaligen SPD. Zugleich sah er aber auch die berechtigten Anliegen der Arbeiter und deren Not. Er verstand, dass viele Forderungen zu Recht gestellt worden - eine sehr seltene Charaktereigenschaft, besonders für den Adel. Darum führte Deutschland als erstes Land der Welt ein modernes Sozialsystem ein: Renten- und Arbeitsversicherung sowie andere soziale Errungenschaften sind ihm zu verdanken.

Bismarck hat viel zur Reichseinigung beigetragen, obgleich ihm ein starkes Preußen lieber gewesen wäre. Dennoch überzeugte er König Willhelm die Kaiserkrone anzunehmen. Als Kind seiner Zeit hatte Bismarck als Preuße Kriege als Mittel der Politik betrachtet. Als Deutscher Reichskanzler hingegen gelang ihm die Schaffung einer sehr langen Friedensperiode, die erst mit dem 1. Weltkrieg endete und den er nicht mehr miterleben musste.

Er ist ein großer Staatsmann gewesen und ein Glücksfall für das junge Deutschland. Vergessen wir nicht: Die Machtbereiche und Interessensgebiete waren längst aufgeteilt zwischen Österreich-Ungarn, Frankreich, Russland und Großobritannien. Plötzlich entstand genau in der Mitte Europas ein neuer Staat mit einem erheblichen wirtschaftlichen wie millitärischen Potential, was schnell zu einem Krieg hätte führen können. Die Befindlichkeiten und Interessen aller wichtigen Nationen zu kennen und diese teilweise zu befriedigen, teilweise gegeneinander auszuspielen und der neuen Nation einen festen Platz in Europa zu verschaffen ist wohl das größte Werk Bismarcks.

Fazit:

Hätte Bismarck einen Youtubekanal würde ich sagen: Abo dalassen und Glocke nicht vergessen!

 - (Deutschland, Umfrage, deutsche Geschichte)

Jemand der mittendrin und treibende Kraft ist, wenn ein Krieg vom Zaun gebrochen wird... was soll ich da denken.

Die Sozialversicherung hat er nicht aus gesellschaftspolitischer Verantwortung und Weitsicht eingeführt, sondern um Proteste einzudämmen.

Eisenwind  06.03.2023, 18:02
Die Sozialversicherung hat er nicht aus gesellschaftspolitischer Verantwortung und Weitsicht eingeführt, sondern um Proteste einzudämmen.

Und das nehmen die Linken ihm immer noch übel: Dass es war, welcher die erste Sozialversicherung der Welt einführte und das Deutsche Reich somit zu einem der modernsten Staaten machte. Daher muss auch unbedingt diese großartige Leistung irgendwie geschmälert werden - auch wenn dabei die Geschichte ein wenig zurecht gebogen werden muss.

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Muminpapa  06.03.2023, 21:56
@Eisenwind

Das Zurechtbiegen von Geschichte könntest du jetzt bitte erläutern.

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Eisenwind  07.03.2023, 06:49
@Muminpapa

Sehr gern.

Mit deiner Antwort verrätst du viel über dich selbst, jedoch nichts über Geschichte im Allgemeinen und Bismarck im Besonderen. Du rückst historische Ereignisse und Personen in das richtige Licht um dein Weltbild geschichtliche zu begründen. Geschichte dient aber nicht der Legitimation der eigenen politischen Weltanschauung. Es ist eine üble Tradition, Geschichte dafür zu missbrauchen. Neben vielen wichtigeren Gründen verhindert so eine Sicht auch eine tatsächliche Erkenntnis. Geschichte sollte, wie alle Wissenschaft, unvoreingenommen betrachtet werden. Das ist bei dir nicht der Fall.

Natürlich kann man auch etwas gut finden oder schlecht. Darum geht es auch nicht. Man sollte aber einige Fehler vermeiden:

  • Historische Ereignisse mit der eigenen, modernen Moral begreifen und heutige Maßstäbe anlegen.
  • Unliebsame, dem eigenen Weltbild widersprechen Fakten ignorieren.
  • Von einer Art Erbschuld der Deutschen ausgehen und gedanklich eine Linie ziehen von Bismarck zu Hitler. Denn Geschichte verläuft keineswegs zwangsläufig, das kommt uns nur so vor, weil wir halt die Zukunft schon kennen, die für uns Vergangenheit ist.

Das war eine lange Vorrede.

Jemand der mittendrin und treibende Kraft ist, wenn ein Krieg vom Zaun gebrochen wird... was soll ich da denken.

Hier wertest du massiv. Die damalige Einstellung zu militärischen Lösungen ignorierst du um Bismarck als üblen Kriegstreiber darzustellen. Gleichzeitig malst du ihn sehr einseitig, weil du seine überaus erfolgreiche Diplomatie ignorierst, zum anderen lässt du die komplexen Hintergründe vollkommen weg. Du malst ein Moralbild, was nicht der Wahrheit entspricht.

Ja, Bismarck hatte durchaus militärische Lösungen angestrebt. Aber das war damals nichts ungewöhnliches, das war normal. Er hat auch keine friedlichen Länder überfallen, diese waren durchaus wehrhaft und führten selbst Kriege.

Du ignorierst, dass Bismarck eben keinesfalls Kriegstreiber war, sondern sehr rational handelte und hauptsächlich war, dass Europa eine sehr lange Friedensperiode hatte, nämlich 45 Jahre. Und das, obwohl mitten unter etablierten Großmächten ein neuer und potenter Staat entstanden war.

Die Sozialversicherung hat er nicht aus gesellschaftspolitischer Verantwortung und Weitsicht eingeführt, sondern um Proteste einzudämmen.

Diese Wertung ist zumindest nachvollziehbar, wenn auch höchst voreingenommen.

Zunächst überschätzt du die Proteste. Die gab es vereinzelt, beispielsweise in Form eines Streiks. Diese sind z.B. in Großbritannien gewaltsam beendet worden. Nein, mit Protesten und den Sozialisten wäre er auch so klar gekommen. Mit Verboten, mit polizeilicher Repression und mit Soldaten. Das funktioniert.

Mit Verboten wurde es ja auch anfänglich versucht, die aber wenig halfen.

Du musst begreifen, dass für sehr viele Menschen die Sozialisten alles bedrohten, den damaligen Werten und Normen teilweise widersprachen. Nicht zuletzt daher auch der massive Widerstand gegen diese neue politische Bewegungen.

Bismarck war Monarchist und Preuße, kein Demokrat im heutigen Sinne und auch eher ungern Deutscher. Aber er war kein Ideologe. Er erkannte trotz seiner Anlehnung die Berechtigung der meisten Forderungen, sah durchaus die Not der einfachen Leute.

Darum führte er die erste Sozialversicherung der Welt ein. Klar, den Sozialisten konnte er sehr viel Wind aus den Segeln nehmen. Das war ihm klar und mag durchaus eine Rolle gespielt haben. Aber eine vollkommen neue Politik zu machen, die sich schon sehr von der alten unterscheidet, ist gar nicht genug zu würdigen.

Auch gelang ihm damit, daß Volk zu einigen und somit ein modernes Deutschland zu formen. Überaus modern für damalige Verhältnisse.

Weißt du, dass es englischen Bergarbeitern verboten war wegzuziehen oder gar eine andere Arbeit zu suchen, sofern diese länger als 1 Jahr in der Grube waren? Wenn man bedenkt, dass diese bereits im Kindes- und Jugendalter anfingen, gab es eine ganze Schicht von Zwangsarbeitern oder Unfreie. Das wäre in Deutschland undenkbar gewesen.

Nein, Bismarck war kein Demokrat. Aber er hat mehr für die Arbeiter getan als irgendjemand vor ihm.

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Muminpapa  07.03.2023, 12:13
@Eisenwind

Das war jetzt viel Meinung aber wenig belastbare Fakten.

Ich gönne dir deine Meinung, aber du solltest nicht Gesinnungspolizei spielen. Das ging im Kaiserreich und im Dritten Reich, heute aber nicht.

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Eisenwind  07.03.2023, 12:27
@Muminpapa
Ich gönne dir deine Meinung, aber du solltest nicht Gesinnungspolizei spielen

Das ist schon eine außerordentlich blödsinnige Antwort. Ich kritisiere deinen getrübten Blick nicht, weil mit deine Gesinnung Missfallen würde, sondern weil deine Gesinnung dein Urteil ins Absurde vernebelt.

Das ging im Kaiserreich und im Dritten Reich, heute aber nicht

Da gleitest du ins Unverschämte ab und ich kann dir nur raten solche hässlichen Anspielungen zu unterlassen. Wenn du Widerspruch nicht erträgst, halte dich aus Debatten raus.

Das war jetzt viel Meinung aber wenig belastbare Fakten.

Ich empfehle dir dringend, dich ein wenig mit dem 19. Jahrhundert auseinandersetzen. Ich gebe wieder, was Stand der Geschichtsforschung ist und bewerte ausschließlich auf fundierter Grundlage, unter Berücksichtigung historischer Gegebenheiten.

Du solltest vielleicht einmal den beengten Horizont erweitern.

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Ich dachte, der lebt schon gar nicht mehr ;-)

Sein größter Verdienst war die Gründung der Sozialversicherungszweige (Unfallversicherung, Krankenversicherung, Ivaliditätsversicherung und Altersversicherung).

Ein antidemokratischer Erzreaktionär. Schon zu seiner Zeit verantwortlich für Kriegsverbrechen und Polizeistaat.

Eisenwind  06.03.2023, 18:03

Was für ein geschichtsvergessener Kommentar, bar jeder Faktenlage aber mit vieeeeel linker Selbstgerechtigkeit verfasst. Ganz wunderbares Theater! Nur mit Geschichte hat es nicht allzuviel zu tun.

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