Habt ihr einen Körper oder seid ihr auch Körper?
Identifiziert ihr euch mit Leib und Seele, also mit allem, was an euch dran ist?
Oder nur mit eurem Ego bzw Bewusstsein? Fühlt ihr euch vielleicht sogar gefangen in eurem Körper?
Das Ergebnis basiert auf 41 Abstimmungen
22 Antworten
Die Menschen sollen nicht so viel nachdenken, was sie tun sollen, sie sollen vielmehr bedenken, was sie sind.“
Meister Eckhart
- https://gutezitate.com/zitat/120524
Hallo Machtnix53,
es erscheint mir naheliegend, dass mir - als alter Mensch - allmählich das Sein wichtiger wird als das Haben.
Meinen Körper habe ich noch eine recht begrenzte Zeit. Dann wird er zu Asche werden. Und damit wird auch mein Ego zum Nichts - und damit der Körper, den ich habe.
Von Erich Fromm habe ich gelernt, dass es in vielen Sprachen kein Wort für „haben“ gibt.
Im Hebräischen muss „ich habe“ zum Beispiel durch die indirekte Form „jesh li“ (es ist zu mir) ausgedrückt werden.
Erich Fromm: Haben oder Sein, Stuttgart 1976, S. 32
Und wenn mein Körper „zu mir ist“, dann muss es doch etwas geben, dem er zugehört.
Ich habe mir angewöhnt, eben dieses Etwas mit dem Grenzbegriff „Selbst“ zu bezeichnen.
Ich bin also mein Körper, der der sichtbar vergängliche Teil meines Selbst ist.
Das Selbst aber ist für mich deshalb ein Grenzbegriff, weil es nach meiner Vorstellung dem Bereich des Unsagbaren zugehört.
Naja, und um mich in meinem Körper dem Selbst zu nähern, hocke ich nun schon seit vier Jahrzehnten täglich auf meinem Kissen -
im eifrigen Bemühen mein Körper zu sein - statt ihn nur zu haben ;-)
„Meine Religion besteht in meiner demütigen Bewunderung einer unbegrenzten geistigen Macht, die sich selbst in den kleinsten Dingen zeigt, die wir mit unserem gebrechlichen und schwachen Verstand erfassen können. Die tiefe, emotionelle Überzeugung von der Anwesenheit einer geistigen Intelligenz, die sich im unbegreiflichen Universum öffnet, bildet meine Vorstellung von Gott.“
Albert Einstein
Dein Sternchen, Machtnix, freut mich natürlich ganz besonders. Auch weil ich vermute, dass unsere Überlegungen zu Deiner Frage sich doch unterscheiden.
Ich habe einen Körper- ja, wie wir alle, die das lesen.
Aber das bedeutet für mich nicht, dass ich ihn so, wie er ist- haben möchte.
Er ist krank- ohne mein Zutun, was mein Leben extrem einschränkt und Lebensqualität nimmt. Jeden Tag Schmerzen bringt und irreperable Schäden hat.
Er ist krank
Wenn mein Körper krank ist, bin ich krank, alles an mir.
Sicherlich ist das wahr- aber wenn dein Körper über dich 'regiert' und keine eigene Wahl hast- ist der Punkt da, dass es nicht ganz so ist, wie du dachtest, es sein müsste, und auch erheblich auf die Psyche wirkt. Eine Art Ungleichverhältnis zwischen Körper und Geist/ Gefühlsleben entsteht, mit dem man sich schwerlich anfreunden kann. Ja ich bin krank und werde immer kranker- leider. Und weitere 'neue' Krankheiten sind immer wieder dazu gekommen, die nicht auf meiner Schuld basieren, jedoch schwerwiegend sind.
Ich mag optisch altersgemäss- eher deutlich jünger eingeschätzt werden- habe jedoch einen Körper in Bezug auf Krankheiten einen Körper einer sehr viel älteren Person, der sich gesundheitlich 'im Eiltempo' verschlechtert bzw einschränkt.
Die Seele kann krank sein- der Körper ebenfalls.
Trotzdem sind die Seele und der Körper nicht ein und dasselbe imo.
Der Körper stirbt irgendwann und wird verrotten, verbrennen- was auch immer.
Aber die Seele, der Geist oder wie man es nennt wird weiterhin bestehen, wen auch dann nicht mehr in diesen 'kleinen Bereichen das Jetzt und hier'.
Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer-, wenn auch hartnäckigen, Illusion.
Albert Einstein.
Was wir Diesseits nennen, ist im Grunde die Schlacke, die Materie, also das was greifbar ist. Das Jenseits ist alles Übrige, die umfassende Wirklichkeit, das viel Grössere. Das, worin das Diesseits eingebettet ist. Insofern ist auch unser gegenwärtiges Leben bereits vom Jenseits umfangen.
Professor Dr. Hans-Peter Dürr, ehemaliger Leiter des Max-Planck-Instituts
Nein, nicht alles. Die Seele kann nämlich niemals krank werden.
Das kann ich gut nachempfinden. Erlebe gerade so eine - hoffentlich vorübergehende - Einschränkung und habe auch - im Alter nicht verwunderlich - "irreperable Schäden".
Aber ich kann doch diesem im stetigem Wandel und auch im Verfall begriffenen Körper als Teil eines Seins begreifen, bei dem - wie Einstein formulierte - "Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer- wenn auch hartnäckigen, Illusion" haben. Das EINE hat nicht Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die wir aus unserem Denken aber nicht entfernen können.
Ich weiß zwar vom Kopf her, dass ich nicht mein Körper bin, sondern nur einen Körper habe, aber irgendwie ist das noch nicht so angekommen.
Viel zu oft denke ich noch so als sei ich mein Körper.
Das kommt vielleicht auch daher, dass ich immer etwas Erfahrbares brauche, um zu glauben, dass es das gibt. Meine Seele war über 50 Jahre im Versteck-Modus. Ich hatte also nur meinen Körper, auf den ich mich bezhiehen konnte.
Jetzt habe ich einen Prozeß durchlaufen, der es mir möglich gemacht hat zum ersten mal in meinem Leben meine Seele voll und ganz zuzulassen. Sie ist sogar dabei jetzt die Führung über mein Leben zu übernehmen. Das fühlt sich für mich als doch eher materiell ausgerichteter Mensch teilweise sehr schräg an ;-).
Ich hoffe jetzt, dass ich eines Tages kapiere, dass ich einen Körper besitze, ihn aber nicht mehr so wichtig nehmen muss...
Mein Körper ist nur ein Gefäß, ein Fahrzeug, eine Mietwohnung.
Ich bin die Seele und mir wurde ein menschlicher Körper geliehen. Mein Körper ist vergänglich. Er hält nur 70-100 Jahre, dann verliert er seine Funktion.
Ich gehe dann über zu den anderen Seelen, bis ich wieder bereit bin bzw. die Ehre habe, einen neuen Körper anzunehmen. Es ist aber nicht klar, ob es wieder ein menschlicher Körper sein wird.
Wobei ich mir bei dem letzten Abschnitt nicht 100% sicher bin. Eventuell verbleibt die Seele auch an ihrem Ort im Himmel.
Fakt ist aber, dass andere Seelen schon auf mich warten. Ich habe schon mehrfach bei sterbenden Menschen, kurz vor dem Tod, Bildersprache erlebt.
Die einen äußeren z.B., dass sie ihren Koffer packen, andere sehen schon verstorbene Angehörige, die gekommen sind um sie abzuholen.
"Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer- wenn auch hartnäckigen, Illusion." Albert Einstein