Gendern - Contra Argument entkräften?

11 Antworten

Da Sprache niemandem gehört und wir keine Sprachpolizei haben, müssen Menschen schlichtweg damit leben, dass andere womöglich anders sprechen. Dass sich einige davon bevormundet fühlen, daran sind nicht die schuld, die gendern.

Generell ist das aus linguistischer Sicht ein völlig sinnfreies "Argument" - über Sprache wird nicht demokratisch entschieden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"
M4RC3LL0  24.05.2023, 17:14
Da Sprache niemandem gehört und wir keine Sprachpolizei haben...

Darauf könnte die Gegenseite genauso leicht erwidern, dass es so etwas wie Rechtschreibregeln gibt...

Damit wäre das Argument in wenigen Sekunden vom Tisch.

[...] müssen Menschen schlichtweg damit leben.

Sprache kann man sich nicht aussuchen! Sie folgt klaren Regeln und Grammatik.

Fehler bleiben Fehler, auch wenn sie in den Augen des Klägers keine sind. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Am Ende gewinnt der Richter, trotz aller Mühen.

Diese Argumentation lässt sich nicht mit Fakten gewinnen...

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Adomox  24.05.2023, 17:17
@M4RC3LL0
Darauf könnte die Gegenseite genauso leicht erwidern, dass es so etwas wie Rechtschreibregeln gibt...

Rechtschreibregeln sind nur für sehr wenige Bereiche bindend: Schulwesen und Behörden.

Sprache kann man sich nicht aussuchen! Sie folgt klaren Regeln und Grammatik.

Aus grammatikalischer Sicht sind Genderformen simpel bis langweilig - beim Sternchen haben wir schlichtweg ein neues Suffix. Als Linguist sehe ich außerdem davon ab, Menschen präskriptiv ihre Sprache vorschreiben zu wollen; so funktioniert Sprache nicht.

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M4RC3LL0  24.05.2023, 17:21
@Adomox

Das klingt jetzt aber eher wie ein Argument dagegen... 😅

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M4RC3LL0  24.05.2023, 17:22
@Adomox
Als Linguist sehe ich außerdem davon ab, Menschen präskriptiv ihre Sprache vorschreiben zu wollen; so funktioniert Sprache nicht.
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Adomox  24.05.2023, 17:23
@M4RC3LL0

Ja, und? Ich bin pro Gendern, aber schreibe es niemandem vor, zwinge es niemandem auf. Wie genau ist das jetzt ein Argument gegen Gendern?

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M4RC3LL0  24.05.2023, 17:27
@Adomox

Nun, sie hat nach Argumenten dafür gefragt...

Das man es Niemandem aufzwingen kann und sollte, spricht jetzt weniger dafür.

Rechtschreibregeln sind nur für sehr wenige Bereiche bindend: Schulwesen und Behörden.

Ich finde, das macht auch wenig bis keinen Sinn. Privat, weißt du doch, mit wem du sprichst, da macht das Gendern keinen Sinn und in Behörden/der Schule wird es nicht akzeptiert.

Mir fällt jetzt auch nichts mehr ein, was dafür spricht.

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Adomox  24.05.2023, 17:29
@M4RC3LL0
Das man es Niemandem aufzwingen kann und sollte, spricht jetzt weniger dafür.

Verstehe ich nicht. Etwas muss nicht schlecht sein, nur weil man es anderen Menschen nicht aufzwingen möchte oder kann.

Ich finde, das macht auch wenig bis keinen Sinn. Privat, weißt du doch, mit wem du sprichst, da macht das Gendern keinen Sinn

Wieso sollte Gendern keinen Sinn machen, wenn ich mein Gegenüber kenne? Auch das verstehe ich nicht.

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stonedog  24.05.2023, 17:16

Sprache entwickelt sich vor allem durch Sprachgebrauch, also wird sogar basisdemokratisch entschieden.

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Adomox  24.05.2023, 17:18
@stonedog

Durch Sprachgebrauch, aber eben nicht durch demokratische Abstimmungen oder irgendwelche Meinungsumfragen.

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stonedog  24.05.2023, 17:25
@Adomox

Das ist wahr, aber würdest du den Gebrauch der Sprache und die daraus resultierende Veränderung nicht als unmittelbare "Machtausübung des Volkes" bezeichnen?

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Adomox  24.05.2023, 17:27
@stonedog

Wenn überhaupt, dann der Sprachgemeinschaft, nicht des/eines Volkes. "Unmittelbar" finde ich im Zusammenhang mit Prozessen, die Jahrzehnte dauern, auch nicht unbedingt das passende Wort - aber ich denke, ich weiß, was du meinst.

Wichtig war mir in meiner Antwort aber eben das "entscheiden", das auch immer etwas Bewusstes, etwas Aktives hat. Das ist bei Sprachwandel eben i.d.R. nicht der Fall.

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Silicium58  24.05.2023, 21:28
müssen Menschen schlichtweg damit leben, dass andere womöglich anders sprechen

Sehe ich genauso.

Ich bin mir nur nicht sicher, ob es die Maxime gendersensibler Menschen ist, schlichtweg damit zu leben, dass andere sämtliche Sprachkonventionen der LBGTQ-Community ablehnen.

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SchakKlusoh  23.07.2023, 21:44
daran sind nicht die schuld, die gendern.

Das wäre so, wenn sie (und auch Du) nicht aktiv und aggressiv missionieren würden.

über Sprache wird nicht demokratisch entschieden.

Das ist falsch. Sprachentwicklung läuft demokratisch ab.

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Beispiel:

Neu-Wörter oder Umdeutungen

Handy, chillen, taff, blauäugig

Geschwisterkinder (eigentliche Bedeutung: Neffen und Nichten, umgedeutet zu Geschwister, die noch im Kindesalter sind)

Aussterbende Wörter:

Hagestolz, Blaustrumpf, Oheim, Base, nickelig

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Nicht wissenschaftlich oder so, eher auf emotionaler Ebene, würde ich sagen, dass es menschlich ist, etwas Neues und Ungewohntes erstmal abzulehnen, vor allem, wenn man sich noch in einer großen Gruppe befindet, die das ähnlich sieht. Quasi so "Gruppendynamisch" auch.

"Persönliche Sprache" ergibt hier keinen Sinn, wenn von der Öffentlichkeit die Rede ist. Es ist ja kein privater Zwang, sondern einfach eine Art Reform zur Inklusion aller Menschen, auch derjenigen, die einen niedrigen Teil der Bevölkerung ausmachen. Letztendlich fühlt sich der Teil, der sich durch die Sprache diskriminiert fühlt (oder unbewusst leidet -> subtil macht es ja einen Unterschied, ob man immer nur vom Bauarbeiter spricht und nie von der Bauarbeiterin oder so), ebenso benachteiligt wie der (größere) Teil sich "benachteiligt" fühlt, wenn gegendert fühlt.

Naja und dann kann man sich immer fragen, wenn das Gendern nichts brächte, dann könnte man ja auch einfach per se die weibliche Form nehmen. Wenn da dann das Argument kommt, dass die männliche Form die Normalform wäre, weils schon immer so war, dann kann man auch sagen, die Frau durfte früher nie wählen, also warum dann heute?

Asporc  24.05.2023, 17:03

Hast du den z.B. jemals eine Frau Dr. kennen gelernt die sich tatsächlich durch die bezeichnung "Frau Dr." beleidigt oder diskreminiert fühlte ?

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Hallo liebe Fragestellerin, lieber Fragesteller und liebeR FragestellerIN,

wenn sich jemand durch den Sprachgebrauch eines anderen bevormundet fühlt, sollte er sich bewusst machen, dass er genau die Intoleranz, die er anderen vorwirft, selber praktiziert.

Soll doch bitte jede schreiben, wie ihr der Schnabel gewachsen ist! Hier argumentativ mit demokratischen Gepflogenheiten zu argumentieren, finde ich einfach nur komisch.

Könnte es sein, dass die Empörung über das Gendern bei maskulinen Menschen besonders stark vertreten ist?

KJSTB 
Fragesteller
 24.05.2023, 17:37
Könnte es sein, dass die Empörung über das Gendern bei maskulinen Menschen besonders stark vertreten ist?

TDamit habe ich tatsächlich heute eine interessante Erfahrung gemacht! Als sich die Klasse an einer Positionslinie zu dem Thema positionieren sollte, standen sofort 13 von 14 Jungs an der "Contra Seite", während viele Mädchen sich mittig bis "pro" positionierten!

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Lässt sich nicht entkräften.

Die Mehrheit hat nicht immer recht aber Gendern ist ein Alibi-Projekt. Es hilft niemandem weiter. Aber die Leute die dafür sind können sich als gute Menschen fühlen weil sie was "erreicht" haben.

Würde man für Chancengleichheit z.B. bei der Bildung kämpfen bekäme man Gegenwind von Leuten mit Kapital und auch falls man erfolg hätte würde man es nicht direkt irgendwo sehen. Ausser vielleicht beim lesen einer Statistik.

Da gendern niemandem hilft ist nunmal das einzig wirkliche kriterium ob es gewünscht wird. Und das wird es nicht.

lena1815  24.05.2023, 17:02

Gendern hilft niemandem? Hast du dafür eine wissenschaftlich fundierte Quelle?

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lena1815  24.05.2023, 18:29
@Asporc

Ein Gastbeitrag ist keine wissenschaftliche Quelle.

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Asporc  24.05.2023, 18:33
@lena1815

Du willst also das die erfahrungen aller betroffenen Ignoriert werden und das nennst du dann wissenschaftlich ?

Der empirische beweis einer nicht-Existenz ist nunmal von der Sache her sehr problematisch.

Aber da du offenbar nicht in der lage bist nur eine Person zu finden die von Gendern tatsächlich profitiert hat sehe ich DAS als Wissenschaftlichen beweis. Den du gerade geliefert hast danke dafür.

Ein noch wissenschaftlicher Beweis ,das niemand von gendern profitiert, müsste eine Befragung aller deutssprachigen enthalten und auch DAS wären dann nur Stellungnahmen von Personen die du ja bereits als "nicht wissenschaftlich" betitelt hast.

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lena1815  23.07.2023, 21:50
@SchakKlusoh

Ja. Daher ist die Aussage, dass gendern niemandem hilft, sehr leicht zu widerlegen. Ein Beispiel, in dem es hilft, reicht dafür schon. Und dass es solche Beispiele gibt, willst du hoffentlich mal nicht bestreiten oder?

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SchakKlusoh  23.07.2023, 21:57
@lena1815

Doch, das tue ich.

Welches Problem wird gelöst, welcher Nachteil wird beseitigt, wenn man Schüler.................. innen sagt oder Schüler:innen schreibt??

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Asporc  23.07.2023, 23:24
@lena1815

Wie schon gesagt wenn es so viele Beispiele gibt dann müsste es den Pros doch leicht fallen mal ein einziges raus zu kramen und sagen "sehet hier hier hat gendern wem geholfen".

Aber irgendwie kommt das nicht.

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SchakKlusoh  29.07.2023, 18:33
@Asporc

Interessant ist, daß Gendern nachweislich nicht genderneutral ist, sondern für Frauenlastigkeit sotgt. Da könnte man auch Böses dahinter vermuten ;o)

Auch das geschriebene Gender-Sternchen führt nicht dazu, dass Männer und Frauen vergleichbar stark wahrgenommen werden. Vielmehr denken Lesende in diesem Fall häufiger an Frauen als an Männer – aus dem Male Bias wird also ein Female Bias.

https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/gendersternchen-lassen-an-frauen-denken/

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KJSTB 
Fragesteller
 24.05.2023, 17:08

Gendern hilft Menschen sehr wohl. Mit einer genderausgerichteten Sprache ist es für viele Menschen einfacher Rollenbilder zu brechen und auf sich aufmerksam zu machen! Gesehen zu werden.

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KJSTB 
Fragesteller
 24.05.2023, 17:22
@stonedog

Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Krankenschwester. Ein Beruf der in unserer Gesellschaft schon lange von Frauen dominiert wird und demzufolge auch lange Zeit keine offizielle männliche Bezeichnung hatte. Mit der Einführung eines neutralen Begriffes - KrankenpflegerIn - können auch männliche Pfleger sich viel sicherer und selbstbewusster mit ihrem Beruf identifizieren.

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stonedog  24.05.2023, 17:26
@KJSTB

Teilen denn die Krankenpfleger auch deine Meinung? Wäre interessant, ob es da Umfragen gibt.

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KJSTB 
Fragesteller
 24.05.2023, 17:32
@stonedog

Ich habe kurz recherchiert und erst einmal keine spezifische Statistik gefunden, kann das ganze also nicht belegen.

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stonedog  24.05.2023, 17:35
@KJSTB

OK, dennoch danke. Das wäre mal ein richtig handfestes Argument für Gendern!

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Gar nicht.

Jeder kann immer etwas beliebiges empfinden. Hier konkret die Bevormundung.

Und es ist eben auch deine Art der Beformundung. (Punkt).

Wichtiger ist die Einstufung dieser Bevormundung in ihrer Relevanz.

Ist die Bevormundung wichtiger, oder sind die Ziele des Genderns wichtiger?