Freie Marktwirtschaft und soziale Missstände?

3 Antworten

Leicht erklärt ist das leider nicht.

Freie Marktwirtschaft bedeutet, dass alle am Markt teilnehmenden Seiten (Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Produktanbieter und Konsumenten, konkurrierende Anbieter)) ohne Einschränkung durch marktregulierende Gesetze handeln können.

D.h. dass sich hinsichtlich Beschäftigungsgrad, Lohnniveau und Preisniveau ein Gleichgeicht einstellt, das ensteht, wenn alle handelnden Parteien nach ihrem größtmöglichen Vorteil handeln und entscheiden: Der Arbeitgeber will möglichst geringe Löhne zahlen und möglichst hohe Preise für seine Produkte erzielen, der Arbeitnehmer will möglichst hohe Löhne haben und als Konsument möglichst geringe Preise bezahlen.

Dieses Gleichgewicht stellt sich nach der Marktmacht der einzelnen Parteien ein, und die hängt von Angebot und Nachfrage ab.

Speziell im Verhältnis Arbeitnehmer und Arbeitgeber bedeutet dies, dass, wenn ein Überangebot an Arbeitskraft besteht und viele Arbeitnehmer um wenige Jobs konkurrieren, entsprechende Arbeitslosigkeit herrscht. Zudem wird das Lohnniveau sehr gering sein, da die Jobsuchenden sich gegenseitig unterbieten, um einen Job zu bekommen. Dies war insbesondere seit Beginn der Industrialisierung bis ins 20ste Jahrhundert hinein ein großes Problem, das nicht nur zur Verelendung führte , sondern auch eine politische Brisanz mit sich brachte - Faschismus und Kommunismus waren die Folgen.

Es kann natürlich auch umgekehrt sein, und das erleben wir heute in Zeiten des Fachkräftemangels: Wenige entsprechend qualifizierte Kräfte werden von mehreren Arbeitgebern umworben, was zu einem Anstieg des Lohnniveaus führt.

Im wenig qualifizerten Bereich herrscht heute aber immer noch ein Überangebot an Arbeitskräftenmit entsprechendem Lohndruck.

Die Freie Marktwirstchaft hat sich in der Praxis genausowenig funktionsfähig wie das absolute Gegenteil (die zentral- bzw. staatsgelenkte Wirtschaft des Sozialismus oder Kommunismus) erwiesen.

Bewährt hat sich. dem selbstregulierenden Mechanismus des Marktes bestimmte Grenzen zu setzen, um Verelendung zu vermeiden: Kündigungsschutzgesetze, Mindestlohngesetze, und eine ganze Reihe weiterer Gesetze, die verhindern, dass schwächere Marktteilnehmer der Marktwillkür der Stärkeren ausgesetzt sind.

Dies wird unter dem Begriff "Soziale Marktwirtschaft" verstanden.

Deren Ziel ist es, die hohe Wirtschaftskraft der Marktorientierung zur Erarbeitung eines hohen Wohlstands einerseits und eine sozial gerechte Veteilung dieses Wohlstands andererseits zu verbinden.

Kurz gesagt:

Komplett Freie Markwirtschaft führt zu hohen Wohlstand, der aber nur bestimmten Kreisen zugute kommt, währen andere verarmen.

Komplett zentralgelenkte Wirtschaft (Sozialismus) führt zu Mangelwirtschaft, wobei dieser Mangel je nach den politischen Interessen der Staatsführung breit verteilt wird.

Und die Soziale Marktwirtschaft steht dazwischen.

Das ist natürlich hanebüchener Unsinn. Bei einer freien Marktwirtschaft, würden die Mitarbeiter sofort entlassen, sobald ein Arbeitsauftrag abgelaufen wäre. Dabei ginge das Beschäftigungsrisiko direkt auf die Arbeitnehmer über.

So etwas gibt es nur auf dem "Arbeitsstrich" für illegale Schwarzarbeiter.


TUrabbIT  20.03.2020, 15:02

Das denke ich nicht, vielleicht bei wenigen Berufen die stark von der Auftragslage abhängig sind. Aber viele Unternehmen sind daran interessiert qualifiziertes Personal zu halten um Kapazität und Qualität aufbauen und entwickeln zu können.

Theoretisch könnte sich so durch Angebot und Nachfrage ein Lohnniveau einpendeln welches dem Wert der Arbeitsleistung entspricht. Praktisch ist es etwas komplizierter und wird sich zeigen wer am längeren Arm sitzt, auch abhängig von den nötigen Voraussetzungen für einen Job.

Je geringer die Voraussetzungen desto größer das Angebot an Arbeitskräften und der Vorteil geht auf den Arbeitgeber. Je höher die Voraussetzungen desto geringer das Angebot passender Arbeitskräfte und entsprechend geht der Vorteil auf den Arbeitnehmer.

Doch auch das ist davon abhängig wieviele Jobs für diese Qualifikation angeboten werden und damit ob der Arbeitnehmer eine Auswahl hat oder von einem oder wenigen Arbeitgebern abhängig ist.

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