findet ihr das früher Wikinger und Piraten böse waren?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo gnGNU,

natürlich waren sie - auch - böse, sie waren ja Menschen, und zwar solche, deren Beruf die Gewalt war.

Die Frage ist, ob sie böser waren als all die anderen Räuber, Vergewaltiger und Mörder ihrer jeweiligen Zeit, die im Namen eines Königs und oft auch im Namen Gottes (sei es nun Christentum oder Islam) handelten, und da wird das Bild sehr schnell komplexer.

Die Wikinger sind für ihre Raubzüge und den Sklavenhandel berüchtigt, aber auch für die Entdeckungsreisen berühmt, die sie vorübergehend bis nach Nordamerika und dauerhaft bis nach Island gebracht haben.

Die Bukaniere (,,Fleischräucherer", wie viele der Piraten des 17. Jahrhunderts nach ihren Kochgewohnheiten genannt wurden) der Karibik etwa hatten so etwas wie eine Vorstufe zu den Sozialsystemen, die wir heute als selbstverständlich betrachten, die jedoch im ach so christlichen Europa der damaligen Zeit unbekannt war.

Die Staaten wurden von absoluten Herrschern regiert, die sich um das Wohl ihrer Untertanen oft wenig bis gar nicht kümmerten (was denn auch später die Französische Revolution ausgelöst hat), kannten grausame Strafen und führten ebenso grausame Kriege gegeneinander, von denen etliche zum Dreißigjährigen Krieg zusammengefasst werden. Oft betrieben sie auch Sklavenhandel.

Viele der Piraten des 17. Jahrhunderts waren entnommene Sklaven, die hier erstmals Wertschätzung als vollwertige Mitglieder einer Gemeinschaft genossen. Auch Frauen hatten hier oft wesentlich mehr zu sagen als in den etablierten Gesellschaften Europas oder des Orients.

Das Wort "böse" klingt für mich wie aus einem Märchen (Rotkäppchen und der große böse Wolf), aber es ist klar, dass die Wikinger bei ihren Raubzügen nicht zimperlich waren und Menschen, die sich ihnen in den Weg stellten, umbrachten.

Man sollte aber auch bedenken, dass sie Kinder, Frauen und ältere Verwandte in ihrer Heimat hatten - und das Leben im damaligen Norwegen, Dänemark und Schweden war hart; es gab Landwirtschaft und Fischfang, aber das Leben blieb meist in Armut.

Durch die Raubzüge verschafften sie ihren Familien ein zusätzliches Einkommen (aus heutiger Sicht natürlich illegal), und sie liefen jederzeit Gefahr, selber umgebracht zu werden (natürlich ließen sich die Gegner nicht widerstandslos ausrauben).

Es gab aber nicht nur Plünderungen, sondern auch viele Handelsleute (dieser Aspekt kommt in den Filmen meist zu kurz, er ist halt nicht spektakulär).

Eine interessante Dualität stellt die Figur des Egill Skallagrímsson dar. Einerseits war er brutal (schon als Kind hatte er einen Menschen getötet), andererseits galt er als talentierter Dichter.

https://de.wikipedia.org/wiki/Egill_Skallagr%C3%ADmsson

Nicht allen Menschen lag das ständige Kämpfen, auf Island ließen sich einige Wikinger nieder, um dort ein neues Leben anzufangen. Auch Norwegen selber war umstritten, verschiedene Fürsten kämpften um die Vorherrschaft. Auf Island konnten sie ein hartes, aber freies Leben beginnen (bis spätere Zeiten wieder Probleme brachten).

Isländische Dicht- und Schreibkunst (u.a. die beiden Werke der Edda) ist historisch und kulturell bedeutsam.

Wikinger waren auch auf Gotland. Zahlreiche Schätze wurden gefunden (mit Silbermünzen auch aus dem nahöstlichen Raum). Man kam damals rum. Auch in Russland waren sie (Runensteine berichten davon).

Nein, ich glaub nicht dass sie böse waren, geh mal ins Nationalmuseum Oslo und Du wirst feststellen von welcher hoch entwickelten Kultur die Wikinger waren;

Die Wertvorstellungen über ein Menschenleben waren früher anders, in vielen Teilen der Welt ist ein menschenleben nicht mal einen Kasten Bier wert;

Viel hat sich nicht geändert;

Und ja, Piraten sind auch böse, aber wenn sie Sir Francis Drake heissen, sind sie Helden, weil sie für die "Krone" geraubt und gemordet haben; das ist nämlich was anderes;

Und heute sitzen die Piraten an der Börse und sind böse;

Ich kenn nur einen bösen Wikinger und das war der schreckliche Sven; der Gute war immer Wicki

SlowPhil  23.08.2019, 07:36
Du wirst feststellen von welcher hoch entwickelten Kultur die Wikinger waren;

Das heißt nichts. Die Römer hatten eine hoch entwickelte Zivilisation, kannten aber zugleich Sklaverei und grausame Strafen.

Wobei ich lieber Sklave im antiken Rom als etwa im europäischen Nord- oder Südamerika des 17. oder 18. Jahrhunderts gewesen wäre. Im antiken Rom waren Sklaven trotz ihres unfreien Standes durchaus Teil der Gesellschaft und hatten z.B. Zugang zu den Thermen.

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Da gibt es kaum Zweifel.

Man sollte jedoch zwischen Beiden unterscheiden. Das Wort "pirata" ist lateinisch und bedeutet in ungefähr Seeräuber. Die "Wikinger" waren Angehörige einer Ethnie aber gewissermaßen ähnlich einzustufen.

Nach heutigen Maßstäben kommt bei den Piraten der früheren Zeiten Einiges an Straftaten zusammen.

Mord, bewaffneter Raub, Diebstahl, Entführung, Erpressung usw., dies alles deutet auf ein hohes Potenzial an Kriminalität und würde heute zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe, in einigen Ländern zur Todesstrafe führen.

Allerdings gab es auch hier Unterschiede. So rekrutierten gewissermaßen verschiedene Nationen sog. Freibeuter, die mit einem Kaperbrief ausgestattet wurden und mit Legitimation des jeweiligen Staates, auf Kaperfahrt gingen.

Piraten gibt es im Übrigen auch noch heute.

Bei den Nordmännern/Wikingern ist das Prinzip teilweise das Gleiche, jedoch machte ich bereits auf die Ethnie aufmerksam.

Nicht alle Menschen der nordischen Völker, fuhren auf Raubzüge. Man sollte hier also nicht alle Skandinavier dieser Epoche als Wikinger bezeichnen.

SlowPhil  25.08.2019, 08:17
Die "Wikinger" waren Angehörige einer Ethnie ...

Das ist ein verbreitetes Missverständnis:

Hinzu kommt, dass man mit  Wikinger heute zwar Skandinavier meint, das Wort aber in der Bibelübersetzung und in der klassischen Literatur für  Seeräuber ganz allgemein verwendet wurde.

(Zitat aus dem Wiki-Artikel)

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ponter  25.08.2019, 09:49
@SlowPhil

Das ist korrekt, nichtsdestotrotz bezieht sich der Begriff hier in der Frage auf die nordischen Völker.

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SlowPhil  25.08.2019, 13:34
@ponter

Ganze Völker als böse zu charakterisieren - über das Maß hinaus, in dem man dieses Attribut Menschen generell zuweisen kann - ist nicht gerade eine Haltung, die an die hellsten Zeiten der Geschichte erinnert.

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Deine Frage ist eine Verniedlichung.

Nach heutigem Sprachgebrauch waren das gewoehnliche Verbrecher.

Ein heroisieren ist da nicht angebracht, somit koennten sie noch Raeuber, Freibeuter und eben Piraten genannt werden, allerdings aendern zum Besseren, wird daraus nicht.

https://www.deutschlandfunk.de/piraten-sind-normale-kriminelle.694.de.html?dram:article_id=66572

Woher ich das weiß:Recherche