erfordert das Studium Leidenschaft?

7 Antworten

Leidenschaft bzw. ein Interesse für das Fach erleichtert das Studium.

Ich würde es nicht so stark sehen wie in deinem Ausgangspost: man kann auch ohne Leidenschaft schwierige Phasen durch Kompensationsmechanismen durchhalten.

Aber wenn Du etwas ohne Leidenschaft machst, stellt das 10000x höhere Anforderungen an deine Selbstregulationsfähigkeiten. Es ist wesentlich anstrengender, du musst dein Verhalten stärker kontrollieren.

Es ist also meiner Meinung nach möglich, komplett ohne Leidenschaft erfolgreich zu studieren, aber das ist deutlich schwieriger.

Ich habe meinen Bachelor ziemlich leidenschaftslos bewältigt. Erst im Master habe ich verstanden, wofür ich das überhaupt mache.

webvorenthalten 
Fragesteller
 14.03.2022, 08:02

Als psychisch krank? ADHS+Burnout?

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Naja, ich habe BWL studiert und erst im Hauptstudium kam dran, was mich wirklich interessiert hat und was mir lag. In der Schule schafft man doch auch Fächer, die man nicht so super findet. Trotzdem ergibt es natürlich Sinn, sich ein Studium zu suchen, was einem zumindest in Teilen liegt. Schon alleine deswegen, weil einem diese Teile auch hinterher im Job wieder begegnen.

Noch immer bricht etwa ein Drittel der Hochschüler*innen in Deutschland sein Studium offiziell gezählt ab. Gründe sind zum Beispiel

  • falsche Vorstellung vom Inhalt des Studiengangs > meistens jedoch dann Studiumswechsel, also doch eher nicht als Studiumsabbruch bewertbar
  • Studierunfähigkeit mangels Grundwissen oder "Sitzfleisch" zum Lesen und Schreiben < "Leidenschaft" auch "Leidensfähigkeit", die ja später zu häufig beruflich auch gefordert wird
  • Studierunfähigkeit mangels sprachlicher Ausbildung - längst auch Deutsche in Deutsch (mündlich und schriftlich)
  • Überarbeitung wegen Nebenjobs und zu wenigen Ruhepausen
  • Unselbstständigkeit im Alltag (z.B. Regeln des eigenen Haushalts neben dem Studium)
  • zu geringes Durchhaltevermögen - charakterlich und finanziell gemeint
  • andere Umstände - private Veränderungen
webvorenthalten 
Fragesteller
 14.03.2022, 08:02

Als psychisch krank? ADHS+Burnout?

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Skoph  14.03.2022, 08:28
@webvorenthalten

Müsste ich dich persönlich genauer kennen. Würde dir allerdings so schon raten: Nach der eigenen Leistungsfähigkeit geregelten Alltag mit "Ritualen" einhalten (Ruhezeiten, Arbeitszeiten, Bewegungsfreizeiten), medikamentöse Einstellung haargenau durchführen, WICHTIGST: kleine Schritte bewusst planen und gehen - z. B. verlängerte Studiumsdauer, wenn finanziell möglich; vielleicht auch ein Jahr Verschnaufpause zwischen BA- und MA-Studium; jeden kleinsten Erfolg schon groß feiern, damit du dich kontinuierlich mehr freust als ärgerst (Frustrationsgrenze hinaufschieben, Burnout in Luft auflösen); sich bewusst täglich positiv überraschen lassen lernen, sich eben an "kleinen Dingen" erfreuen lernen: Freundschaften unbedingt eingehen und pflegen, wenn auch derzeit schwieriger möglich; viel intelligente Musik hören oder auch spielen < das fördert nicht nur die Intelligenz (Konzentration), sondern ist auch ein Wechselspiel in der Gefühlswelt ohne konfliktreiche Folgen - vgl. Fußballfan.

Und schnuppere in Studiengängen, die zu dir passen könnten - auch nicht nur UNIs, sondern auch Hochschulen für angewandte Wissenschaften - und kontaktiere Tutoren oder Alumni (Ehemalige) (siehe Homepage der Hochschule) zur Hilfe.

Dann entwickelst du diese "Leidenschaft", die nötig ist.

Und lass dich individuell für dich intensiv beraten - schon VOR dem Studium, z. B. im Studentenwerk nachfragen - (sozial-)psychologische Beratungsstelle. Du bist ja bei weitem nicht der einzige Mensch mit psychischen "Studiumsbehinderungen"!

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Skoph  14.03.2022, 08:35
@webvorenthalten

Danke. Habe ja selbst schon so einiges hinter mir - bin 60 Jahre jung! Und viel Erfolg und noch mehr Lebensfreude für dich!

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Ich glaube, es gibt auf der einen Seite Leute, die es trotzdem einfach durchziehen und sich nicht so viele Gedanken/Zweifel darüber machen währenddessen und sich halt in ihrer Freizeit ein bisschen davon ablenken, bis sie durch sind. Danach können sie ja immer noch etwas anderes machen.

Und auf der anderen Seite gibt es auch welche, die vielleicht die ganze Zeit spüren, dass das Fach/Studium einfach doch nicht das richtige ist und sie haben das Gefühl, wertvolle Zeit zu verschwenden, in der sie auch andere Optionen ausprobieren können. Für die ist es wahrscheinlich schwieriger, sich von diesen Gedanken abzulenken und einfach jahrelang nur zu 'funktionieren', bis sie durch sind.

Ich habe selbst in meinem Studium einmal den Studiengang gewechselt, weil ich nach ein paar Semestern gemerkt habe, dass ich später eigentlich was komplett anderes machen will, was ich auch schon wusste, aber ich dachte, mit dem anderen Studiengang hätte ich bessere Berufs- bzw. Karrierechancen. Jetzt studiere ich etwas anderes, zwar nicht, um einen bestimmten Beruf zu machen damit später, sondern einfach für mich. Ein Studiengang, der mir viel leichter fällt, viel mehr Spaß macht und bei dem ich sogar dazu motivieren kann, längere Hausarbeiten zu schreiben, was ich beim ersten Studiengang überhaupt nicht konnte.

Ich würde also sagen, es kommt auf die Persönlichkeit und das Fach an.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Hobbypsychologin :)

Wenn du dich gut durchbeissen kannst, also eine große Willensstärke und ein Mindset der protestantischen Arbeitsethik hast dann ja. Bist du eher bequem, dann musst du was machen was dir Spaß macht. Dann bist du leidenschaftlich dabei. Viel Leidenschaft, eher bequem, wenig Leidenschaftlich, aber viel Biss und langen Atem. Diese Charaktere kenne ich aus dem Studium. Die Leidenschaftlichen leben ihr Studium, die harten Arbeiter haben meistens eher eine finanzielle Motivation oder, versuchen einen Status zu erlangen.