Entstanden die Europäer durch Mutationen bei der Fortpflanzung mit Neandertaler?

7 Antworten

Nein, im Wesentlichen nicht, nur etwa bis zu 4% (oft weniger) des Erbgutes stammt von Neandertalern, was bedeutet, dass 96% (oder mehr) nicht von Neandertalern stammt, sondern von Homo sapiens. Der Neandertaler-Einfluss ist also ziemlich gering. Vorhanden ist er dennoch.

Europäer sind zum einen genetisch divers, zum anderen zeigen viele genetische Ähnlichkeiten mit Völkern aus Nordindien oder aus dem Raum Persien/Iran. Siehe auch "indogermanische Sprachen".

Schon vor den Indogermanen gab es Menschen hier. Siehe auch die baskische Sprache (Überrest einer vor-indogermanischen Sprachschicht).

In Osteuropa gibt es etliche Sprecher finno-ugrischer Sprachen (Finnisch, Estnisch, Ungarisch, Sami, mehrere Sprachen in Russland). Diese haben oft (aber auch nicht immer) ähnliche Abstammungslinien wie kleinere eurasiatische Gruppen in Russland wie die Samoyeden (siehe z.B. "Nenzen").

Indogermanen hatten mal einen Lebensraum nördlich des Schwarzen Meeres (in etwa die heutige Ukraine), von dort kamen einst viele Menschen nach Zentral- und Westeuropa.

In Westeuropa gab es auch einen gewissen Einfluss aus Nordafrika. Nicht nur durch die Mauren, die mal in Spanien waren, sondern auch schon früher. Manche Forscher vermuten sogar bis Irland/Großbritannien einen sehr alten Einfluss aus Nordafrika (afroasiatische Sprachen, dazu gehören heute Arabisch und die Berbersprachen).

Walisisch und Irisch (Gälisch! nicht Englisch) haben Konstruktionen, die an den "status constructus" des Arabischen oder des Hebräischen erinnern. Es ist umstritten, ob dies unabhängig entstand, oder tatsächlich auf einen nordafrikanischen Einfluss zurückgeht.

Im Arabischen sind dies Konstruktionen wie bintu ummin (unbestimmt) oder bintu-l-ummi (bestimmt). Die Bestimmtheit des zweiten Glieds (l-ummi) bewirkt die Bestimmtheit des gesamten Ausdrucks. Auch der "Singulativ" ist z.B. im Walisischen vorhanden. Im Arabischen qamar-un "ein Mond" vs. qamar oder tuffaha "ein Apfel" vs. tuffah.

Ich nehme an, du wolltest fragen, ob die Europäer durch die von den Neandertalern eingemischten Gene zu dem geworden sind, was sie sind. Mutationen sind dazu nicht nötig. Den Vorgang nennt man Einkreuzung.

Ja, wir haben höchstwahrscheinlich auch äußere Merkmale von den Neandertalern übernommen. Das gilt auch für die Asiaten. Wir wissen es aber nicht mit Sicherheit.

Andere Arten wurden ebenfalls eingekreuzt, so z. B. der rätselhafte Denisova-Mensch.

Der homo sapiens hat sich in Afrika entwickelt. Dort gab es aber ebenfalls noch andere Arten, die eingekreuzt wurden. Jedenfalls eine ist im Gespräch, das Geister-Volk (ghost population). Außerdem findet man heute doch Neandertal-Gene in Afrika, nur nicht so viele.

Es war ein ständiges Hin-und-her zwischen Gruppen, die sich eine Weile allein entwickelt und sich später wieder getroffen haben und so war das schon immer, schon seit sich die Linien der Affen und der Menschen getrennt haben. Ja, sogar diese ersten Vertreter unserer Linie haben es nochmal mit den Affen getrieben, wie die Gene verraten haben sollen.

Der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens sapiens) hat seinen Ursprung in Afrika. Entstanden ist er vor etwa 318 000 Jahren aus einer Population von afrikanischen Menschen, die heute als Archaischer Homo sapiens bekannt ist und ihrerseits aus dem Homo erectus hervorging. Vom Archaischen Homo sapiens, der manchmal auch als Vertreter von Homo erectus angesehen wird oder auch als eigenständige Art angesehen wird, leiten sich auch die Neanderthaler (Homo sapiens neanderthalensis) und die Denisova-Menschen ab.

Etwas früher als der anatomisch moderne Mensch wanderten bereits Vertreter des Archaischen Homo sapiens (oft als Homo heidelbergensis als eigene Art klassifiziert) nach Eurasien aus und brachten dort einerseits den Denisova-Menschen als auch den Neanderthaler hervor.
Aus den in Afrika verbliebenen Vertretern des Archaischen Homo sapiens ging dann schließlich der anatomisch moderne Mensch hervor. Auch er wanderte später nach Eurasien aus. Seinen Ausbreitungsweg kann man anhand von Fossilienfunden, aber auch durch den Vergleich der Haplotypen der mitochondrialen DNA der verschiedenen Menschenpopulationen recht gut rekonstruieren. Vermutlich besiedelte der Mensch zunächst Arabien (aufgrund der Eiszeit war der Meeresspiegel niedriger als heute, das Rote Meer hat der Mensch deshalb wohl trockenen Fußes überquert) und gelangte von dort aus die Küste entlang bis nach Indien. Recht früh besiedelte er von dort aus Australien. Eine andere Ausbreitungsrichtung erfolgte nach Nordasien und schließlich nach Europa. Über die Beringbrücke gelangte der Mensch schließlich von Sibirien aus nach Nordamerika. Dort wanderte er die Kordilleren entlang bis nach Südamerika ein.

Als der anatomisch moderne Mensch in Europa ankam, war der Neanderthaler dort schon längst heimisch. Die ältesten Steinzeitmalereien in Europa stammen deshalb sehr wahrscheinlich auch vom Neanderthaler und nicht vom heute noch lebenden anatomisch modernen Menschen. Die Evolution der beiden Menschen-Linien hat weitgehend unabhängig voneinander stattgefunden. Allerdings hat es, als der anatomisch moderne Mensch auf den Neanderthaler traf, auch mindestens zwei Mal eine Vermischung der beiden Linien miteinander gegeben, und zwar schon recht früh, vermutlich bereits, unmittelbar, nachdem der anatomisch moderne Mensch Eurasien erreicht hatte. Den dabei erfolgten Genfluss vom Neanderthaler zum Homo sapiens sapiens kann man noch heute nachweisen - rund 2 % der DNA aller Nichtafrikaner stammen ursprünglich vom Neanderthaler. In den meisten afrikanischen Menschenpopulationen hingegen fehlen die Spuren der Neanderthaler-Gene. Nur in Nordafrika gibt es einige Populationen, in denen wir sie finden können. Das hängt damit zusammen, dass natürlich auch einige Menschen von Eurasien aus wieder nach Nordamerika zurückwanderten. Auch mit den Denisova-Menschen hat es eine Hybridisierung gegeben. Spuren ihrer DNA finden sich heute noch in asiatischen Völkern und in Gruppen, die von ihnen abstammen.

Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass der anatomisch moderne Mensch aber vielleicht schon viel früher als bisher angenommen zumindest Südeuropa besiedelt hat, noch bevor der Neanderthaler hier auftauchte. Darauf deuten jedenfalls einige Fossilien aus der griechischen Apidimia-Höhle hin, die dem anatomisch modernen Menschen zugeschrieben werden und deutlich älter sind als die bislang ältesten nichtafrikanischen Fossilien anatomisch moderner Menschen in Israel. Demnach könnte es sein, dass es zwei Besiedlungswellen gegeben hat: eine erste, die aber nicht erfolgreich war. Nach ihr breitete sich der Neanderthaler in Europa aus. In einer zweiten Besiedlungswelle erreichte der anatomisch moderne Mensch Europa dann erneut, traf dort auf den Neanderthaler, kreuzte sich mit ihm und verdrängte ihn schließlich vollständig. Heute sind ausnahmslos alle lebenden Menschen anatomisch moderne Homo sapiens sapiens.
Warum der Neanderthaler ausstarb, ist indes noch ungeklärt. Vermutet wird, dass er die klimatischen Veränderungen nach dem Ende der Eiszeit nicht vertrug. Vielleicht wurde er auch vom anatomisch modernen Menschen gezielt ausgerottet. Möglicherweise brachte dieser aber auch Krankheitserreger mit, gegen die Neanderthaler nicht immun waren. Vermutet wird auch, dass die Reproduktionsrate der Neanderthaler niedriger gewesen sein könnte als die der anatomisch modernen Menschen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Jap. Die einzigen wirklich reinen Homo sapiens ohne Neanderthalergene hat es nur in Afrika gegeben.

Btw... ist auch so ein Grund, finde ich, warum Rassismus, in dem Fall gegen Afrikaner, so dumm ist. Schließlich hat sich nur da die "reine Homo Sapiens-Art" entwickelt.

Edit: Oke die anderen Antworten sehen das mit dem "Ja" bisschen anders😅 Bio ist voll mein Thema🙃

Edit2: Ich meine damit in keinster Weise, dass es unterschiedliche Menschenrassen gibt! Es gibt eine einzige, den Homo Sapiens und dazu gehören alle lebenden Menschen seit was weiß ich wie vielen tausenden von Jahren.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Wenn man bedenkt, dass der Unterschied von uns selbst zu den Schimpansen nur 1,5 Prozent beträgt, dann sind die 2 Prozent Neandertaler DNA die wir in uns tragen, doch ein sehr hoher Wert. Wir würden heute vollkommen anders aussehen, wenn die Neandertaler nicht ebenfalls unsere Vorfahren wären.