Welcher Stammbaum ist am wahrscheinlichsten?

3 Antworten

Der linke Stammbaum ist wahrscheinlicher, da der Mensch in Afrika entstanden ist (Out of Africa-Hypothese), was heute als allgemein gesichert gilt. Dafür spricht neben den molekularbiologischen Befunden (DNA-Vergleich) auch das Fossilienmaterial. Demnach sollten also die afrikanischen Populationen an der Basis des Stammbaums der Menschen stehen. Alle anderen Populationen außerhalb Afrikas stammen von einer Gruppe aus Afrika ausgewanderter Bewohner ab. Recht früh hat sich dann die Population der Australier (gemeint sind natürlich die Ureinwohner (Aborigine) und nicht die Australier mit europäischen Wurzeln) von den übrigen isoliert, darauf deutet u. a. die mitochondriale Haplotypenanalyse hin.

Der rechte Stammbaum würde eher zur multiregionalen Hypothese passen, wonach der Mensch in mehreren Regionen voneinander unabhängig aus ausgewanderten Populationen des H. erectus hervorgegangen wäre, die einzelnen Linien hätten sich dann durch Kreuzung zur heutigen Menschenpopulation vermischt. Diese Hypothese gilt heute aber als widerlegt.

Der Neanderthaler ist ebenfalls aus dem H. erectus hervorgegangen, allerdings unabhängig vom anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens sapiens). Studien von Svante Pääbo und seinem Team am Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben gezeigt, dass es zur Kreuzung zwischen Neanderthalern und anatomisch modernen Menschen gekommen ist, als der anatomisch moderne Mensch nach Eurasien auswanderte und dort auf Neanderthaler traf. Dabei kam es auch zum Genaustausch. Noch heute enthält das Genom aller außerafrikanischen Menschen etwa 2 % Neanderthalergene.

Ein Stammbaum, in dem der Neanderthaler eingezeichnet ist, sähe dann in etwa so aus:

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Die blauen Pfeile zeigen den Genfluss an. Es hat einen Genfluss vom Neanderthaler zu den frühen außerafrikanischen Menschen gegeben. Auch der nahe mit dem Neanderthaler verwandte Denisova-Mensch hat mit den anatomisch modernen Menschen vermutlich in Südostasien hybridisiert, wodurch es zum Genfluss in melanesische und die australische Populationen des anatomisch modernen Menschen kam. 2020 wurde eine Studie veröffentlicht, wonach auch ein Genfluss von ursprünglichen Homo-Vertretern zu Neanderthalern und Denisovanern vorgekommen ist (hier nicht eingezeichnet).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
 - (Menschen, Biologie, Genetik)
Leon329 
Fragesteller
 12.08.2021, 11:31

Vielen Dank!

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Ich denke, dass es vor 200.000 Jahren noch keine "Europäer" gab und dass die Aufspaltung eher ziemlich "spät" stattfand. Und Genaustausch kann man immer annehmen (egal ob links oder rechts).

Der Neandertaler war auch ein Nachfahre des Homo erectus (aber eben kein H. sapiens).

Ich denke, der komplette Stammbaum ist verkehrt und dient nur dazu, zu den 3 "Großrassen" zu kommen, ergänzt durch die Australier. Die wahren Verwandschaftsverhältnisse sind nach meinem Kenntnisstand anders: Ein Teil der "Afrikaner" ist mit allen anderen Gruppen näher verwandt als mit anderen Afrikanern.

Den Gentransfer kannst du durch eine gestrichelte Linie andeuten, zu einer vernünftig definierten Gruppe. M.W. enhalten nicht nur Europäer Neandertalergene, aber da müsstest du dich nochmal vergewissern.