Buddhisten beten nicht? Sie meditieren?

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8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin Buddhist und gebe mal dazu meinen Senf ab.

Wie in praktisch jeder Religion gibt deutliche Unterschiede zwischen der ursprünglichen Lehre und der tatsächlichen Praxis des Buddhismus, insbesondere in der Volksfrömmigkeit.

Ein einfacher vietnamesischer Reisbauer hat nun einmal nicht das gleiche Verständnis des Buddhismus, wie ein Mönch, der die Schriften studiert.

Dazu kommt, dass der Buddhismus sich schon immer den Gebräuchen und Vorstellungen verschiedener Kulturen angepasst hat.

So haben Ahnenverehrung, Opfergaben und Räucherwerk eigentlich nichts mit dem ursprünglichen Buddhismus zu tun.

Der Buddhismus ist vergleichsweise abstrakt, weil es eben eigentlich keinen Grund für irgendwelche Zeremonien gibt - aber der Mensch braucht eben etwas konkretes, woran er sich festhalten kann.

Dinge, die eigentlich als symbolische Respektsbezeugung gedacht waren, bekamen so den Charakter einer Anbetung.

Auch lokaler Aberglaube floss in die Religion ein.

Die offenbar in China verbreitete Vorstellung, das Reiben des dicken Bauchs einer Statue bringe Glück, istgenau so volkstümlicher Aberglaube, wie die "Hand der Fatima" als muslimisches Schutzamulett.

Mahayana-Buddhismus

Im Mahayana-Buddhismus kommt dazu, dass neben dem historischen Buddha auch noch so genannte transzendente Buddhas und Bodhisattvas eine Rolle spielen.

So lehrt etwa eine Strömung des Buddhismus, durch die fromme Wiederholung der Formel "Namu Amida Butsu" (Japanisch) bzw. "namo amituofo" (Chinesisch) und gute Taten werde man im paradiesischen "Reinen Land" des Buddha Amida wiedergeboren und könne von dort weiter auf dem Weg zur Erleuchtung fortschreiten.

Natürlich eröffnet das natürlich auch Formen von "Anbetung" - etwa beim Bodhisattva des Mitgefühls (jap. "Kannon Bosatsu")

Wenn Kindern erklärt wird, "Kannon wacht über dich" - dann führt das eben dazu, dass wiederum dieses überirdische Wesen gebeten wird "Liebe Kannon, bitte schütze Mama und Papa" - etwas das wir als "Anbetung" bezeichnen würden.

So eine Art "Personenkult" gegenüber einem spirituellen Wesen hat natürlich mit dem, was im Pali-Kanon, also den ersten Schriften des Buddhismus, steht, nicht mehr viel zu tun. 

Doch egal wie groß die Differenzen sind - so lange die gemeinsamen Grundlagen der vier edlen Wahrheiten, des edlen achtfachen Pfads und der fünf Sittlichkeitsregeln vorhanden sind, ist es "Buddhismus".

Meine persönliche Haltung

Ich selbst übe mich täglich in Meditation, befolge die Sittlichkeitsregeln und die Bodhisattva-Gelübde. Zwar habe ich eine Buddha-Statue hier und rezitiere auch bestimmte Texte, aber "Anbetung" findet nicht statt.

Grundsätzlich sind Verbeugungen und kurzes Innehalten für mich äußere Zeichen des Respekts und haben durchaus auch erzieherischen Wert. 

Eine Respektsbezeugung mit zusammengelegten Händen (Gassho/Wai/Namaste) lässt sich sehr vielseitig deuten und einige Auslegungen bzw. Erklärungen gefallen mir auch sehr gut - Anbetung ist es für mich persönlich nicht.

Fazit

Die ursprüngliche buddhistische Lehre sieht keine Anbetung, sondern lediglich Respektsbezeugungen vor - in der Praxis wird dies jedoch stark aufgeweicht
.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist
Enzylexikon  25.08.2015, 21:08

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Im tibetischen Buddhismus wird es so angesehen: Die "Gottheiten" sind eigentlich Aspekte des eigenen Geistes. Aspekte der eigenen Buddha-Natur. Aber wir sind nun mal in dem Zustand, dass wir unseren Erleuchtungsgeist nicht einfach so wahrnehmen und verwirklichen. Daher ist es besser, man projeziert das erst mal nach außen, als dass man sich gar nicht damit verbindet. Die Praxis ist oft so aufgebaut, dass man zunächst sich den Buddha außerhalb von sich selbst vorstellt. Hier sind auch Gebete eingebaut. Die Praxis muss aber immer dazu führen, dass man den Meister in sich selbst erkennt. Die eigene Buddha-Natur.

Es gibt dann verschiedene Meinungen, inwiefern es die Buddhas "wirklich" außerhalb von demjenigen gibt, der sich den Buddha vorstellt. Debatten unter Buddhisten sind traditionell und bis heute in Internetforen immer sehr lang und komplex. 

Und es gibt auch Menschen, die verstehen das ganze kaum und sehen die Buddhas des tibetischen Buddhismus als "äußere" Götter an, die einen beschützen usw, nicht anders, als Christen sich Jesus und Maria als Schutzwesen vorstellen.

Manche meinen, das stimmt so auch, wer das nicht meint, lässt anderen jedenfalls seine Herangehensweise.

Üblicherweise meditieren Buddhisten und beten nicht. Im volkstümlichen Buddhismus werden dennoch Buddha und die Boddhisattva wie Götter gesehen und angebetet. Das lässt sich wohl kaum vermeiden, wenn man eine Volksreligion sein will.

Buddhisten beten!

Dabei beten sie zu verschiedenen Personen die mal gelegt haben und zB erleuchtet waren.
Sie beten auf für ihre Mitmenschen und Lebewesen zB: "Mögen alle glücklich sein"

Es gibt auch verschiedene Buddha-Figuren so können sie, falls sie krank sind zum sog. Medizin-Buddha beten!