Sex&Gender, ist meine Darstellung richtig?

8 Antworten

Das, was du "inneres oder soziales Geschlecht" nennst, ist nicht unabhängig vom biologischen Geschlecht. Im Gegenteil. Es korreliert stark mit diesem, ist also ein Geschlechtsmerkmal.

Ich versuche mal zu erklären, wie ich die Sex/Gender Differenzierung konsistent verstehen kann. Letztlich musst du dafür nur zwei Konzepte verstehen: Biologisches Geschlecht und Geschlechtsmerkmale.

Für einen Biologen gibt es zwei biologische Geschlechter:

  • weibliche Individuen (Weibchen) sind darauf angelegt, Eizellen zu produzieren
  • männliche Individuen (Männchen) sind darauf angelegt, Pollen oder Spermien zu produzieren

Bei vielen Arten sehen Weibchen und Männchen auch unterschiedlich aus und verhalten sich unterschiedlich. Das nennt man Sexualdimorphismus.

Merkmale, in denen es einen Sexualdimorphismus gibt, werden Geschlechtsmerkmale genannt. Wobei Geschlechtsmerkmale im Gegensatz zum Sexualdimorphismus auch psychische und soziale Eigenschaften einschließen.

Woher weiß man nun, welche Geschlechtsmerkmale weiblich und welche männlich sind? Einfach: Diejenigen Merkmale, die bei Weibchen stärker oder häufiger vorkommen als bei Männchen werden weiblich genannt. Umgekehrt für männliche Geschlechtsmerkmale.

Im Kontext von "Gender" ist es nun fundamental wichtig, zu erkennen, dass Geschlechtsmerkmale vom biologischen Geschlecht abweichen können. Zum Beispiel die Körpergröße: Deutsche Frauen sind im Durchschnitt 165cm, Männer 177cm groß. Dabei gibt es natürlich auch Männer, die nur 165cm groß sind.

Das gilt noch viel stärker für psychische und soziale Geschlechtsmerkmale. So sind Frauen verantwortungsbewusster, was aber nicht heißt, dass es keine verantwortungsbewussten Männer gäbe. Ebenso für soziale Geschlechtsmerkmale wie Kleidungsstil, Farbwahl, Freundeskreis, Interessen, etc. Frauen tragen in unserer Kultur häufiger rosa. Das heißt aber nicht, dass kein Mann rosa tragen würde.

Der Begriff "Gender" ist mehrdeutig. Ursprünglich was seine Bedeutung Genus / grammatikalisches Geschlecht. Er wird auch synonym zu biologischem Geschlecht verwendet, um den anstößigen Begriff "sex" zu vermeiden. Heute soll er jedoch als Gegensatz zu "sex" (biologisches Geschlecht, körperliche Geschlechtsmerkmale) verwendet werden und meint dann im engen Sinne Geschlechtsidentität, etwas weiter gefasst alle nicht körperlichen Geschlechtsmerkmale.

Bei Cis-Menschen stimmen biologisches Geschlecht und Geschlechtsidentität überein, bei Trans-Menschen nicht.

Auch die sexuelle Orientierung ist ein Geschlechtsmerkmal. Dabei ist Androphilie ein weibliches und Gynäphilie ein männliches Geschlechtsmerkmal.

verreisterNutzer  25.07.2023, 20:48

Vielen Dank für die "wissenschaftliche" Antwort. Das ist mir natürlich bewusst. Aber angenommen man wäre aus irgendwelchen Gründen blind für die naheliegendsten biologischen Zusammenhänge, also dass es Mann und Frau gibt, die im Schnitt solche und solche Eigenschaften haben, dann wäre es doch interessant dennoch eine Typologie zu haben. Es schein Bedarf zu geben, zumal nicht sicher ist, ob vielleicht Maschinen bald die Fortpflanzung übernehmen (müssen) und somit die Geschlechter tatsächlich unsinnig werden und das ist vielleicht gar nicht verkehrt, denn aus der Ge_schlecht_lichkeit, wie mir scheint, wächst fast alles Übel in der Welt.

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Onesimus  25.07.2023, 21:35
@verreisterNutzer
eine Typologie zu haben.

Ich weiß nicht recht, was du mit Typologie meinst. Aber wenn du eine psychologische Typenlehre oder sozialwissenschaftliche Typologie meinst, dann liefert dir mein Konzept genau das:

Woher weiß man nun, welche Geschlechtsmerkmale weiblich und welche männlich sind? Einfach: Diejenigen Merkmale, die bei Weibchen stärker oder häufiger vorkommen als bei Männchen werden weiblich genannt. Umgekehrt für männliche Geschlechtsmerkmale.

So kannst du ganz einfach herausfinden, welche Merkmale typisch Frau bzw. typisch Mann sind. Was willst du mehr?

Dafür muss man nicht einmal biologische Zusammenhänge kennen. Denn schon ein Kind mit drei Jahren weiß, wie in seiner Kultur eine typische Frau / ein typischer Mann aussieht und sich verhält. Dass ausgerechnet das biologische Geschlecht das verbindende Merkmal ist kannst du übrigens nur erkennen, wenn du auch andere Arten als nur Menschen betrachtest.

somit die Geschlechter tatsächlich unsinnig werden

Geschlechtliche Wahrnehmung und Denken sind evolutionär dermaßen tief in uns verwurzelt, das wird man nicht so schnell ausmerzen können. Selbst wenn sie nutzlos würden.

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verreisterNutzer  25.07.2023, 22:46
@Onesimus

Geschlechtliche Wahrnehmung ist angeboren als gut? Das ist ein Sein-Sollen-Fehlschluss, vieles in der Natur ist unschön und sollte überwunden werden, sogar das Meiste.

Stelle dir vor, dass es nur noch Menschen gibt, keine Frauen und Männer, Menschen die zufällig mit diesen oder jenen Geschlechtsorganen geboren, Überbleibsel einer vergangen Welt, die mit Freud, aber allzuoft auch mit Leid in Verbindung standen, weil sie der Motor des narzisstischen Wettbewerbs sind, wie kann man das überwinden? In dem die Geschlechterrollen aufgelöst werden und damit auch die Sinnhaftigkeit der Biologie. Aus dem biologischen Gefängnis ausbrechen. Ich stelle mir kurz eine Schöne Neue Welt vor, aber besser, weil auch darin noch Geschlechter vorhanden sind, in meiner Welt kann jeder seinen Skin, wie in einem Videospiel anpassen und beliebig verändern.

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verreisterNutzer  25.07.2023, 22:52
@verreisterNutzer

Also die Wahrnehmung, dass es verschiedene Geschlechter gibt meine ich...das ist btw. was ich meinte mit einfachste biologische Zusammenhänge, die jeder intuitiv hat.

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Onesimus  26.07.2023, 06:24
@verreisterNutzer
Geschlechtliche Wahrnehmung ist angeboren als gut? Das ist ein Sein-Sollen-Fehlschluss

Ja, wenn ich meinen würde, Geschlechter seien gut, weil sie in der Natur vorkommen, dann wäre das ein Sein-Sollen Fehlschluss. Das tue ich aber nicht. Ich stelle lediglich fest, dass geschlechtliche Wahrnehmung sehr tief in uns verankert ist. Und ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Genauso gut könnte man fordern, die Sonne und den Mond abzuschaffen.

In dem die Geschlechterrollen aufgelöst werden und damit auch die Sinnhaftigkeit der Biologie.

Was du beschreibst ist Postgenderism. Das wird nicht passieren. Eben weil wir biologische Wesen sind und eine geschlechtliche Wahrnehmung tief in uns verankert haben. Das verrückte ist ja, dass die psychischen Geschlechtsunterschiede gerade in geschlechtsegalitären Gesellschaften besonders groß sind. Warum? Weil Menschen gerade in diesen Gesellschaften die Möglichkeit haben, sich frei nach ihren angeboren Anlagen zu entfalten. Die sozial konstruierten Geschlechtsmerkmale sind innerhalb weniger Jahre wandelbar. Alle anderen werden nur um so sichtbarer, desto mehr man versucht, sie ignorieren. Das ist der normative Zwang des faktischen.

Merke nochmal: Ich sage nicht, dass jede Frau so leben sollte wie eine durchschnittliche Frau, sondern nur, dass durchschnittliche Frauen anders leben, sind und wahrgenommen werden als durchschnittliche Männer. Und das wird sich auch nicht ändern.

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verreisterNutzer  26.07.2023, 09:51
@Onesimus

Erster Absatz: Das erinnert mich an Videos die ich mir von Edward Dutton angesehen habe, er meint Mobbing und die anderen fürchterlichen Dinge wären natürlich und darum kann man daran nichts ändern. Ich denke, wenn das die Natur des Menschen ist, dann kann man doch nur Schlussfolgern, dass der Mensch geändert werden muss, nicht mit einem Workshop in Schulen, nein ich rede von harten biologischen Eingriffen.

Zweiter Absatz: Danke für den Link. Das was du sagst will ich gar nicht bestreiten, ich glaube aber, dass das ein Rückschritt von der Kultur zur Natur ist. Der Dschungel ist Natur und grausam und die kultivierte Landschaft ist schön. Der Mensch hat über Jahrtausende nicht bloß die Tiere und die Landschaften und Wälder, sondern auch sich selbst domestiziert, warum sollte man das jetzt abbrechen und wieder zur Natur zurück?

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Onesimus  26.07.2023, 10:25
@verreisterNutzer
dass der Mensch geändert werden muss, nicht mit einem Workshop in Schulen, nein ich rede von harten biologischen Eingriffen.

Wie stellst du dir das vor? Ich denke da an Zwangsmedikalisierung psychisch Kranker, Lobotomie, Kastrierung / Sterilisation von Sexualstraftätern und Eugenik.

ich glaube aber, dass das ein Rückschritt von der Kultur zur Natur ist. […] warum sollte man das jetzt abbrechen und wieder zur Natur zurück?

Worauf beziehst du dich hier? Nirgenwo schreibe ich, dass wir "zurück zur Natur" sollten, oder die Zivilisation aufgeben.

Sind wir uns einig, dass sich jeder Mensch frei entfalten können sollte solange er dadurch die Freiheit und Sicherheit seiner Mitmenschen nicht einschränkt?

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verreisterNutzer  26.07.2023, 12:14
@Onesimus
Wie stellst du dir das vor? Ich denke da an Zwangsmedikalisierung psychisch Kranker, Lobotomie, Kastrierung / Sterilisation von Sexualstraftätern und Eugenik.

Kulturen beinhalten eine Art Eugenik und ich würde es begrüßen wenn Straftäter keine Kinder bekommen, soweit ich weiß hat das die Kriminalität Ende des Mittelalters erheblich reduziert, damit wäre schon einiges getan. Außerdem sollte gegen toxische Geschlechtlichkeit vorgegangen werden, wie das genau geht sollen schlauere als ich das bin entscheiden und vielleicht läuft das bereits.

Worauf beziehst du dich hier? Nirgenwo schreibe ich, dass wir "zurück zur Natur" sollten, oder die Zivilisation aufgeben.
Sind wir uns einig, dass sich jeder Mensch frei entfalten können sollte solange er dadurch die Freiheit und Sicherheit seiner Mitmenschen nicht einschränkt?

Wenn das Ich zwischen Es und Über-Ich, also der Mensch zwischen Tier und Kultur verortet ist, dann heißt Freiheit Tierwelt, Chaos, Dschungel, ja und in sehr freien Ländern, zeigen sich die Geschlechtsunterscheide deutlicher als in starken Kulturen, geschlechtegalitär heißt doch nur, dass die Menschen frei entscheiden können. Freiheit ist einfach die Abwesenheit von Kultur. Nein ich bin gegen Freiheit. Freiheit heißt nur Recht des Stärkeren und alles ist erlaubt, selbst dann wenn es ein Gesetz gibt, das kann nicht alles abdecken und schon gar keine zusammenhaltende Gesellschaft zustandebringen.

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Onesimus  26.07.2023, 12:34
@verreisterNutzer
soweit ich weiß hat das die Kriminalität Ende des Mittelalters erheblich reduziert

Das glaube ich nicht. Hast du dafür Quellen?

toxische Geschlechtlichkeit

Was ist das? Sexismus?

ja und in sehr freien Ländern, zeigen sich die Geschlechtsunterscheide deutlicher als in starken Kulturen

Dann haben die skandinavischen Länder mit den größten psychischen Geschlechtsuntecschieden schwache Kulturen und Somalia mit kleineren Geschlechtsunterschieden hat eine starke Kultur? Ich meine das Gegenteil ist der Fall.

Freiheit heißt nur Recht des Stärkeren

Das ist eine ganz schön verschobene Karikatur von Freiheit, wie sie die meisten Menschen verstehen. Denn das Recht des Stärkeren würde die Freiheit der Schwächeren deutlich einschränken.

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verreisterNutzer  26.07.2023, 13:04
@Onesimus

Hier ist eine Grafik die zeigt wie die Mordraten gesunken sind seit Ende des Mittelalters https://www.washingtonpost.com/news/wonk/wp/2016/07/06/why-living-in-some-u-s-cities-is-literally-like-living-the-middle-ages/ Ich habe das mal irgendwo, dass das damit zu tun haben könnte, dass im Ende des Mittelalter und in der frühen Neuzeit hart gegen Kriminelle vorgegangen wurde. Gut darum ging es mir aber gar nicht, es ging um die Abschaffung der Geschlechter.

Dann haben die skandinavischen Länder mit den größten psychischen Geschlechtsuntecschieden schwache Kulturen und Somalia mit kleineren Geschlechtsunterschieden hat eine starke Kultur? Ich meine das Gegenteil ist der Fall.

Schweden hat eine lange Zivilisierung hinter sich, anders als Somalia. Ein nächster Schritt ist die Geschlechter abzuschaffen und nicht irgendwohin zurückzuwollen in eine chaotische Welt, wozu diese Freiheit aber führt.

Das ist eine ganz schön verschobene Karikatur von Freiheit, wie sie die meisten Menschen verstehen. Denn das Recht des Stärkeren würde die Freiheit der Schwächeren deutlich einschränken.

Ja würde es. Aber das kümmert niemanden. Eine Schulklasse die unfrei ist, hat einen strengen Lehrer, gegen den sie sich auflehnt, in einer freien Klasse wir eines der Kinder gemobbt, bis es sich umbringt oder es sonstwie zum Problemfall wird, aber dass ist nicht Problem des starken Mobbers. DAs ist die Natur und das ist Freiheit, was sollte Freiheit sonst sein?

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Onesimus  26.07.2023, 14:33
@verreisterNutzer
Ich habe das mal irgendwo, dass das damit zu tun haben könnte, dass im Ende des Mittelalter und in der frühen Neuzeit hart gegen Kriminelle vorgegangen wurde. Gut darum ging es mir aber gar nicht, es ging um die Abschaffung der Geschlechter.

Im 13. Jahrhundert gab es sicher nicht mehr Geschlechtlichkeit als in der frühen Neuzeit. Hart gegen Kriminalität vorzugehen heißt nicht, dass Kriminelle keine Kinder zeugen dürfen. Ich wüsste nicht, dass in der frühen Neuzeit reihenweise Kriminelle kastriert worden wären.

Schweden […] Ein nächster Schritt ist die Geschlechter abzuschaffen.

Ja, genau das passierte in Schweden. Schweden ist führend, was die Gleichberechtigung der Geschlechter betrifft. Ausgerechnet dort sind aber auch die Persönlichkeitsunterschiede zwischen Frauen und Männern am größten. Das nennt sich gender-equality paradox.

was sollte Freiheit sonst sein

Ich denke an Freiheitsrechte:

Die Freiheit des Einzelnen sollte spätestens dort enden, wo sie die Freiheit eines anderen einschränkt.

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Der Hermaphroditismus bei Menschen ist biologisch nicht komplett ausgebildet, deswegen spricht man auch von Pseudohermaphroditismus. Insofern existieren bei der äußerlichen, biologischen Ausprägung drei Geschlechter, bei der inneren aber nur zwei. Außerdem gehört zur Biologie auch noch Gentik, hier gibt es neben XX und XY Varianten sehr viele Erscheinungen, Menschen mit nur einem, gar keinen oder sogar drei oder mehr Gonosomen. Manchen dieser Phänome ist eine spezifisches Krankheitsbild zugeordnet, anderen nicht. Allegmein lässt sich aber sagen: Sofern ein Y Chromosom vorliegt wird die biologische Ausprägung männlich, sonst weiblich. Die meisten Menschen ohne XX oder XY Kombination sind zudem steril oder nur vermindert zeugungsfähig.

Unter Gender im Englischen versteht man das soziale Geschlecht, das in den allermeisten Fällen der biologischen Ausprägung entspricht. Das ist korrekt.

Sexuelle Orintierung ist etwas anderes und hat streng genommen nichts mit diesem Themenkomplex zu tun.

Die einzige Verbesserung, die ich geben würde:
Generell ist es fairer, akkurater, sinnvoller für Alltagssituationen, das Gender als Hauptgeschlecht voranzustellen, und das 'sex' hinterher zu stellen.
Also, der Satz "Ein Mann kann innerlich eine Frau sein" würde ich umstellen und sagen "Eine Frau kann körperlich männlich sein".

Weil das Gender die soziale Komponente ist. Und Sprache ist auch eine soziale Komponente. Also macht es am meisten Sinn, in Sprache das Gender vorzuziehen.
Auch, weil Transpersonen meistens einen ziemlichen Leidensdruck dadurch haben, wenn man sie mit ihrem biologischen Geschlecht konfrontiert und ihr inneres Geschlecht in einem Nebensatz anhängt. Weil der Teil einer Transperson, der deine Aussage versteht, das Gehirn ist - und das Gehirn ist gleichzeitig das Organ, dass das soziale Geschlecht hat.
"Identity first"-Sprache ist auch in anderen Bereichen ein Thema, zb wenn es um Behinderungen bzw Krankheiten gibt. Viele ziehen zb Bezeichnungen wie 'Person mit Sehverlust/Blindheit' vor im Vergleich zu 'Blinde*r'. Die Selbstbezeichnung einer Person ist das, wie du die Person auch nennen solltest.

Man könnte noch dran rum mäkeln, das 'Divers' nicht eine einzige Sache ist und deshalb die Bezeichnung 'drittes Geschlecht' wenig Sinn macht, aber das ist nicht ganz so relevant.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
verreisterNutzer  25.07.2023, 20:51

Das ist eine Interessante Denkweise, in der realen Welt halte ich das für unanwendbar, aber umso mehr der Mensch in einer virtuellen Welt lebt, desto machbarerer scheint das.

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Seraphiel0  25.07.2023, 20:54
@verreisterNutzer

In der realen Welt wird es meistens eher so angewandt, weil die meisten Transpersonen sehr gut als ihr empfundenes Geschlecht rüber kommen und entsprechend so behandelt werden. Die meisten verheimlichen ihr biologisches Geschlecht vor allen.

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Ja im groben und ganzen würde ich zustimmen. Ich sehe das Ähnlich.

Ausser:

Und dann gibt es davon wieder unabhängig, die sexuelle Orientierung, also auf welches biologische Geschlecht diese gerichtet ist.

Die sexuelle orientierung umfasst mehr als nur das Biologische geschlecht. Manche menschen fühlen sich von körpern angezogen. Ich Bin einer davon. Aber da gibt es noch mehr als nur das. Für andere ist der körper weniger wichtig und es sind charakterliche merkmale die sie heiss machen. etc. etc.

Hallo Legion981,

man kann diese Dimensionen des biologischen Geschlechts und der geschlechtlichen Identifikation unterscheiden, dies auch wieder von einer Neigung, sexuellen Orientierung.

Ich sehe von der Genetik her - XX- und XY-Chromosomensätze - eher zwei biologische Geschlechter. Es können Multisomien vorkommen, wo unter Anwesenheit von mindestens einem Y-Chromosom schon von männlich gesprochen werden kann.

Damit wäre divers eher der Dimension der Identifikationen zuzuordnen.

Die Identifkation lässt sich bewusst wählen, kann aber auch voreingestellt sein (wo sich jemand "im falschen Körper" empfinden mag). Die Gesellschaft hat dann, um auf eine Abweichung vom paradigmatischen biologischen Geschlecht hinzuweisen, die Begriffe "trans" wie dann auch ohne Abweichung "cis" erfunden.

Häufig findet man im Angelsächsischen den Begriff "Sex" für das biologische Geschlecht. Auch habe ich da den Begriff "Gender" schon gesehen. Letzteren könnten wir kurz für "geschlechtliche Identifikation" benutzen, was aber nicht überall eindeutig sein mag.

Die Neigung wird wieder gesellschaftlich paradigmatisch an der Fortpflanzungsfähigkeit biologischer Geschlechter miteinander festgemacht. Das ist auch menschlich archaisch zwischen biologisch Frau und Mann am häufigsten zu beobachten. Wir abstrahieren aber die Neigung in die Identifikationen, wo sie nicht mehr notwendigerweise von einer Fortpflanzungsfähigkeit abhängen.

Es liegt damit auch nahe, im sozialen Umfeld nur noch von einer Identifikation zu sprechen. Sie mag in sehr vielen Fällen dem biologischen Geschlecht gleichkommen. Im biologischen Umfeld, auch noch im Phänotypologischen - also vom Aussehen und der körperlichen Gestaltung her - können wir noch von biologisch weiblich oder männlich sprechen.

Zu all dem kommt beobachtbar noch eine geschlechtliche Dimension parallel zu der eigenen Identifikation. So mag sich z.B. eine Person, die sich männlich identifiziert auch z.B. weiblich fühlen. Einen Schritt weiter ginge in meinen Augen eine Fluidität zwischen Identifikationen, wo sich jemand mal so und mal so identifizieren mag.

Eigenes Beispiel: Ich selbst identifiziere mich als biologischer Mann männlich mit einer sehr prominenten weiblichen Dimension.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
KhxxSquid  25.07.2023, 11:52

Hey, bei den Geschlechtern mit XX und XY Chromosomen gibt es trotzdem Menschen, die Tatsächlich primäre männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale haben also ein Glied und eine Vagina, dies nennt man dann Zwitter die halt als drittes Geschlecht gelten, da man hier nicht in die Geschlechtsmerkmale genau unterteilen kann.

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EarthCitizen20  25.07.2023, 12:03
@KhxxSquid

Es mag ja so sein, dass man traditionell die biologischen Geschlechter an den phänotypologischen Merkmalen identifiziert. Das ist auch verständlich, wo man die Genetik über sehr lange Zeit überhaupt nicht gekannt hatte.

Sicherlich kann die Phänotypologie auch eine Mischform annehmen - und dennoch würde sich an Hand des Chromosomensatzes ein biologisches Geschlecht festmachen können.

Wie sich die Menschen dann aufgrund dieser Phänotypologie identifizieren, ist wieder die Dimension der Identifikation. Die kann aber nur von dem Menschen selbst bestimmt werden.

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verreisterNutzer  25.07.2023, 12:00

Es ist also noch viel komplizierter. Dass die Orientierung in das Gender gelegt wird finde ich besonders verwirrend daran, dadurch nimmt man dem ganzen viel Systematik, man könnte einfach einen Fragebogentest machen, der einen Punkt ausgibt auf den Dimensionen Sex, Gender, Orientierung und eventuell weiteren ^^

Mir geht es da ähnlich, ich bin ein Mann, aber verhalte mich eher weiblich O-Ton Mutter "Ich wollte immer ein Mädchen haben und nicht dass du ein Mädchen bist", ich fühle mich in männlich-aggressivem Umfeld unwohl. Nun würde ich das darauf schieben, dass ich ohne Vater aufgewachsen bin. Zwei Selbsttests im Internet sagen mir, mein Gender sei weiblich oder ich wäre Transmaskulin.

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EarthCitizen20  25.07.2023, 12:07
@verreisterNutzer

Das ist die Problematik mit dem Begriff "Gender". Hier finde ich den Begriff "Identifikation" wesentlich eindeutiger.

Sollte ich ein solches Formular ausfüllen, würde ich die Begrifflichkeit dort auch händisch ändern. Bei einem elektronischen Formular, wo das nicht möglich ist, würde ich einen entsprechenden Kommentar gegenüber der Stelle, die das Formular ausgibt, machen.

Es ist möglich und auch beobachtbar, dass einem das soziale Umfeld in eine geschlechtliche Identifikation oder zumindest Dimension führt - wo in der anderen Identifikation wie auch Dimension manches viel einfacher wäre. Häufig existieren da auch Leidenssituationen, die somit gelindert würden.

Wo der Test Dir eine Weiblichkeit nahelegt, wäre es ein Schritt, den Du gehen darfst, Dich entsprechen identifizieren zu wollen - oder auch nur eine weibliche Dimension in Dir zu beobachten.

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