Jugoslawien ist zerfallen, weil man miteinander nicht zusammenleben konnte.
Zeitreise: Den Kern Jugoslawiens bildete Serbien. Serbien wurde im 19. Jahrhundert unabhängig, nachdem es jahrhundertelang unter osmanischer Herrschaft stand. Das freie Königreich Serbien (wichtig: die Serben sind orthodox und schreiben in kyrillischer Schrift) machte es sich zum Ziel die Einheit aller Südslawen (serbo-kroatisch "jugo" süd) in einem Nationalstaat zu vollenden.
Zu diesen Südslawen zählten die Serben auch die Bosniaken (Serben, die im Mittelalter zum Islam übergetreten sind), Kroaten (die, die gleiche Sprache sprechen, aber katholisch sind) und die Slowenen. (Die Bewohner Montenegros und die Mazedonier wurden vermutlich auch dazu gezählt.) Bosniaken, Kroaten und Slowenen lebten im 19. Jahrhundert unter der Herrschaft der Habsburger - und deshalb sah Wien die Serben als eine große Gefahr für die Donaumonarchien: Serbien war bestrebt, diese Völker zu "befreien".
Nach dem I. Weltkrieg zerfiel die Donaumonarchie und Serbien hat seinen nationalen Traum verwirklicht: Die Einheit der Jugoslawen. Der neue Staat wurde von den Serben dominiert. Die anderen Völker fühlten sich kulturell, wirtschaftlich und politisch zurückgesetzt.
Der II. Weltkrieg bewies die Uneinigkeit der jugoslawischen Völker: Die kroatische Ustascha stand an der Seite der Deutschen und bekämpfte die Serben. Im Partisanenkrieg setzte sich der Kommunist und Kroate (!) Tito durch. Er befreite das Land von den deutschen Besatzern. Im Nachkriegsjugoslawien konnte Tito mit seinem autoritären Regime ein friedliche Koexistenz der Völker etablieren und den Föderalismus stärken. Doch nach seinem Tod 1980 nahmen die nationalen Differenzen innerhalb des Landes zu.
Fazit: Es war die Persönlichkeit Titos, die das Land zusammengehalten hat. Vom Auflösungsprozess im Ostblock ergriffen wollten auch die jugoslawischen Völker ihre nationale Unabhängigkeit durchsetzen - was letztendlich das Ende der serbischen Hegemonie bedeuten sollte.
Empfehlentswert: Peter Scholl-Latour, Im Fadenkreuz der Mächte – Gespenster am Balkan. Bertelsmann, München 1994