Des Durchschnittsdeutschen' Bild von China ist primär geprägt von der Darstellung in den öffentlichen und privaten Medien in D und der "Weltpresse", sowie der Buchpresse und den Produkterfahrungen und Medienprodukten von China. Dennoch ist das Medienbild mit dem Bild der Population nicht identisch, es korreliert nur.
Nur 14% der Touristen in D p.a. unternehmen Fernreisen und davon kennen das Land profunde wohl noch weniger, aufgrund der kurzen Urlaubszeit. Das wird umgekehrt nicht anders sein, eher ausgeprägter ("Europa in 5 Tagen"). Denoch gibt Reisen ein anderes Bild.
Als sehr großes Land mit einer Vielzahl von Ethnien wird das Menschenrechtsbild von dem geprägt, was aktuell negativ auffällt und was bekannt wird. Die Historie Chinas, die Größe und die hohe Populationsdichte werden in die Beurteilung eines Landes und seines Fortschritts und der gelösten Probleme meist nicht adäquat miteinbezogen. Das ist/erscheint eigentlich ungerecht, weil Fortschritte nicht objektiv sichtbar gemacht werden, und diese Fortschritte gehen über Jahrzehnte. Oft verschlechtert aber eine mehr oder weniger besonders regional oder zentral korrupte Nomenklatura (wie nahezu in allen Ländern mehr oder weniger) , die "gute" Bilanz und verfälscht eine objektive Sicht. Das Korrektiv einer kleinen freien Presse und der anarchischer Blogger "Aufdecker" fehlt dort in der Intensität wie sie typischerweise da ist. Fehlentwicklungen werden nicht rasch benannt.
Auch wird die Menschenrechtlage sehr differenziert sein, es ist eben ein ziemlicher Unterschied ob man als vermögender "han"- mit HK-Pass aufmuckt oder als armer Tibeter.
Auch ein vermögender Kläger mit bestem Leumund oder "Prinzling" mit Parteiwurzeln und Rechtsanwälten wird bei uns, wie überall anders behandelter wie ein Habenichts als Staatenloser. Aber vielleicht eben nicht so stark anders....
Trends scheinen über die Jahre aber immer noch durch, wie Verbesserungen und Verschlechterungen. Letztlich ist doch der Grad an Menschenrechten, Korruption, Sozialstandards, etc. eben doch messbar, und objektiv vergleichbar, auch wenn alle Länder darunter leiden und ein einheitlicher Maßstab ungerecht sein mag, da jedes Land andere Ausgangsbedingungen hatte. Transparenz ist aber denoch möglich mit objektiven Kriterien.
Negativität: Es ist nicht ungewöhnlich, dass weltweit die Presse primär von negativen Dingen berichtet. Positive Dinge in China wie beseitigte Armut, hohes F&E, immer höhere Produktqualität etc. werden dabei nicht sichtbar. Es gibt eben überall Licht und Schatten.
Weltweit sind Ethik und Geschäfte immer zwei Paar Schuhe, das ist in China, wie in fast allen Ländern der Welt, auch in D, nicht viel anders. Ethikstandards sind oft ein Feigenblatt, aber ohne ist es noch schlechter. Nur skandinavische Länder haben sehr viel höhere Ethikmaßstäbe und massiv weniger Korruption. Es gibt für sowas Standards und Reports, die jährlich veröffentlicht werden.
Geld ist auch in China, wie in vielen anderen Ländern, für viele Menschen auch dort der zentrale Punkt, nach dem nicht nur materielle Güter, sondern auch soziale Güter und zunehmend menschliche Beziehungen bis hin zu "Human resources" bewertet werden. Alles wird von einigen "gebogen", bis zum Selbstbetrug, und Verlust des eigenen Gewissens, um Wohlstand zu erreichen. Das gilt aber natürlich nicht für alle.
Die Gier wird in China also nicht geringer sein, eher höher. Außerhalb des Familienclans, der Region, etc. ist die Rücksichtslosigkeit da. Auch das Gebahren der Unternehmer hat sich globalisiert, und ist gar nicht mehr so verschieden zwischen den Kontinenten. Alles was juristisch weiß und grau ist, wird durchgezogen. Jede Seilschaft genutzt.
Fazit: Ich meine schon, das etliche Dinge in D an China auch sehr gemocht werden, wie das Kulinarische, die Lebendigkeit der Kultur, der hohe Einsatz, die Schnelligkeit etc., aber das Bild von China ist eben immer noch bei vielen "antiquiert" und kann durchaus 20 Jahre nachhängen und viele sehen noch nicht die Modernität, wie es sie schon in den Tigerstaaten lange gibt. Länder, die stärker die internationalen sozialen Medien, Unterhaltungs- und Konsumprodukte international prägen können (JP, KR, US, UK), haben hier einen Vorteil.
Ich meine, nur wer in vielen Ländern mal länger gewohnt hat, sieht die Unterschiede differenziert aus eigener Hand. Der Vergleich ist dann immer bunt, differenziert und nicht s/w.
Übrigens: hey, ich bin ein mandopop-fan und schätze asiatische Länder wegen ihrer Lebendigkeit, Dynamik, Ästhetik, der farbigen Kultur, der Schnelligkeit und der Lebensfreude. D kann sich hier noch eine "Scheibe abschneiden".....es kommt mir oft noch langweilig, träge und bürokratisch vor...der globale Austausch schafft m.E. ganz andere Perspektiven für alle, die sich austauschen, nicht wie die aktuell zur Zeit oft propagierten "Gartenzäune" ....diese führen nur zu weniger Lebensqualität für alle.