Ich bin 30 Jahre alt. Ich sitze jeden Abend alleine in einen von Albanern geführten italienischen Restaurant, höre Musik und durchforste mein Handy.
Ich bin schwul. Ich habe mich aber entschieden, das nicht kund zu tun. Ich komme zur Hälfte aus einer italienischen Familie, bin Fußballer- jetzt Trainer - durch und durch und ich weiß, dass dieses einzige was mich lange Zeit am Leben gehalten hat, daran endgültig zerbrechen würde.
Ich habe nicht den Mut, diesen letzten Zug zu machen. Ich habe nicht die Kraft, die Konsequenzen zu ertragen und von Null zu beginnen.
Ich bin auch zu selbstmitleidig. Ich ergebe mich gerne meinem Schicksal. Ich weiß, dass es genau so ist, aber ich kann es nicht anders machen.
Meine Hoffnungen liegen derzeit auf 2,5 Menschen, dass ich die Kurve kriege. 2,5 Menschen die ich nicht kenne. Mit denen ich nur über whatsapp schreibe, nachdem ich sie in einem Schwulenforum - in der Hoffnung auf Sex - angeschrieben hatte.
Meine Hoffnung einen einschneidenden Impuls zu erhalten, etwas zu ändern. Wie traurig.
Ich höre gerade Musik. Seit zwei Wochen das selbe Lied. Home von Passenger. Traurig und schön. Zugleich und dadurch.
Ich habe Angst davor, dass alles zusammenbricht. Ich habe Angst davor alles zu sagen. Ich habe Angst davor, dass das Kartenhaus, dass ich selbst errichtet habe, nicht nur zusammenbricht sondern implodiert und sich selbst materialisiert. Ich habe Angst vor dessen Folgen. Ich kann sie nicht abschätzen. Das setzt dem ganzen wohl den Deckel auf.
Doch was sind die Konsequenzen? Ich weiß, dass es immer die eine gibt. Ich war oft kurz davor. Doch irgendwas hielt mich immer davon ab. Ich habe Angst davor, diese Finale Angst davor zu überwinden. Und nicht etwa eine andere. Wieso frage ich mich. Wieso eher diese, als andere? Wieso nicht mutig in kleineren Dingen als den Mut aufzubringen in der größten Sache?