Eine Fraktion von 13 Widerstandsgruppen haben Aleppo eingenommen. Federführend an der Rebellion ist die Hai'at Tahrir asch Scham (HTS). Besser bekannt ist sie unter dem Namen Al Nusra Front. Sind im syrischen Bürgerkrieg 2011 entstanden und zählten sich bis 2016 als Ableger von Al Quaida. Wie der IS auch wollen sie ein Kalifat errichten. Stehen durch unterschiedliche Herangehensweise aber in Konkurrenz zum IS. Ab 2013, als der IS in Syrien unter der Führung von Abu Bakr al Baghdadi begann eigene Gebietsansprüche zu stellen, kam es zu erheblichen Spannungen mit der Al Nusra Front. Der IS beanspruchte Gebiete in Syrien, in denen auch die Al Nusra Front operierte, was zu militärischen Auseinandersetzungen und harten Gefechten zwischen dem IS und der Al Nusra Front führte.
Was da gerade passiert spiegelt die geopolitische Dynamik wieder, die gerade in der Region herrscht. Die Türkei unter Erdogan ist hier Federführend. Die vergangenen Wochen gab es massive Bombardements auf kurdische Gebiete und Stellungen der YPG.
Die YPG und die Al Nusra Front standen sich bereits häufig als Feinde gegenüber, insbesondere in den Regionen, in denen sowohl kurdische als auch dschihadistische Gruppen um die Kontrolle kämpften. Ein bedeutendes Beispiel dafür war die Region Afrin im Nordwesten Syriens. 2018 startete die Türkei eine Militäroperation gegen die YPG in Afrin (Operation „Olivenzweig“) und unterstützte dabei verschiedene dschihadistische Gruppen, einschließlich solcher, die mit der Al Nusra Front verbunden waren. Diese Gruppen kämpften gegen die YPG und ihre Verbündeten, was zu gewaltsamen Gefechten und Ermordungen von YPG Kämpfern und Kurden führte.
Das jetzt gerade HTS alias Al Nusra Front eine Rebellion anzettelt verwundert nicht. Wie so vieles in der Region ist alles von ambivalenter Geopolitik geprägt. Während die Türkei mit Syrien unter Assad offiziell immer noch in Konkurrenz stehen, ist die Türkei auf eine Kooperation mit Assad angewiesen, wenn sie ihre eigenen Interessen, bezogen auf die Kurden durchsetzen wollen. Assad selbst sieht die Kurden zwar als Teil des syrischen Staates an, jedoch lehnt er die kurdische Autonomie ab. Das jetzt die Al Nusra Front Aleppo eingenommen hat, bedeutet ganz und gar nichts Gutes für diesen Konflikt.
Zumal die Al Nusra Front hier in Koordination mit der Türkei die Offensive begonnen hat. Die Türkei nutzt hier die dschihadistischen Milizen um einen Stellvertreterkrieg in Syrien zu beginnen.
Ich vermute die Türkei will Assad stürzen, die Al Nusra Front an die Macht bringen, um dann die Kurden kalt zu machen. In Syrien gibt's neben der YPG noch zahlreiche andere kurdische Milizen, die für ein autonomes Kurdistan kämpfen (z.b. YDJ, SDF oder PKK nahe Gruppen) Seit vielen Jahren kämpfen die Kurden bereits erfolgreich gegen die Dschihadisten von Al Nusra, IS usw.
Man sollte die PKK wirklich von der Terrorliste streichen und Erdogan in seine Schranken weisen. Das wenigste was der nahe Osten jetzt braucht ist neben Gaza und dem Libanon noch eine dritte große Front, bei dem die Kurdenjagd vollzogen wird.
Der Grund warum sie teils als Befreier begrüßt werden hängt sicher auch mit den ethnischen Säuberungen in Gaza zusammen, da Al Nusra immer betont für die Palästinenser zu sein. Das nutzen sie jedoch nur rethorisch um in der Arabischen Bevölkerung auf Stimmfang zu gehen, da innerhalb dieser tatsächlich eine breite Solidarität für Palästina existiert.
Komplex was gerade alles im nahen Osten los ist. Leidtragende sind wie immer die Zivilbevölkerung und verhasste Völker wie die Palästinenser und auch die Kurden.