Ich versuche es mal halbwegs verständlich zu erklären:
Wir haben folgende Situation: Du stehst in einer Landschaft, die Sonne steht dir im Rücken und möchtest diese fotografieren. Du möchtest am Ende ein Bild haben, das alle Details dieser Landschaft zeigt. Sprich: Du möchtest die Wolken am Himmel klar erkennen, die Oberfläche des im Schatten gelegenen Felsbrockens im Vordergrund und das Geäst des Waldrandes in weiter Ferne am Horizont. Hier kommt schon mal der erste Grundsatz: Fast immer muss man Kompromisse eingehen - ein einzelnes Bild kann nie wirklich alle möglichen Details bzw. Eigenschaften zusammen aufweisen. Man muss also von Anfang an festlegen was für dein späteres Bild wichtig ist. Dazu später mehr.
Die Sonne sendet nun Licht aus, welches an allen sichtbaren Gegenständen reflektiert und durch dein Objektiv auf den Sensor (bei älteren Kameras Film) fällt und dort auf der Oberfläche desselben ein scharfes Abbild von allen Objekten erzeugt, die im Bildwinkel deines Objektives liegen. Beim Sensor wie auch beim Film gilt tendenziell: je länger Licht darauf fällt, desto heller wird auch das Foto. Details von hellen Gegenständen (z.B. Kontur einer Wolke -
die hellen Bereiche eines Fotos werden auch "Lichter" genannt) sind dann nicht mehr zu sehen, sondern werden nur noch als weißer Fleck dargestellt. Man nennt das auch ausbrennen oder ausfressen. Ab einer gewissen Zeit wird alles weiß. Ist die Zeit in der Licht auf den Sensor fällt aber unendlich kurz (bzw. 0) dann hast du am Ende ein tief schwarzes Bild. Ein Berg bestehend aus schwarzer Kohle (dunkle Bildbereiche werden auch Schatten genannt) wird dann nur noch als schwarzer Fleck dargestellt - die einzelnen Kohlestückchen erkennst du nicht mehr. Manche sagen dazu: Die Schatten sind abgesoffen. Damit deine Motive richtig dargestellt werden musst du nun die Zeit kennen, innerhalb derer das Licht auf den Sensor deiner Kamera fallen darf. Das Licht wird also nur für einen bestimmten Zeitraum auf den Sensor gelassen, sodass das Bild nicht zu hell und nicht zu dunkel wird: Dieser Zeitraum wird auch Verschlusszeit oder Belichtungszeit genannt.
Es gibt vier wichtige Einstellparameter an deiner Kamera: den ersten habe ich schon genannt: Die Verschlusszeit. Der zweite wichtige ist die Blende, der dritte die Empfindlichkeit (ISO/ASA - das sind nur verschiedene "Einheiten" - meinen aber das Selbe auch wenn 100 ISO nicht 100 ASA sind - heute gebräuchlich ist nur noch die ISO) die vierte wichtige ist der Fokuspunkt.
Kurze Erklärung zur Blende: Das ist eine variable Öffnung innerhalb deines Objektives. Google mal nach Irisblende . Je kleiner der Lochdurchmesser der Blende, desto weniger Licht (im Sinne von Lichtstärke) kommt hinten beim Sensor an, dafür wird aber aus physikalischen Gründen ein größerer Entfernungsbereich auf deinem Bild scharf dargestellt. Ist diese Öffnung klein, so ist die Blendenzahl groß. Umgekehrt: Je kleiner die Blendenzahl, desto größer die Blendenöffnung. Dieser Sprachgebrauch ist aber häufig verwirrend, weshalb sich an dieser Stelle das Englische anbietet: Je kleiner die Blendenöffnung desto langsamer ist die Blende, weil für eine gleiche Belichtung eine längere Belichtungszeit nötig ist - oder eine höhere ISO. Ist die Blendenöffnung groß so spricht man von einer schnellen Blende - da hier mehr Licht durchs Objektiv kommt, kann die Verschlusszeit kürzer oder die ISO-Empfindlichkeit kleiner ausfallen. Mit der Blende bestimmst du, welche Bereiche im Bild scharf dargestellt werden. Hier ist auch der Fokuspunkt wichtig. Du kannst das Objektiv auf eine einzelne Entfernung fokussieren - beispielsweise 3 Meter. Alle Objekte die sich exakt im Abstand von 3 Metern zur Kamera befinden sind nun optimal scharf. Die Schärfe nimmt hinter und vor dem Punkt kontinuierlich ab. Je langsamer die Blende ist, desto größer ist der Bereich (als Entfernung betrachtet) um den Fokuspunkt herum, in dem die Objekte noch scharf (wenn auch nicht optimal) dargestellt werden. Damit kannst du exakt bestimmten welche Objekte in welchen Entfernung scharf dargestellt werden sollen und welche nicht.
Dein Objekt (meinetwegen der Kohleberg, Landschaft oder eine Person) reflektiert also nun Licht in deine Kamera und trifft auf den verschlossenen Verschluss, der den Sensor lichtdicht abdeckt. Hier passiert erstmal nichts. Als erstes ist es nun wichtig zu wissen, wie "stark" oder "hell" dieses reflektierte Licht ist (der Wortgebrauch ist in der Physik nicht korrekt, aber soll hier nur dem allgemeinen Verständnis dienen). Das heißt wir müssen das Licht in eine Art zahlenmäßig darstellbare Größe überführen. Diese Größe heißt "Lightvalue" und ist nicht zu verwechseln mit dem deutschen "Lichtwert - LW", welcher dem englischen "Exposure Value - EV" entspricht. Der Lightvalue bezieht sich auf eine Sensorempfindlichkeit von ISO 100. Was ist nun diese ISO-Empfindlichkeit: Je empfindlicher der Sensor eingestellt ist bzw. je höher die ISO-Zahl ist, desto schneller reagiert der Sensor auf das Licht. In der Praxis bedeutet das, dass die Zeit, die der Sensor dem Licht ausgesetzt sein darf (Verschlusszeit) bei gleichbleibenden sonstigen Bedingungen um so kürzer ist, je höher die ISO-Empfindlichkeit ist. Beispiel: Die richtige Belichtungszeit beträgt bei einer eingestellten ISO-Empfindlichkeit von ISO 100 genau eine Sekunde, so ist die richtige Zeit bei ISO 200 nur eine halbe Sekunde - der Sensor braucht weniger Zeit um ein bild mit gleicher Helligkeit zu erzeugen. Beide Bilder würden aber gleich aussehen. Warum ist nun der Lightvalue wichtig? Um das verstehen zu können ist es wichtig zu wissen, dass die Blende, Verschlusszeit und Empfindlichkeit miteinander verknüpft sind. Ändert sich einer von dreien, so muss mindestens ein weiterer verändert werden um ein gleich belichtetes Bild zu erhalten. Welchen Wert man ändert hängt vom Motiv ab. Schnelle Objekte benötigen eine kurze Verschlusszeit um unverwischt dargestellt zu werden. Im Gegenzug dazu musst du aber die ISO oder die Blende oder beides der gewünschten Verschlusszeit anpassen. Die Kamera ermittelt nun im Vorfeld der eigentlichen Fotografie einen "Lightvalue". Dieser Zahlenwert gibt an, welche Blenden und Verschlusszeiten gleichzeitig bei ISO 100 eingestellt werden können (Verschlusszeit/Blenden-Kombinationen), damit das Bild richtig belichtet ist. Nun kann die Kamera auch eine andere Empfindlichkeit als ISO 100 einstellen, z.B. ISO200. Hier wird der Exposurevalue (EV) oder Lichtwert (LW) interessant. Dieser bezieht die Empfindlichkeit mit ein. Das klingt erstmal kompliziert ist aber im Grunde ganz einfach: Der EV oder LW gibt an, welche Verschlusszeit bei Blende x und ISO y eingestellt werden.
Es gibt zwei Möglichkeiten den LW zu ermitteln: Die Objektmessung und die Lichtmessung. Bei der Objektmessung wird das vom Motiv reflektierte Licht erfasst und in einen LW/EV überführt. Bei der Lichtmessung wird das Licht gemessen, das auf das Objekt fällt. Deine Kamera unterstützt nur die Objektmessung. Bei der Objektmessung gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten: Bei der Spotmessung wird nur ein Punkt im Motiv gemessen. Für diesen Punkt wird dann der richtige LW ermittelt. Der Nachteil ist: Für andere Bildbereiche (die das Licht z.B. anders reflektieren oder anders beleuchtet werden) , muss der ermittelte LW nicht zutreffen, sodass diese an falsch belichtet werden. Hier bietet sich dann die Integralmessung an. Diese bezieht alle Bildbereiche mit einen und bildet eine Art mittleren LW. Bei der Lichtmessung hast du den Vorteil, dass die unterschiedlichen Reflektionseigenschaften der einzelnen Objekte im Bild nicht relevant sind und du so einen "neutralen" LW erhälst und das gesamte Motiv möglichst naturgetreu abgebildet wird. Dafür wird allerdings ein externer Belichtungsmesser benötigt - dafür ist diese Methode genauer. Der Belichtungsmesser zeigt dir nach Vorgabe der ISO - wie die Kamera auch - die richtigen Zeit/Blendenkombinationen an.
Kurz: Die Kamera kennt die derzeit eingestellte ISO-Empfindlichkeit. Ihr Belichtungsmesser ermittelt nun einen EV bzw. LW. Anhand dieses Wertes erkennt sie die richtigen Belichtungszeit-Blendenkombinatioen um das Motiv bezüglich der Helligkeit möglichst so abzubilden, wie du es mit deinen eigenen Augen siehst. Die Kamera bietet dir nun 4 verschiedene Modi an:
Vollautomatik: Die Kamera wählt nach eigenem Ermessen die richtige Zeite/Blenden/ISO-Kmbination.
Blendenprioität (AV): Du gibst der Kamera Blende und in der Regel auch die ISO vor. Sie wählt anhand des ermittelten LWs die richtige Verschlusszeit.
Zeitpriorität (TV): Du gibst der Kamera die Verschlusszeit und in der Regel auch die ISO vor. Hier wählt sie die passende Blende
Manuell (M): Du kannst alle drei Parameter frei wählen. Die Kamera zeigt dir aber an, ob die derzeit eingestellte Kombination dem ermittelten LW entspricht - sprich: Ob deine Kombination für eine richtige Belichtung korrekt ist.
Variieren tut man vor allem Verschlusszeit und Blende - das hängt aber vom Motiv ab. Über die Verschlusszeit kannst du quasi zeitlich relevante Vorgänge deines Motivs herausstellen. Die Blende nutzt du dann, wenn du die Schärfentiefe um den Fokuspunkt gezielt einsetzen willst. Um genauer in das Thema einzusteigen müsstest du dich mit der Hyperfokalen Distanz auseinandersetzen. Für das Fotografieren bei Tageslicht ist eine ISO von 100 - 200 völlig ausreichend. Die ISO-Einstellungen sollten für den Anfänger zunächst nur sparsam angewendet werden. Leg dich lieber erst auf einen ISO-Wert fest und beobachte das Zusammenspiel zwischen Verschlusszeit und Blende genau.
Hoffe ich konnte dir etwas helfen
Viele Grüße