War mein Berufswunsch seit meiner eigenen Mittelstufe und nun bin ich seit zehn (Schul-) Jahren Musiklehrerin an einem Bayerischen Gymnasium und würde den Beruf gegen nichts auf der Welt eintauschen. :)
Für mich gibt es kein schöneres Gefühl als anderen Menschen Freude an Kunst, an Musik, an der Welt, am Lernen und Ausprobieren und Entdecken neuer Dinge zu vermitteln, zu sehen, wie Kinder mit der Zeit erwachsen werden, für Kinder/ Jugendliche/ Junge Erwachsene und ihre Sorgen da sein zu können, wenn einem etwas anvertraut wird, und die berufliche Zukunft mit inspirieren und unterstützen zu können.
Der Beruf ist allerdings neben den vielen schönen romantischen Gefühlen daran auch wie viele anderen Berufe in einigen Hinsichten belastend, was ich dennoch gegen keinen "leichteren" Job eintauschen würde (und jeder Beruf hat schließlich seine Herausforderungen und unsere Anerkennung verdient).
Helikoptereltern, die bei jeder zwei (oder eins minus... ja, selbst da) sofort in die Elternsprechstunde rennen. Aber Spinner gibt es überall ;-) Schüler, die sich wegen jedem Schmarrn fetzen und nicht einmal die grundlegendsten Regeln im Umgang miteinander respektieren. Es sei ihnen natürlich zu verzeihen, sind ja noch Kinder/ Jugendliche :) Dazu sind wir ja da. Zoff unter Kollegen, den es natürlich auch im Kollegium an einer Schule geben kann. Bei uns zum Glück wenig bis gar nicht, jedenfalls nicht offen und mit Anfeindungen und gegeneinander Aufhetzen. Da kenne ich andere Schulen, wo das Lehrerzimmer kein angenehmer Ort ist...
Es ist emotional sehr belastend, alles für den Schutz von Mobbingopfern zu tun, Tage (und Nächte) und Wochen und teils Jahre mit Mitschülern, Eltern, Kollegen über Einzelfälle zu reden und Lösungen zu suchen und zu sehen, wie es Schülern immer schlechter geht. Sie einem die unglaublichsten schlimmsten Geschehnisse anvertrauen. Das tut einem im Herzen sehr weh- aber das ist nun mal auch meine Aufgabe als leidenschaftliche Lehrerin, alles zu tun, um Schülern zu helfen.
Du darfst auch den enormen zeitlichen Aufwand allein für das Erstellen und Korrigieren schriftlicher Prüfungen nicht vergessen. Lehrer sind durchschnittlich 1000 Stunden im Jahr am Korrigieren, das sind an allen Tagen des Jahres im Schnitt drei Stunden! Natürlich fachabhängig, in Deutsch oder Geschichte naturgemäß mehr als etwa in Mathematik. Ich für meinen Teil wende an Schultagen mindestens fünf Stunden allein dafür auf, dazu kommen noch Unterrichtsvorbereitung, ~ wöchentliche Lehrerkonferrenzen + Sonder- Versammlungen, Konzertvorbereitungen und Solistenproben, eine von mir organisierte regelmäßige Mobbing-Sensibilisierungsveranstaltung, Erste-Hilfe-Kurse, Vorbereitungen für Schulfeste... andere Lehrer geben auch noch schulinternen Nachhilfeunterricht, was in Lernfächern wie Musik weniger gefragt ist..
Egal, wie man's dreht und wendet, auf das gesamte Jahr bezogen kommt man als verantwortungsbewusster gewissenhafter Lehrer kaum auf weniger als 40, eher 50, Wochenstunden, erst recht nicht, wenn man versucht, so viel Arbeit wie möglich außerhalb von Ferien, Wochenenden oder Feiertagen zu legen. Dann ist man schnell bei 60-70 Stunden Zeitaufwand während der Schulzeit.
Für den Beruf wird meiner Meinung nach zu wenig Praxisbezug in die Ausbildung eingebaut, die paar Praktika, die im Studium vorgesehen sind, vermitteln den meisten, die später abbrechen, gar nichts darüber, wie es ist, wirklich einmal ein halbes Jahr minimum für eine Klasse verantwortlich zu sein und zwar didaktisch und pädagogisch. Wenn (Falls) Du den Beruf in Erwägung ziehst, dann versuche am besten im Studium während der Semesterferien mal zwei oder drei Monate ein Praktikum zu machen, um einen Einblick in die zeitliche Gesamtstruktur zu bekommen. Ist zwar kein Halbjahr oder gar ganzes Jahr aber besser als die vorgeschriebenen drei Wochen im Orientierungspraktikum allemal.
Allgemein ist der Begriff Lehrer nicht beschränkt auf die Berufsbezeichnung von verbeamteten Lehrkräften an den gängigen Schulformen. Lehrer gibt es auch im Sport, im künstlerischen Bereich, an Berufsschulen, in Form von Ausbildern eines speziellen Berufes selber, im Hochschulbereich oder in der Weiterbildung. Wären auch Möglichkeiten für all die, die zwar die Tätigkeit (Beibringen = Beruf) und allgemein das Ding "Bildung"/ "Lernen"/ "Wissen(schaft)" mögen, aber sich nicht vorstellen können, an Schulen zu arbeiten oder vielleicht lieber mit Erwachsenen zu tun haben wollen...
Das Wichtigste am Beruf neben der Existenzsicherung ist doch, dass er einen erfüllt und man sich damit identifizieren kann und nicht nur jeden Tag hintrottet und das nun "machen muss", weil es dafür nun mal das Geld gibt :)
Viele Grüße und viel Erfolg bei Suche und Findung Deines hoffentlich Traumberufes :)