Ich werde diese Frage so interpretieren, wie „Gibt es Gott?”, da dies implizieren würde, dass es ein Jenseits gibt, also ein Leben nach dem Tod.
Die Existenz Gottes: Eine rationale Notwendigkeit
Gottes Existenz ist keine Behauptung, sondern eine selbstverständliche Wahrheit, ein Grundsatz oder Grundprinzip. Der Glaube an Gott ist rational, weil er die einzig schlüssige Erklärung für unsere Realität darstellt. Es ist eine natürliche Veranlagung, mit einem gewissen Gottesbewusstsein auf die Welt zu kommen. Dieser Glaube kann durch rationale Argumente und die Beobachtung der Schöpfung untermauert werden, während der Atheismus irrational bleibt, da er keine Erklärung für die Realität bietet und die Vernunft selbst untergräbt.
1. Rationale Argumente für einen ersten Verursacher
Der Verstand und die Logik führen unweigerlich zu der Notwendigkeit einer ersten, unerschaffenen Ursache für die Existenz des Universums.
Das Problem des unendlichen Regresses
Alles, was zu existieren beginnt, hat eine Ursache. Wenn wir die Kette der Ursachen unendlich zurückverfolgen würden – wie eine unendliche Schlange von Menschen in einer Busschlange, von denen jeder den nächsten um einen Euro bittet – würde die Wirkung, also unsere Existenz, niemals eintreten. Ein unendlicher Regress ist nicht möglich, weil bei einer unendlichen Kausalkette die Wirkung niemals in Kraft treten kann. Es muss einen Startpunkt geben, einen ersten Beweger, eine erste Ursache, die die gesamte Kausalkette angestoßen hat.
Die Notwendigkeit einer notwendigen Existenz
Es gibt drei Arten von Existenzen:
- Unmögliche Existenz: Etwas, das per Definition nicht existieren kann, wie ein dreieckiger Kreis.
- Mögliche Existenz: Dinge, die existieren, aber nicht existieren müssten. Sie bestehen aus Bestandteilen, sind von anderen Dingen abhängig (wie wir von unseren Eltern) und hätten anders sein können. Das gesamte Universum und alles, was wir wahrnehmen, fällt in diese Kategorie. Energie zum Beispiel ist abhängig von physikalischen Gesetzen und kann daher nicht die notwendige Existenz sein.
- Notwendige Existenz: Etwas, das notwendigerweise existiert und nicht nicht existieren kann. Es ist das Gegenteil der möglichen Existenz: Es besteht nicht aus Bestandteilen, erklärt sich aus sich selbst heraus und ist von nichts abhängig.
Unsere Existenz ist nicht möglich, wenn es nur mögliche Existenzen gibt, da alles von etwas anderem abhängig wäre, was zu einem unendlichen Regress führt. Daher muss es eine notwendige Existenz geben, die außerhalb von allem steht, was wir kennen.
Zusammenfassendes deduktives Argument:
Eine logische Schlussfolgerung, die auf wahren Prämissen basiert, ist ein gültiger Weg zur Erkenntnis.
- Prämisse 1: Das Universum ist entweder aus dem Nichts entstanden, hat sich selbst erschaffen, wurde durch etwas Erschaffenes erschaffen oder wurde durch etwas Unerschaffenes erschaffen.
- Prämisse 2: Es kann nicht aus dem Nichts entstanden sein ("vom nichts kommt nichts"); es kann sich nicht selbst erschaffen haben (das wäre ein logischer Widerspruch); und es kann nicht durch etwas Erschaffenes erschaffen worden sein (das würde in einen unendlichen Regress führen).
- Schlussfolgerung: Das Universum wurde durch etwas Unerschaffenes erschaffen, eine notwendige Existenz.
2. Die Eigenschaften des unerschaffenen Verursachers (Gott)
Aus der logischen Notwendigkeit dieser ersten Ursache lassen sich bestimmte Attribute ableiten, die dem islamischen Gotteskonzept entsprechen.
Unabhängig, Unerschaffen und Ewig: Diese notwendige Existenz muss unverursacht, unabhängig von Raum, Zeit und allen anderen Dimensionen sein. Da sie unabhängig von der Zeit ist, hat sie keinen Anfang und kein Ende, sie ist ewig. Sie ist die Ursache für Raum und Zeit, existiert aber selbst außerhalb davon.
Allmächtig (Allmacht): Um das gesamte Universum ins Dasein zu bringen, muss dieses Wesen eine gewisse Macht besitzen. Da es unabhängig und von nichts eingeschränkt ist, gibt es nichts, was seine Macht limitieren könnte. Es ist unlogisch und willkürlich, diese Macht zu beschränken, weshalb sie unendlich, also allmächtig, sein muss.
Allwissend (Allwissenheit): Um etwas so Komplexes und Feinabgestimmtes wie das Universum, seine Gesetze und das Leben hervorzubringen, bedarf es eines gewaltigen Wissens. Eine Rose oder sogar eine einzelne lebende Zelle ist so komplex, dass wir Menschen sie nicht nachbauen können. Es ergibt keinen Sinn anzunehmen, dass ein dummer, unwissender Prozess etwas erschaffen kann, wozu die geballte menschliche Intelligenz nicht fähig ist.
Besitz eines Willens: Die notwendige Existenz ist kein blindes Naturgesetz, sondern ein Wesen mit einem Willen. Naturgesetze sind blind und entscheiden nicht; sie tun einfach. Die Tatsache, dass das Universum zu einem bestimmten Zeitpunkt – vor 13,8 Milliarden Jahren – und nicht früher oder später ins Dasein gerufen wurde, deutet auf eine bewusste Entscheidung und somit auf einen Willen hin. Diese Fähigkeit, sich zu entscheiden, unterscheidet ein Wesen von einem mechanischen, unpersönlichen Prozess. Rationalität, wie sie der Mensch besitzt, kann nur aus einer Quelle stammen, die selbst rational ist oder die Fähigkeit besitzt, Rationalität hervorzubringen.
3. Die angeborene Veranlagung des Menschen (Fitrah)
Über die logischen Argumente hinaus ist der Glaube an Gott eine natürliche Veranlagung des Menschen.
Gottes Existenz als selbstverständliche Wahrheit:
Die Existenz Gottes ist eine selbstverständliche Wahrheit, ähnlich wie die Gesetze der Logik oder Mathematik. Solche Wahrheiten sind universell, ungelehrt, natürlich und intuitiv. Historisch gesehen gab es kein Volk, das im Konsens sagte, es gäbe keinen Gott. Selbst in hoch atheistischen Gesellschaften wie im Kommunismus suchten die Menschen nach einem Ventil für ihren Anbetungsinstinkt, indem sie Statuen von Führern wie Lenin und Stalin verehrten.
Das Konzept der Fitrah: Im islamischen Kontext gibt es das Konzept der "Fitra". Es besagt, dass jeder Mensch mit der natürlichen Veranlagung und einem angeborenen Gottesbewusstsein auf die Welt kommt. Es ist überliefert aus dem Propheten, dass er sagte: "Jedes Kind kommt mit der natürlichen Veranlagung an Gott zu glauben auf die Welt, aber die Eltern machen ihn dann zum Christen, Juden oder Zoroastrier". Die Aufgabe der Propheten ist es, die Menschen an diesen ursprünglichen Glauben zu erinnern.
Wissenschaftliche Hinweise: Studien, wie die von Dr. Olivera Petrovic von der Oxford Universität und dem Neurowissenschaftler Dr. Justin Barrett, bestätigen diese Veranlagung. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Glaube an ein höheres, nicht-menschliches Wesen bei kleinen Kindern fest verankert ist und der Atheismus erst angelernt werden muss. Dr. Barrett stellte sogar das hypothetische Szenario auf, dass Kinder, die auf einer einsamen Insel ohne äußeren Einfluss aufwachsen würden, mit dem Glauben aufwachsen würden, dass diese Insel erschaffen wurde.
4. Die Irrationalität des Atheismus
Der Atheismus bietet keine schlüssige Erklärung für die Realität und untergräbt die Grundlagen der Vernunft.
Die falsche Beweislast: Der Atheismus verlangt oft nach einem materiellen, physikalischen Beweis für ein übernatürliches, metaphysisches Wesen. Das ist ein Kategorienfehler. Man verlangt einen natürlichen Beweis für etwas Übernatürliches, einen physikalischen für etwas Metaphysisches. Gott ist nicht materiell und kann nicht in einem Reagenzglas gefunden werden.
Der Ursprung der Rationalität: Der Atheismus macht genau das hinfällig, was er angeblich benutzt, um Gott zu leugnen: die Vernunft (Ratio). Die atheistische Sichtweise besagt, dass der Mensch – das Wesen mit der Fähigkeit zur Rationalität – das Resultat eines ziellosen, sinnlosen, ungesteuerten und irrationalen Prozesses ist. Rationalität kann aber nur von Rationalität herrühren. Eine Sache kann nichts hervorbringen, wenn sie es nicht selbst besitzt. Ein irrationaler Prozess kann keine Rationalität hervorbringen.
Unzureichende alternative Erklärungen: Hypothesen wie ein unendlich existierendes Multiversum oder eine unerschaffene Energie lösen das Kernproblem nicht. Auch diese Konzepte sind von Gesetzen und Dimensionen abhängig und somit "mögliche Existenzen", die eine Ursache benötigen. Sie landen ebenfalls im unendlichen Regress und können daher nicht die erste, unerschaffene und unabhängige Ursache sein. Zu behaupten, etwas existiere "unendlich lange" in der Zeit, ist ein logischer Widerspruch, da eine Unendlichkeit per Definition nicht abgeschlossen sein oder vergehen kann.
Vgl. Die Darstellung der Fakten erfolgte nach dem YouTube-Kanal „IMAN TV“