Hey du,
ich kann gut nachempfinden, wie es dir geht. Als ich 12 Jahre alt war, habe ich meine Oma verloren, die in meiner zerrütteten und von Gewalt- und Suchtproblemen geprägten Familie meine absolut wichtigste Bezugsperson war. Mein Opa (ihr Mann) starb 4 Monate zuvor. Beide haben nicht die 70 Jahre erreicht und sind beide an Krebs gestorben.
Ich bin mittlerweile kurz vor der 30 und behaupte von mir selbst, auch noch in der Trauerarbeit zu stecken.
Mit Anfang 20 habe ich mich mitunter deswegen auch in Therapie begeben und konnte zumindest etwas darüber reden.
Mir hilft es generell beim Trauern, mir vor Augen zu führen, welche Emotion genau ich verspüre und diese dann als solche in der Situation zu akzeptieren. Sie einfach zuzulassen. Auch ich weine heute noch manchmal, weil ich meine Großeltern vermisse und das ist absolut okay :) Ich finde den Gedanken sogar etwas erleichternd und schön, dass nach (in meinem Fall) 17 Jahren ohne sie, die Liebe und Bindung zu ihnen nicht verschwunden ist. Es sind Erinnerungen an geliebte Menschen in deinem Leben, die dich geprägt haben und es heute noch tun. Welches Vermächtnis könnte so gesehen besser sein? Sie leben in dir, in deinem Gedankengut und deinem Wesen weiter und diesen Gedanken finde ich durchaus tröstend.
Mir hat auch eine nüchterne Sichtweise geholfen, die für manche wahrscheinlich zu zynisch oder ''kalt'' ist. Mir hilft es, mich emotional abzugrenzen und nicht in meiner Traurigkeit unterzugehen, wenn ich mich an sie erinnere.
Der Tod belastet nur die Hinterbliebenen. Die Person selbst, die wir so schmerzlich vermissen, spürt das nicht. Wenn ich diese Verluste nie erlebt hätte, wäre ich heute ein anderer Mensch. Ich bin charakterlich und geistig so sehr gereift dadurch, dass ich mich selbst viel besser kenne als andere in meinem Alter, die das nicht erlebt haben. Ich bin in meinen Werten und Zielen viel gefestigter als ich es ohne diese Erfahrung wäre und dafür bin ich dankbar, auch wenn ich traurig bin.
Mein Rat an dieser Stelle für dich: Lass deine Emotionen zu, akzeptiere sie als Teil von dir und dem Leben. Auch Trauer kann, so schlimm sie sich auch anfühlt, etwas Positives in dein Leben bringen. Alles Gute :)