Wie schon adere gesagt haben, kann man das Fasten der Christen und das Fasten der Muslime nicht miteinander vergleichen. Das mal grundsätzlich vorweg.
Das Fasten der Christen, d.h. konkret der Katholiken und der Orthodoxen, ist vor allem eine spirituelle Erfahrung und geht auf das Vorbild Jesu zurück. In Klöstern ist das Fasten strenger als bei den Christen einer Pfarrei.
Früher haben die Christen mehr gefastet, wie es bei den Orthodoxen teils heute noch ist. In der katholischen Kirche gibt es, außer in Klöstern, nur noch die eben deshalb Fastenzeit genannte Periode von 40 Tagen zwischen Aschermittwoch und Karsamstag, wobei an den Sonntagen als dem wöchentlichen Gedächtnis der Auferstehung Jesu nicht gefastet wird.
Die Fastenzeit dient der Besinnung, der Umkehr von falschen Wegen, der Vertiefung des Glaubens, der Nachfolge Christi, der Fassung guter Vorsätze, der Vergewisserung über die nötige Distanz zu weltlichem Denken und Verhalten (Geldgier, Hedonismus, Verschwendung ec.) und der Solidarität mit den Armen, Benachteiligten und Ausgegrenzten, aber nicht der Gewichtsabnahme! Das durch das Fasten ersparte Geld soll den Bedürftigen gespendet werden, zum Beispiel in der Misereor-Kollekte am Ende der Fastenzeit.
Wie wird gefastet? Von Montag bis Samstag je 24 Stunden durchgehend. Das Fasten als solches besteht in der Einschränkung der Aufnahme von fester Nahrung, also nicht von Getränken, außer Akohol. Die Regel ist: Mittags eine normale Mahlzeit, Morgens und Abends eine kleine Stärkung. Mit dieser sehr vernünftigen und nicht gesundheitsschädlichen Regel sollte man auch den Sportunterricht bestehen können. Viele Christen verzichten zusätzlich auf Genussmittel wie Tabakwaren, Süssigkeiten, Luxus-Getränke, sogar auf Bohnenkaffee, oder/und auf Zerstreuungen wie Kino, weltliche Musikveranstaltungen oder Discobesuche u.ä. Stattdessen nehmen sie am Gottesdienst teil und reaktivieren ihr persönliches, tägliches Gebet, lesen die Bibel oder religiöse Literatur.
Wer m u s s fasten? Eigentlich keiner! In den letzten Jahrzehnten hat die Kirche ihre Fastenvorschrften der modernen Zeit angepasst. Es gibt nur noch zwei strenge Fasttage im obigen Sinn. Das sind der Aschermttwoch und der Karfreitag, also zu Beginn und Ende der Fastenzeit. Trotzdem wird empfohlen, die ganze Fastenzeit zu halten. Man will aber keinen Zang sondern freiwillige Überzeugung. Nach der alten Ordnung sind Christen von 7 Jahren an bis zum Alter gehalten zu fasten. Wer aber krank oder schwach ist oder schwer körperlich arbeiten muss, kann das körperliche durch ein geistliches Fasten ersetzen, je nach Möglichkeit und gutem Willen.
Hinzu kommt der katholische Brauch der "Abstinenz". Diese bedeutet, dass man das ganze Jahr über an den Freitagen zur Erinnerung an den Kreuzestod Jesu und an unsere Erlösung auf Fleisch und Fleischwaren verzichtet. Das gilt natürlich auch in der Fastenzeit. Fisch ist aber erlaubt.
So ist die herkömmliche Ordnung, aber auch hier gilt die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen, um niemandem Zwang anzutun. Damit wird die bewusste Entscheidung des Einzelnen gefördert und respektiert.
Der islamische Ramadan hat übrigens, wie so vieles im Islam, christliche Wurzeln, was aber gern verschwiegen wird.