SS ist ein weiter Begriff denn man muss die verschiedenen SS-Einheiten und ihre Aufgaben doch sehr voneinander unterscheiden. Aufgaben wandelten sich auch im Laufe der Zeit, seit ihrer Gründung und vor allem im Krieg radikalisierte sich bei einzelnen Verbänden die Gesinnung.
Aber ich bin mir sicher dass du die SS-Einheiten meinst, die an den Morden an Juden hinter der Front und in den KZ's beteiligt waren. Es waren ganz normale Männer. Das Böse schlummert in jedem und Gruppenzwang kann den Bravsten zum Mörder werden lassen.
Sie hatten ihre Familien, Freundinnen, Träume und Lieblingsbeschäftigungen wie jeder andere Soldat auch. Oft wurde an Einheiten, die zu Massenerschiessungen abgeordnet wurden, Schnaps verteilt, damit sie ihre Gewissensbisse darin vorübergehend ertränken konnten. Denn auch SS-Soldaten hatten Gefühle und wussten dass sie Unrecht taten. Je öfter sie die grausamen Befehle aber ausführen mussten, desto abgestumpfter wurden sie. Manche zerbrachen an ihren Greueltaten. Wir wissen heute vom "posttraumatischen Belastungssyndrom" bei sehr vielen Soldaten die am Hindukusch gegen die Taliban kämpten. Damals, im 2. WK war dieses Syndrom gänzlich unbekannt. Wer mit dem, was er gesehen oder getan hatte, nicht fertig wurde, der war im Volksmund für die Deutschen im Reich ein "Kriegszitterer" wegen des Zitterns der Hände, das oft auftrat. Aber die seelischen Schäden und Albträume bemass niemand.
Nicht dass ich irgendeinen SS-Mann entschuldigen wollte, aber ich glaube dass gerade die an Verbrechen beteiligten SS-Soldaten sehr viel mehr "abschalten" können mussten als gewöhnliche Soldaten. Daher waren sie vielleicht aus Selbstschutz auch besonders rührende Familienväter. Aber das ist nur eine Vermutung.
Hier ein Ausschnitt aus Wikipedia über den Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Höss:
In Bezug auf die Judenvernichtung hatte Höß keine ethischen Bedenken. Beeinflusst durch die antisemitischen Schriften und Reden von Joseph Goebbels, Alfred Rosenberg und Adolf Hitler stellte er die Rechtmäßigkeit und Notwendigkeit dieser Taten nie in Frage. Er ging nicht davon aus, dass er jemals dafür zur Rechenschaft gezogen würde. Auf die Frage des Gerichtspsychologen Gilbert „ob die Juden, die er ermordet hätte, schuldig seien bzw. dieses Schicksal verdienen?“ antwortete er: „Solche Fragen sind unrealistisch ... wir SS-Leute sollten über solche Dinge nicht nachdenken; es kam uns auch nicht in den Sinn“.[1] Höß wurde dabei nicht von plumper Propaganda angesprochen. Er gab an, den „Stürmer“ nur selten zu lesen, weil dieser zu oberflächlich sei. Laut Höß hätten Untergebene, die den „Stürmer“ regelmäßig lesen, meist einen begrenzten Horizont.
Das Paradoxe an Höß war nach Ansicht Martin Broszats, dass er nicht der sadistische, rohe und brutale Massenmörder war. Vielmehr war er eher durchschnittlich, kleinbürgerlich, keineswegs bösartig, mit vielen Sekundärtugenden wie Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein und Naturverbundenheit ausgestattet. Diese Qualitäten haben ihn nicht vor Inhumanität, Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern und einer totalen Ausblendung jeglicher Moral und Ethik bewahrt. Er hat sein Pflichtbewusstsein und seine Sorgfalt in einer pervertierten Art und Weise in den Dienst der Massenmörder gestellt.[6]
Höß selbst widersprach in seinen autobiografischen Aufzeichnungen der Darstellung, dass er seine Menschlichkeit eingebüßt hätte, stellte diese jedoch hinter der Pflicht und höheren Autoritäten zurück:
Die meisten der Beteiligten traten oft bei meinen Kontrollgängen durch die Vernichtungsstellen an mich heran, um ihre Bedrückung, ihre Eindrücke an mich loszuwerden, um durch mich beruhigt zu werden. Aus ihren vertraulichen Gesprächen hörte ich immer und immer wieder die Frage heraus: Ist das notwendig,was wir da machen müssen? Ist das notwendig, daß Hunderttausende Frauen und Kinder vernichtet werden müssen? Und ich, der ich mir unzählige Male im tiefsten Innern selbst die Frage gestellt, musste sie mit dem Führer-Befehl abspeisen, damit vertrösten. Mußte ihnen sagen, daß diese Vernichtung des Judentums notwendig sei, um Deutschland, um unsere Nachkommen für alle Zeit von den zähesten Widersachern zu befreien. Wohl stand für uns alle der Führer-Befehl unverrückbar fest, auch daß die SS ihn durchführen mußte. Doch in allen nagten Zweifel. Und ich selbst durfte auf keinen Fall meine gleichen Zweifel bekennen. Ich mußte mich, um die Beteiligten zum psychischem Durchhalten zu zwingen, felsenfest von der Notwendigkeit der Durchführung dieses grausam-harten Befehls überzeugt zeigen. Alle sahen auf mich. Welchen Eindruck machten solche Szenen, wie oben geschildert, auf mich, wie reagierte ich darauf. Daraufhin wurde ich genau beobachtet, jede Äußerung meinerseits durchgesprochen. Ich mußte mich sehr zusammenreißen, um nicht einmal in der Erregung über eben Erlebtes meine inneren Zweifel und Bedrückungen erkennen zu lassen. Kalt und herzlos mußte ich scheinen, bei Vorgängen, die jedem noch menschlich Empfinden