Also: Goethes Faust ist die wohl sprachgewaltigste Dichtung im Deutschen und umreißt in seiner Tiefe die gesamte Bandbreite unserer Kultur. Wir finden die Gegenüberstellung von Himmel und Erde, Wissenschaft und Dichtung, Kunst und Technik, Romantik und Klassik, Moderne und Antike etc etc etc ... und das alles, salopp formuliert, noch in einer überaus spannenden "Story" verpackt (inkl. Sex & Crime).

Zudem zeigt im Faust die deutsche Dichtung, was sie kann: das Werk ist unsagbar formenreichen und die Sprache von blendender Schönheit. Beispiele: Faust selbst spricht überwiegend in Vierhebern, Terzen und Trimetern, Gott im fündhebigen Jambus mit Kreuzreim, Mephisto im Madrigalvers. Auch gibt es in dem Werk zahlreiche Lieder, Hymnen, Chöre, Balladen und so weiter und so weiter.

Und auch wer keinen Hang zur Poesie hat, findet doch im Faust Gedanken und Empfindungen formuliert, die man selber verspürt (oder mit dem Älterwerden noch verspüren wird), aber selbst vielleicht nicht ausdrücken kann:

Gib ungebändigt jene Triebe,

das tiefe schmerzensvolle Glück,

des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,

-Gib meine Jugend mir zurück.

.

Goethes Faust ist ein überragendes Werk der deutschen und der Weltliteratur. Und es ist dabei keine trockene Schullektüre, sondern steckt voller Leben und Leidenschaften. Dabei kann es dann auch mal recht derbe zugehen mit Passagen (in Reclam-Ausgaben meist rausgekürzt), mit denen MC Goethe jeden Freestyle Battle gewonnen hätte. Beispiel? Die schlüpfrige Empfehlung von Memphisto, also dem Teufel, an die Ziegen; eigentlich spricht er aber die Frauen im Allgemeinen an, der Frechdachs:

Für euch sind zwei Dinge von köstlichem Glanz,

das leuchtende Gold und ein glänzender Schwanz.

Drum wisst euch ihr Weiber am Gold zu ergötzen

und mehr als das Gold noch die Schwänze zu schätzen.

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Schwierige Frage. Also ... 1870 verdiente ein (höherer) Beamter etwa 150 Pfund im Jahr (jährliche Steuerlast etwa 5 Pfund), normale Arbeiter erhielten etwa 10 - 20 Pfund im Jahr. 100 Britische Pfund um 1870 sind also an sich schon mal ne Menge wert. Der Vergleich mit dem Euro ist aus einer Million Gründen schwierig, aber wenn man sich festlegen will, würde ich sagen, 100 Pfund von 1870 entsprechend eher 10.000 Euro (und mehr) von heute.

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