Wenn ich Familien sehe, in denen die Mutter und/oder Töchter ein Kopftuch tragen, sich möglicherweise auch noch im Hochsommer bis zum Boden mit Kleidung bedecken und sehe mir die Männer der Familie an, die kurze Hemden keine Kopfbedeckung tragen, dann ärgere ich mich, denn das Kopftuch ist für mich eigentlich in erster Linie kein Zeichen dafür, dass eine Frau religiös ist, sondern, dass sie unterdrückt wird und in diesen Familien mit zweierlei Maß gemessen wird.
Dass Du selbst es als Zeichen trägst, Muslima zu sein zeigt nur, dass Du Deine Erziehung so verinnerlicht hast, dass Du glaubst es ganz freiwillig zu tun. Du erkennst aber schon, dass es Dich trennt von Mädchen und Frauen, die aus dem Kulturkreis stammen, in dem Du aufwächst und lebst.
Wie hier schon einige geschrieben haben, verlangt der Koran keineswegs, dass man als Frau seine Haare bedeckt. Das ist etwas, was auch in der Türkei in Großstädten eher unüblich ist und - verzeih - eher von der ungebildeteren Landbevölkerung propagiert wird.
Wenn diese Schicht dann als Gastarbeiter in ein nicht muslimisches Land geht, ist die Angst einfach groß, dass die Töchter sich assimilieren/die Werte der anderen Kultur annehmen und verlangen könnten "gleich behandelt zu werden", wie unser Grundgesetz es ja auch vorsieht.
Das könnte Kontrollverlust bedeuten und hat dann sicher auch etwas damit zu tun, dass Deine Eltern von ihrer (streng)gläubigen Umgebung weniger respektiert würden und wiederum Gruppendruck auf sie ausgeübt würde, wenn sie ihren Töchtern diesen Freiraum gäben.
In einer aufgeklärten Gesellschaft in der Frauen gleich viel wert sind wie Männer, die selben Bildungsangebote bekommen und die Freiheit ihr Leben so zu gestalten, wie sie es sich vorstellen, ohne Erwartungen der Familien erfüllen zu müssen, braucht man kein Kopftuch.
Dann reicht es Dich mit genügend Selbstbewußtsein auszustatten, Dir Werte zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass Du für Dich - selbständig - gute Entscheidungen triffst. So wurde ich erzogen und dafür bin ich sehr dankbar...