Ich bin von den Jobangebot sehr angetan, möchte mir das ungern vergeigen…
Eine korrigierte Bewerbung würde ich in diesem Fall nicht einmal dann verschicken, wenn noch kein Termin fürs Vorstellungsgespräch feststünde, denn damit hat der Personaler nochmal die Arbeit. Darin zu erklären, dass die alte Bewerbung ungültig sei und jetzt nur noch die aktuelle "Version 1.1" gilt, könnte beim Personaler die Idee hervorrufen, dass demnächst noch eine "Version 1.2" folgen wird. Warum sollte er dann "1.1" schon bearbeiten? Sie könnte also auf einem Wartestapel landen. Da du schon einen Termin fürs Gespräch hast, hast du diese Option jetzt glücklicherweise sowieso nicht mehr.
Dich umentschieden zu haben wäre eventuell ein Problem, falls du dich erst kürzlich beworben hast. Viele Unternehmen nehmen sich heraus, Bewerbungen erstmal für Wochen (oder Monate) liegenzulassen, währenddessen dein Leben weitergeht und Dinge sich ändern können. Aber falls du dich z. B. erst in der letzten Woche beworben hast, wirkt das wie sprunghaftes Verhalten und könnte negativ aufgefasst werden, falls du keine wirklich gute Begründung dafür hast. Falls die Bewerbung ein paar Wochen her sein sollte, wäre die Änderung leichter begründbar.
Im Vorstellungsgespräch zu sagen, dass einem bei der Bewerbung ein Fehler unterlaufen ist, könnte seltsam wirken, weil die gewünschte Arbeitszeit schon ein wichtiger Punkt ist. Wobei ein Unterschied von 5 Stunden, oder hier ca. 16,7 %, nicht so krass ist, dass dich das gleich alle Chancen kosten sollte. Das offen anzusprechen könnte sogar eine Chance für dich sein, weil du damit gleich demonstrierst, wie du mit eigenen Fehlern umgehst. Ein Unternehmen mit guter Fehlerkultur könnte dadurch einen positiven Eindruck von dir bekommen, aber wenn du das nicht sicher weißt, besteht darin ein Risiko, dass nicht dein Umgang mit dem Fehler gesehen wird, sondern dass du überhaupt einen gemacht hast.
Aus meiner Perspektive wäre die sicherste Variante, zunächst auf den 30-Stunden-Vertrag als Türöffner hinzuarbeiten und dabei nur falls es thematisch passt die 35 Stunden als Option für dich anzusprechen, und sonst gegebenenfalls erst nach der Probezeit die Stunden zu erhöhen. Darin liegt natürlich auch ein Risiko, nämlich dass der Arbeitgeber der Erhöhung dann nicht zustimmt, weil er z.B. eine zweite Person eingestellt hat, um deine fehlenden Stunden abzudecken. Das Risiko halte ich aber für gering, denn Unternehmen wollen gute Leute in der Regel behalten.
Letztlich läuft es auf die Frage hinaus, was deine Prioritäten sind und wie du dich einschätzt:
- Ist dir der Fuß in der Tür bei deinem Traumarbeitgeber wichtiger als sofort mehr Geld zu verdienen? Falls ja, würde ich die sicherste Variante wählen (30 Stunden, und eventuell Option auf 35 ansprechen).
- Wärst du bereit, dir sofort etwas anderes zu suchen, wenn du schon wüsstest, dass du auch nach der Probezeit dauerhaft auf 30 Stunden bleiben müsstest? Dann würde ich eine Variante wählen, direkt auf 35 Stunden zu gehen, d.h. den Fehler anzusprechen oder die Änderung der Entscheidung zu begründen. Das wäre eine Vorgehensweise, die auf ein "Alles-oder-Nichts" hinausläuft.
- Wie stehst du zu Kompromissen? Falls dir 30 Stunden eindeutig zu wenig sind, du dich aber blendend mit deinen Gesprächspartnern verstehst und auch sonst die Stimmung im Unternehmen und der Umgang der Beschäftigten miteinander, so weit du ihn mitbekommst, zu deinem Charakter passen, wären möglicherweise die 30 Stunden ein Zugeständnis, das sich einzugehen lohnt. Ein gutes Arbeitsklima ist durch nichts zu ersetzen, und auch mehr Geld gleicht ein schlechtes Arbeitsklima nicht aus, weil es dich gesundheitlich belasten kann.
Falls du dich für die Variante mit 30 Stunden entscheidest und schon weißt, dass du kaum Aussichten hast, später auf 35 hochzugehen, kannst du den Job auch als Zwischenstation zum Sammeln von Erfahrungen betrachten und dir in ein paar Monaten einen anderen Arbeitgeber suchen. Nur hörte sich deine Frage nicht so an, als würdest du solch eine Möglichkeit in Betracht ziehen.