Wieso wird Werder Bremen eigentlich so behandelt wie der SC Freiburg oder Mainz 05 und ist beliebter als der Erzrivale aus der Elbmetropole? Kann ich eigentlich nicht nachvollziehen, denn Werder ist nicht, wie die beiden genannten Vereine, ein kleiner Verein mit geringen Mitteln, sondern mit vier Meisterschaften sowie fünf Pokalsiegen und einem Titelgewinn im Europapokal der Pokalsieger eines der größten Namen im deutschen Fußball.

Der Bundesliga-Abstieg von vor zwei Jahren kam nicht von ungefähr, sondern auch weil sie, genau wie der Hamburger SV, schlechte Arbeit abgeliefert hatten. Dadurch konnte dann z. B. Borussia Mönchengladbach finanziell und sportlich an den Bremern vorbeiziehen (wobei für die Fohlenelf auch düstere Zeiten anstehen).

Kann diesen guten Ruf der Bremer eigentlich nicht nachvollziehen. So betrachtet hat ein Werder-Fan ein besseres Leben als jemand, der ein HSV-Anhänger ist.

Mein Eindruck ist der, dass in anderen Ländern es um das Sportliche und somit um Erfolge geht, während hierzulande das Finanzielle und Wirtschaftliche an erster Stelle steht. In anderen Ländern würde man es wohl nicht so schlimm finden, dass bestimmte Klubs hierzulande Schulden haben.

Kann man als Fußball-Fan eigentlich zwei Lieblingsvereine oder einen Zweitverein haben?

Gibt ja ziemlich viele, die behaupten, dass die Nationalmannschaft (Fußball) von Deutschland 2014 trotz Jogi Löw den WM-Titel geholt hätte. Das sind dieselben, die heute Hansi Flick kritisieren und ihm vorhalten, Löw 2.0 zu sein, da er Löws Co-Trainer war, aber zugleich soll Flick der eigentliche Weltmeistertrainer sein.

Finde zwar Jogi Löw auch nicht sympathisch, jedoch ist es nicht fair, ihm den WM-Titel wegzunehmen. Und was ich auch nicht verstehe ist, dass Hansi Flick damals der Weltmeistertrainer gewesen sein soll, aber heute ebenfalls kritisiert wird und als Ebenbild von Jogi dargestellt.

Didi Hamann, ein Mitglied der deutschen Vize-Weltmeistermannschaft von 2002, soll wohl unbeliebt sein, weil er gefühlt den Großteil seiner aktiven Karriere in Großbritannien verbracht hatte (darunter sieben Jahre beim FC Liverpool). Und Jens Lehmann, von 2003 bis 2008 beim FC Arsenal, wird es krummgenommen, dass er vor der WM 2006, wo man Dritter wurde, den beliebten "Titan" Oliver Kahn als Nummer eins der DFB-Auswahl abgelöst hatte. Und Michael Ballack wurde, als er von 2006 bis 2010 beim FC Chelsea gespielt hatte, auch eher kritisch gesehen. Toni Kroos, der 2021 nach der EM aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war, spielt seit 2014 bei Real Madrid und er wird oft "Querpass-Toni" genannt, obwohl er seit seiner Ankunft in Spanien durchgehend regelmäßig spielt, vielleicht sogar stets erste Wahl ist.

Gibt es Menschen mit Wurzeln im Ausland, die einen deutschen Klub (Fußball) unterstützen? Ich zum Beispiel habe tamilische Wurzeln (aus Sri Lanka) und ich habe den Hamburger SV als Lieblingsverein. Erlebe es aber häufiger, dass viele, deren Eltern aus Italien kommen, ihre Lieblingsvereine in der Serie A haben (z. B. Juventus oder den SSC Neapel) oder jemand, dessen Eltern aus der Türkei stammen, einen Klub aus der Süper Lig unterstützt (oftmals Fenerbahce, Galatasaray oder Besiktas).

Es gibt Vereine im Fußball, die haben überall in der Bundesrepublik ihre Fans. Das trifft insbesondere auf die großen Traditionsvereine zu. Und dann gibt es Vereine, deren Fans gibt es nur in der Region oder vielleicht sogar nur in der eigenen Stadt.

Wohnt Ihr eigentlich in der Stadt oder in der Region Eures Lieblingsvereins oder wohnt Ihr woanders?

Zu mir: Ich bin in Zeven, einem kleinen Ort mit rund 10.000 Einwohnern zwischen Bremen und Hamburg, geboren und aufgewachsen. Und ich bin Fan des Hamburger SV. Aber ich lebe seit 2014 in Ostwestfalen, im Kreis Minden-Lübbecke.

Mein Eindruck ist, dass der FC Schalke 04 total unbeliebt ist. Woher kommt das? Ich bin kein Fan des Vereins aus dem Ruhrgebiet und auch kein Sympathisant, aber dass ihnen Abneigung widerfährt, finde ich nicht richtig.

Wenn ein oder beide Elternteile Polizisten oder Juristen sind, wie darf man sich das Leben als Kind von diesen Eltern vorstellen? Der deutsche Fußball-Nationalspieler Kai Havertz (FC Chelsea) hat ja einen Polizisten als Vater und eine Juristin als Mutter.

Könntet Ihr Euch einen eigenen norddeutschen Staat (bestehend aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein) vorstellen? Es würde dann Republik Norddeutschland heißen und Hannover wäre dann die Hauptstadt und Hamburg, welches die größte Stadt wäre, die Residenzstadt (also so ähnlich wie in den Niederlanden). So ein Staat hätte dann ungefähr 13 Millionen Einwohner.

Ich bin HSV-Fan. Vor einigen Jahren bevorzugte ich im Volksparkstadion einen Stehplatz und auch im Stadion von Arminia Bielefeld (ich wohne in Ostwestfalen) habe ich auf einem Stehplatz gestanden. Mittlerweile bevorzuge ich Sitzplätze.

Wieso denken viele, dass ein "echter" Fan auf einem Stehplatz sein müsste?
Kann doch jeder selbst entscheiden, ob er eine Karte für einen Steh- oder für einen Sitzplatz bucht. Ich mag es lieber zu sitzen und ich bin nicht weniger HSV-Fan. Ich bin einer der Fans, die für ihren Verein brennen (wobei ich nicht zum harten Kern der Fans gehöre geschweige denn bin ich kein Ultra).

Was haben meine Eltern und ich (bin hier geboren und aufgewachsen und sehe mich als Deutscher) den AfD-Mitgliedern und deren Wählern getan? Was haben die gegen uns? Ich habe was auf dem Kerbholz, aber ich habe nichts gegen Deutsche. Im Gegenteil: Ich fühle mich als Deutscher und ich liebe Deutschland mehr als so mancher, der die Partei wählt. Ich kann auch die deutsche Nationalhymne auswendig und auch alle Landeshauptstädte von unseren 13 Bundesländer (Stadtstaaten außen vor gelassen).

Achja: Gegen Frauen, Juden, politisch Andersdenkende sowie Sinti/Roma ist die AfD auch. Eine absolut demokratiefeindliche Partei.

Wieso wird häufig die Fankultur hier in Deutschland mit der in England verglichen? Zum Beispiel wird behauptet, dass es in England keine Stimmung gäbe. Kann man doch gar nicht vergleichen. Hier in Deutschland gibt es mehr getrötet und in England mehr gesungen und der Support ist mehr spielbezogen. Beide Fankulturen haben ihre Vor- und Nachteile. Die Fankultur in England ist anders als hierzulande und die Fankultur in Spanien ist auch wieder anders als hierzulande oder auf der Insel.

Ist man als Fußballer eine Legende in einem Verein, wenn man lange genug im Verein gewesen war? Uwe Seeler war ja, ohne die Zeit in der Jugend mit einzuberechnen, 18, 19 Jahre beim Hamburger SV gewesen und ist der größte im Verein aller Zeiten. Der Brasilianer Dede war 13 Jahre bei Borussia Dortmund und gilt daher als Vereinslegende, genauso auch der Pole Lukasz Piszczek, der elf Jahre im Verein war.

Aber: Diego Maradona war nur sechs, sieben Jahre im Verein und trotzdem war er der größte Spieler, der je für den SSC Neapel gespielt hatte.

Ist man eine Legende in einem Verein, wenn man lange genug gespielt hat oder worauf kommt es an?

Wie findet Ihr es, dass der Trainer einer Nationalmannschaft auch ein Ausländer sein kann? Also beispielsweise dass Louis van Gaal als Niederländer theoretisch unser Bundestrainer sein könnte oder Hansi Flick der Cheftrainer der Schweizer Nationalmannschaft. Oder Jogi Löw als Belgien-Chefcoach.

Der Nationaltrainer der Türkei ist mit Stefan Kuntz ein Deutscher. Auch hat Österreich mit Ralf Rangnick einen deutschen Teamchef. Meine Meinung ist: Die großen Fußballnationen sollten schon einen einheimischen Nationaltrainer haben, bei den kleinen Nationen ist es sinnvoll, wenn der Chefcoach ein Ausländer ist.

Eure Meinungen?

Ich freue mich, wenn aus Syrien, der Ukraine, aus Indien oder Rumänien Ärzte oder Ingenieure zu uns nach Deutschland kommen. Allerdings finde ich es schade, dass diese dann ihre Heimatländer verlassen.

Welche Gründe gibt es für diese Menschen, ihre Heimatländer zu verlassen?

Ich finde diese Menschen toll, freilich finde ich es schade, dass ihre Heimatländer nichts davon haben.

Ich würde es nicht tun. Ich würde, wenn ich beim Hamburger SV spielen würde, nicht mich negativ über den SV Werder Bremen oder dem FC St. Pauli äußern und wenn ich beim FC Liverpool spielen würde, auch nicht negativ über den FC Everton (Stadtrivale) oder Manchester United (Erzrivale). Würde ich bei Tottenham Hotspur spielen, würde ich nichts negatives über den FC Arsenal (Erzrivale im Norden Londons) sagen. Meiner Meinung nach gehört sich sowas nicht. In England soll sowas auch unter Strafe stehen.

In Kanada und in den USA gibt es Nationalstolz, obwohl beide Länder Schmelztiegel sind. In beiden Nationen begreift sich jeder Bürger als US-Amerikaner oder als Kanadier, obwohl sie aus unterschiedlichen Ländern kommen.

Ist so ein Nationalstolz eigentlich hier in Deutschland möglich?

Meine Eltern sind Tamilen und kommen aus Sri Lanka und leben seit 1985 in Deutschland. Ich begreife mich als Deutscher, obwohl ich ausländische Eltern habe.

Hätte eine Frage, die an Fans eines Fußballvereins angeht: Wer von Euch unterstützt eigentlich die deutsche Nationalmannschaft?
Gibt ja tatsächlich welche, die es ablehnen, die DFB-Elf zu unterstützen, da dort Spieler vom "falschen", also ungeliebten, Verein sind. Ich habe ja Probleme mit Manuel Neuer oder Thomas Müller und vielleicht auch Joshua Kimmich, weil sie beim FC Bayern spielen, doch derzeit unterstütze ich die Nationalmannschaft, da ich Nationalstolz habe. In den letzten Jahren, als Joachim Löw noch Bundestrainer war, habe ich aber demonstrativ zum Gegner gehalten (wollte einfach, dass wir einen neuen Bundestrainer haben).

Es ist leider keine Seltenheit, dass jemand mir Ahnung vom Fußball abspricht. Einmal sogar Auge in Auge, aber meist in Sozialen Netzwerken. In diesem Fall geht es um meine kontroverse Meinung zu Christian Streich, demzufolge er überschätzt ist und ich ihn nicht lobe.

Um mal kurz was zu meiner Meinung zu Christian Streich zu sagen: Er übernahm das Traineramt bei den Profis des SC Freiburg, als diese (glaube ich) auf einem Abstiegsplatz standen und führte sie zum Klassenerhalt - ein Jahr später in die Europa League. Dort schied der Klub aus Südbaden in einer Gruppe mit Slovan Liberec, dem FC Sevilla und Estoril Praia nach der Gruppenphase aus und zwar ist es keine Schande, gegen Sevilla zu verlieren (zweimal 0:2, glaube ich), doch man darf keine Punkte gegen Slovan und Estoril liegen lassen. 2015 stieg der SC Freiburg aus der Bundesliga ab, doch Streich durfte Trainer bleiben und führte sie direkt aus der Zweitklassigkeit in die Europa League, wo sie in der zweiten oder dritten Qualifikationsrunde gegen NK Domzale aus Slowenien (!) ausschieden. Letzte Saison wurde erneut die Qualifikation für die Europa League erreicht und zudem stand der SCF im Finale des DFB-Pokals gegen RB Leipzig, wo man trotz einer 1:0-Führung nach Elfmeterschießen verlor. Und kann sein, dass ich mich irre, doch die Breisgauer spielten doch mit einem Mann mehr?

Christian Streich leistet zwar beachtliche Arbeit, doch sie ist nicht mehr als solide. Ich finde, dass jemand wie Urs Fischer, der dasselbe wie Streich geleistet hat, dem gebürtigen Weiler in nichts nachsteht.

Frage: Ab wann hat man Ahnung vom Fußball und ab wann nicht?

Ich meine doch, dass jeder, der mich mal persönlich gesehen hatte und dem ich mal ein bisschen von meinem Fußballwissen erzählt hatte, mich als "Fußball-Almanach" oder als "wandelndes Fußball-Lexikon" bezeichnet. Meistens stapel ich da aber tief, mit der Begründung, dass ich nicht alles weiß.