Hallo Marlonstick,
ein paar Schreibregeln vor der Korrektur.
Die wörtliche Rede sollte stets in einer eigenen Zeile stehen, evtl. zusammen mit dem Vor- bzw. Nachsatz (z. B. "Bleib stehen!", sagte sie).
Beim Thema bleiben! Am Anfang wechselst du von der Geschichte, die die Mutter vorliest, zu ihrem Aussehen. Das ist zwar wichtig, aber viel zu abrupt.
Vorschlag:
Als ich ungefähr neun Jahre alt war, erzählte meine Mutter mir eine Geschichte. Dabei trug sie ihren Füßen Hausschuhe von Birkenstock, ein billiges Kostüm von der Modekette Adler und darunter eine Nylon Strumpfhose deren Naht sich unschön über ihre Fußnägel legte.
Durch das "Dabei" bleibst du beim Geschichte erzählen und es lässt sich gut fließend lesen.
Mein Zimmer war wie üblich eine ziemliche Müllhalde
Mit Eigenschaftswörtern/Adverbien solltest du äußerst sparsam umgehen. Das ziemliche ist überflüssig, da keiner deiner Leser es genau deuten kann, weil er nicht wissen kann, wie viel dein ziemlich ist.
Meistens wurde das ignoriert weil meine Eltern es aufgegeben hatten zu versuchen mich zu erziehen
"zu versuchen" sollte raus. Das ist einfach zu viel. Nach ignoriert und nach hatten ein Komma.
Manchmal jedoch war es ein passender Anlass für meine Mutter um mal wieder Wut und Frustration an mir auszulassen.
Hier solltest du das jedoch streichen (so genanntes Füllwort) und überlegen, ob passender hier nicht auch gestrichen werden kann. Meiner Meinung nach ändert das die Aussage nicht.
Meine Antwort war so wie ich immer reagierte, gespielt gleichgültig ohne sie merken zu lassen das ich in solchen Momenten höchst wachsam war. Innerlich war ich gelähmt vor Furcht. Trotzdem konnte ich es nie lassen patzig zu reagieren
Der letzte Satz enthält eine Wortwiederholung (reagieren) und trägt außerdem nichts zur Geschichte bei. Anhand der folgenden wörtlichen Rede kann man das "patzig" gut erkennen ;) Also weg damit. Das ist allgemein so, weil man nicht beschreiben sollte, was die Story sowieso schon hergibt. Das Prinzip ist in der Literaturwelt unter dem Stichwort "Show, don't tell" bekannt.
Komma nach lassen, das heißt in diesem Fall dass.
Ich erwiderte erstmal nichts, denn in dieser Stimmung war ich mir nicht sicher wie ich sie am besten beschwichtigen oder ablenken konnte. Mein Gesicht zeigte aber wohl deutliche Rebellion denn nun [...]
Komma nach sicher und vor denn im zweiten Satz.
Und das << schloss meine Mutter höhnisch >> warst du
" [...] Und das", schloss meine Mutter höhnisch, "warst du [...]".
Ich wusste ja dass das die Metapher irgendwie stimmte, also was sollte ich noch dazu sagen.
Das ja und das das rausnehmen und verkürzen, indem du den Schluss-Satz in diesen Satz hineinziehst.
Vorschlag:
Ich wusste, dass die Metapher irgendwie stimmte, aber ich schwieg (oder: blieb stumm), auch wenn in meinem Kopf die Stimmen wieder miteinander stritten.
Fazit:
Die Geschichte ist schlüssig und macht Lust auf weiterlesen. Die Rechtschreibung und Grammatik ist größtenteils gut, sodass keine "Hänger" passieren. Die Darstellung könnte noch ein wenig aufgelockerter daherkommen (s. Absätze bei wörtlicher Rede). Schau dir einfach mal genau an, wie ein veröffentlichter Roman geschrieben ist. Daran solltest du dich orientieren, da hier der Verlag schon seine Spuren hinterlassen hat.
Als Tipp gebe ich dir mit auf den Weg, nach dem Niederschreiben zwei, drei Tage vergehen zu lassen und den Text dann erneut zu lesen und überflüssige Textstellen zu streichen. Du solltest dich immer fragen, was wichtig für die Geschichte ist und was nicht. Letzteres kann getrost gestrichen werden. Außerdem sollten Gedanken bzw. Sachverhalte nicht mehrfach geschildert werden.
Beispiel hierzu ist die Schluss-Sequenz. Im vorletzten Absatz endest du mit "also, was sollte ich noch sagen" und den nächsten beginnst du mit "Ich blieb weiterhin stumm." Beides drückt das Gleiche aus. Der Leser denkt: "Ist ja gut, das weiß ich doch schon!"
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.