Mir kommt es so vor, bzw. ich habe das selber zu meiner Schulzeit so erlebt, dass einem von allen Seiten (Eltern, Verwandte, Lehrer, Medien,...) geradezu eingetrichtert wird, dass es nur einen Weg zu Ansehen, Erfolg und Glück gibt, der da lautet: ein gutes Abitur machen und dann studieren. Wer diesen Weg nicht einschlägt, wird ja heutzutage fast schon als Loser ausgegrenzt und bekommt finsterste Prognosen für seine Zukunft! Wie genau hab ich noch den Satz von früher im Ohr: "Bub, wenn du mal was erreichen willst, dann pass gut in der Schule auf, mach dein Abitur und studier was anständiges!" Dass es noch andere Wege gibt um erfolgreich (sehr erfolgreich sogar) zu sein, wurde mir persönlich weder in der Schule noch privat vermittelt.
Nun habe ich im letzten Jahr ein paar Erfahrungen gesammelt und bin zu Erkenntnissen gelangt die mir wirklich den Mund vor Fassungslosigkeit offen stehen lassen. Ich dachte immer (und aus Erfahrung weiß ich, dass viele in meinem Alter so denken) wer erfolgreich, angesehen, wohlhabend sein will und ein glückliches Leben führen will, der muss einen Karrierestudiengang studiert haben, ein Genie sein oder einen Konzern erben (so wurde es mir ja auch suggeriert!)
Ich habe im letzten Jahr durch mein Hobby Autos, einige Besitzer exklusiver Sportwägen mit zum Teil Preisen im 6-stelligen Bereich näher kennengelernt und dadurch auch bei einigen etwas über ihren Werdegang erfahren, zu meinem Erstaunen ist da kein einziger mit dem von mir oben beschrieben klassischen Werdegang (der vermittelten Erfolgsformel) dabei. Der Großteil von ihnen hat nichtmal studiert oder ist zumindest nicht auf diesem Gebiet tätig, ja einige haben nichtmal Abitur, und einen Großkonzern hat auch keiner von denen, für mich brach ein Weltbild zusammen. Der Großteil dieser Leute hat sich auf etwas spezialisiert was sie gerne machen und sich auf diesem Gebiet selbstständig gemacht, da sind selbst ganz profane Berufe dabei, wo ich und viele andere nie gedacht hätten, dass da soviel bei rumkommen kann.
Warum wird also, im Angesicht stetig steigender Studienzahlen (den Betrieben fehlen ja zum Teil gute Bewerber für Ausbildungsstellen) immer noch der eingangs beschriebene Mythos hochgehalten?