Bei der Interpredation sollte man sowohl auf die Zeit als auch die persönlichen Hintergründe der Autorin ausgehen, in diesem Fall:
eine Jüdin, die zur Zeit des Nationalsozialismus lebt und 1942 im Zwangsarbeitslager Michailowka in der Ukraine an Fleckfieber starb.
Für die Epoche der Moderne typisch hat das Gedicht keine symetrische Strucktur (weder bei den Strophen, den reimen oder dem Metrum)
Die nachfolgenden interpretationsgedanken sind rein spekulativ:
Das Selma Meerbaums Gedicht "Regen" weißt keine symetrische äußere Struktur auf, was sich mit dem Inhalt deckt, der erst nach mehrmaligen lesen seinen tieferen Sinn offenbart.
Alleine für den Strophenteil "Du gehst." (V.1) erschließt sich die genaue Bedeutung nicht einmal im Kontext, so kann dieses weg gehen auf den Tod einer geliebten Person bezogen sein, oder eben der Tod des lyrischen Dus.
Wenn man mit dem ersten Interpretationsansatz weiter denkt lässt sich die erste Strophe wie folgt verstehen: die nassen Straßen (V.2) können in diesem Fall eine Methapher für die Trauer der Angehörigen sein und das frische Gras und der Duft von frischen Heu das neue Leben, bei Gott, oder was nach dem Tod eben kommt, versinnbildlichen, da dies an eine heile Welt erinnert. Auch kann der Regen in diesem Fall das Element sein, dass das Leid weg spühlt (wie es die Sinnflut im Alten testament gemacht hat) und das "heiße und balße" (V.4) Gesicht gehört zu einer ausgelaugten Person (vgl. Leidensgeschichten von KZ-Häftlingen) die förmlich nahc diesm erfrischenden Regen der Erlösung fleht.
Die Staubigen, müden, ausgezährten Gräser (vgl. V.7) können für Mithäftlige stehen, welche ebenso dem Ende ihrer Kräfte nahe sich krümmen und zur Erde neigen. Eben diese " sehen beglückt die Schwalbe, welche nahe fleugt, und scheinen plötzlich stolz zu sein" (V.8f) In diesem Fall steht die Schwalbe für die erlöste Seele, die im Form einer Schwalbe dem Himmerl, zu Gott, empor fleigt. Das das Leiden des oder der Leidensgenossin vorrüber ist und das lyrische "DU" frei ist erfüllt die Grashälme, die verdeutlichen sollen, dass die Menschen, welche von den Nazis inhaftiert wurden, alle gleich scheinen und in der schier unendlichen Masse klein und unbeduetend wirken.
Die 3 Strophe zeigt deutlich auf, dass eben nur das lyrische ich erlöst wurde und die anderen auf der Erde zurück gelassen worden sind. So geht dieses " einsam und allein und weißt nicht, sollst (du) [es] lachen oder weinen" (V.11f) soll. Auch das untermauert die these vom Tod des lyrischen Dus, welches sowohl froh ist und alchen könnte, da das Leid für das lyrische DU ein Ende hat, aber eben so voll Trauer ist, da es eben alleine erlöst ist und die anderen Freunde, Bekannte oder auch Verwandte zurück lassen muss.
Die letzte Strophe hat zwei mögliche Deutungen. So können die vereinzelten Sonnenstrahlen (vgl. V. 13) dafür stehen, dass die Freude des lyrischen Dus die Trauer überragt. Ebenso kann es auch dafür stehen, dass die Fröhlichkeit die Trauer nach und nach verdrängen wird, was sich eher auf die Zurückgelassenen beziehen lässt, da der Regen, also die Trauer sie nicht mehr länger ausfüllt und betrifft.
Das wäre mien Vorschlag, ist etwas übereilig verfasst, also falls du noch fragen hast, zögere nicht diese zu stellen. ich hoffe ich liege mit meinem Gedankengang nicht total daneben.
Schönen Abend noch,
LtDan9