Du machst es schon ganz richtig: Teile offen und ehrlich mit, dass du verhindert bist, gerade nicht möchtest oder einen anderen Zeitpunkt bevorzugst. Du hast jetzt deinen eigenen Haushalt und für Eltern ist es nicht ganz einfach, dich aus dem "Nest" zu lassen - das ist normal. Nach deiner Beschreibung klingt es nach Schuldgefühlen, die du empfindest, weil du als der "Böse" abgestempelt wirst. Denk daran: Du stehst für dich ein - und Schuldgefühle, die dir "aufgehalst" werden, müssen nicht sein. Es kann dauern, bis sie akzeptieren, dass du ab jetzt mehr Freiräume benötigst und selbstständiger geworden bis. :) Da hilft es nur, Grenzen weiterhin aufzuzeigen und geduldig zu bleiben. Schlecht fühlen musst du dich auf keinen Fall - daran solltest du dich immer wieder erinnern, wenn eine Down-Phase kommt.
Zunächst: Stoppen bedeutet auch, dass du dich dagegen wehren möchtest. Um das Thema aber anzugehen, ist es wichtig, es anzunehmen und nicht dagegen "anzukämpfen". Denn auf Krampf kann es ins Gegenteil verkehren. Um dir darüber bewusst zu werden, was dahinter stecken könnte: Hast du schon über eine Psychotherapie nachgedacht? Denn aus deinen Fragen lese ich heraus, dass du ziemlich damit zu kämpfen hast. Ich verstehe dich sehr gut, denn das Problem kenne ich :)
Hole dir professionelle Hilfe, wenn du dich damit überfordert fühlst und Raum für deine Gedanken brauchst und du auch lernen möchtest, besser mit ihnen umzugehen. Und bleibe geduldig mit dir, es ist ein Prozess.
Liebe Nagisa34,
das klingt eher nach einem verletzten Herzen. Deshalb solltest du dich fragen, was du tatsächlich damit bezwecken möchtest: Wills du ihm eins "reinwürgen", weil er dich quasi abgelehnt hat und du Gefühle für ihn hegst? Oder geht es dir darum, die Sache tatsächlich zu beenden - und wenn ja, wieso dann nicht direkt, persönlich und offen ansprechen (oder es einfach dabei sein lassen, wie es ist? Denn so wäre die Sache ja tatsächlich beendet).
Ich wünsche dir, dass du dir darüber bewusst wirst, dass du mehr als das haben kannst :) Wenn er als vergebener Mann, der eine monogame Beziehung führt, Bestätigung "woanders" sucht, meinst du, dass es bei euch anders wäre, wenn er tatsächlich Gefühle für dich hätte? Er scheint selbst nicht zu wissen, was er möchte - und das darfst du nicht vergessen. Lenk dich gut ab, sprich mit einer Freundin darüber und mache - wenn ich dir einen Rat geben darf - einen Punkt dahinter. Auch wenn ihr euch auf der Arbeit seht: Du hast noch mehr Optionen als ihn :)
Das klingt ganz stark nach einer Selbstwert-Thematik. Du schreibst, dass du es dir selbst nicht erklären kannst, weshalb du auf jemanden stehst, der dich nicht leiden kann.
Aus psychologischer Sicht kann ich dir sagen, dass es kein seltenes Phänomen ist. Einige Frauen und auch Männer im Erwachsenenalter leiden ebenfalls darunter: Sie erfahren Ablehnung, doch das bestärkt sie nur darin, noch intensivere Gefühle zu entwickeln. Wenn du den Jungen mal "weg denkst", denn es könnte im Grunde auch eine andere beliebige Person sein, die dich ablehnt, wird dir bewusst, dass es sich um ein Verhaltensmuster von dir handelt. Du überträgst unerfüllte Bedürfnisse auf ihn, wenn du beispielsweise in der Kindheit schon Ablehnung erfahren hast. Am ehesten sind es die eigenen Eltern, denn das sind unsere ersten Bezugs- und Bindungspersonen.
Kurz: Es könnte dir helfen, dir deine eigene Biographie anzuschauen, um das Muster zu durchbrechen. Es macht dich langfristig nur unglücklich, nach Bestätigung bei einer Person zu suchen, die sie dir nicht geben wird. Im Grunde durchlebst du ein sehr "altes" Gefühl, nämlich das der Ablehnung. Haben es unsere Eltern bspw. nicht geben können (Bestätigung, Liebe, Schutz etc.), wirst du sie kompensationsweise bei Männern suchen.
Dein Wert ist größer als das, was er dir geben kann. Geben kann er dir eh nichts :) Mach dir das bewusst. Arbeite lieber an dir und deinen Bedürfnissen. Ich wünsche dir, dass du es schaffst! Alles Liebe
Ich finde nicht, dass du übertreibst. Deine Bedenken sind sehr verständlich. Vor allem verstehe ich es, weil es 1.) ein Tinder-Treffen ist und 2.) dein Freund nicht erzählt hat, dass er sich in festen Händen befindet. Hast du ihn gefragt, warum er das nicht erwähnt hat?
Auch wenn ihr euch wunderbar versteht, finde ich, dass eine klare Positionierung in einer monogamen Beziehung wichtig ist, wenn ihr eure Beziehung exklusiv führt. Heute gibt es ja verschiedene Beziehungsmodelle, und so wie es scheint, führt ihr eine monogame Beziehung. Du kennst ihn ein halbes Jahr. Auch nach 6-7 Jahren Beziehung kann es passieren, dass wir von unserem Partner völlig überrascht werden.
Was ich sagen will: Es ist schön, dass du ihm vertrauen kannst. Denke aber daran, dich selbst und deine Grenzen nicht zu vergessen. In einer Partnerschaft müssen wir oft viele Dinge - so wie deine Situation - aushalten und durchalten. Wenn es zu viel für dich ist und er sich "zu viel" rausnimmt, kann es zum Dauerzustand werden. Es ist jetzt eine Belastungsprobe eurer Beziehung. Du fühlst dich sicherlich fürchterlich und wirst auch während des Treffens darüber nachdenken, was sie gerade gemeinsam machen. Du selbst entscheidest, wie du vorgehen möchtest. Wenn du einen Rat hören willst: Halte es zunächst aus, suche dir eine Beschäftigung, triff dich mit Freundinnen, lenke dich gut ab und sorge gut für dich in dieser Situation. Du wirst ihn jetzt noch besser kennenlernen - und der Anfang einer Beziehung kann viel über das spätere Zusammensein aussagen. Dann entscheidest du selbst, ob du das möchtest oder nicht.
Alles Liebe :)
Was vielen entgeht, ist die Tatsache, dass die Wissenschaft der Psychologie tatsächlich evidenzbasiert ist, Zahlen eine Rolle spielen und es sich nicht "nur" um reine Theorie handelt. Wahrscheinlich liegt es an den Assoziationen, die Menschen mit diesem Fach verbinden - und diese sind eben nicht ganz so "wissenschaftlich", wie das Fach tatsächlich ist. Das sagt mir zumindest meine eigene Erfahrung. Schon in ihren Anfängen wurde, beispielsweise die Psychoanalyse, ja auch verpönt. Die gute Nachricht ist, dass die Psychologie heute einen deutlich besseren Ruf genießt, zumindest sind das auch meine Erfahrungen.
Das ist völlig menschlich - und ich finde, kein Tabuthema oder ein Grund zur Beschämung. Je mehr man versucht, es als "beschämendes" Etwas" abzustempeln, umso "unnormaler" wirkt es am Ende. Vor dem Partner am besten authentisch sein, das zahlt sich meines Erachtens aus. :)