Hi Luca,
das Gefühl, das du da beschreibst, kenne ich (und kennen bestimmt viele andere) ganz gut.
Wenn man die Dinge sieht, die nicht so gut laufen und eigentlich weiß, dass man was dagegen tun müsste, aber dann doch wieder nichts tut und noch trauriger wird.
Wenn das ab und zu mal passiert, ist das völlig normal und okay. Jeder hat mal Durchhänger - wir können auch nicht jeden Tag 100% geben.
Ist das jedoch ein ständiger Begleiter, wäre vielleicht eine Therapie oder psychosoziale Beratung nicht schlecht. Auch in Gruppen (z.B. mit DBT als Programm auch für "nicht Borderliner) lernst du, damit umzugehen.
Denn dieses Verfallen in Selbstmitleid ist ein erlerntes Muster, das irgendwann mal einen Sinn erfüllt hat (sonst hättest du es bestimmt nicht gelernt), aber im hier und jetzt (da es dich stört) keine Berechtigung mehr hat. Das bedeutet du musst lernen dich zu beobachten, denn dieses Muster ist eine automatische Reaktion auf einen Reiz.
Unsere genetisch programmierten Muster zur Interaktion mit unserer Umwelt laufen so:
Wahrnehmung -> Bewertung -> Handlungsimpuls & Emotion
Dies ist eine automatisch ablaufende Kette, bei der wir im Grunde nur an einer Stelle eingreifen können: Nach der Wahrnehmung. Da dann einen Stopp reinzuhauen und dieses automatische Muster nicht mehr ablaufen zu lassen, sondern bewusst einen anderen Weg zu wählen durch eine andere Bewertung der Situation.
Das ist sehr schwer und erfordert Übung, aber es ist machbar und wird dir wahnsinnig helfen.
Oft hast du bestimmt das Gefühl "oh jetzt ist zwar gar nichts gewesen, aber ich bin plötzlich total traurig / habe negative Gedanken" etc. Das ist aber nie so, denn einer emotionalen Reaktion ist immer die Kette von vorher vorangegangen.
Du musst also, nachdem du es geschafft hast, deine Emotion & Gedanken wahrzunehmen, überlegen: "Was hat das ganze denn jetzt ausgelöst? Was habe ich wahrgenommen, das diese Reaktion in mir ausgelöst hat? Wie habe ich das dann bewertet?"
Und je mehr du dich kennen lernst, je mehr du lernst dich selbst wahrzunehmen, desto besser kannst du es schaffen, über die Beeinflussung deiner Situations-Bewertung deine Reaktion darauf positiv zu verändern.
Entschuldige bitte den Roman, ich hoffe er hilft dir irgendwie... :)
und übrigens: Das mit diesem Selbstmitleid, aber dann nichts dagegen tun, kenne ich gut. Meistens ist das beste, dass man sich keine Zeit gibt noch mehr drüber nachzudenken, sondern sobald du wahrnimmst, dass du diesen Gedanken hast (z.B. abnehmen) einfach aufstehen und eine Übung machen. Damit durchbrichst du auch gewissermaßen dein Muster. Wenn ich mir denke "Mann ich hab noch so viel zu tun! Das wird so anstrengend! Ich hab die ganze Woche nichts gemacht und jetzt türmt sich alles und ich weiß nicht wie ich das schaffen soll und und und..." - Dann trete ich mir in den Allerwertesten, steh erstmal auf und gehe in Richtung der ersten Aufgabe. Das ist nicht einfach und fühlt sich zunächst völlig blöd an, aber es ist zielführend!
LG Franzy