Hallo,
hat sich deine Situation inzwischen geändert?
Die Frage ist zwar bereits vier Jahre alt, doch die Probleme sind aktueller denn je. Ich bin mittlerweile 36 und hatte das Glück, eine erfüllte Jugend mit vielen Erlebnissen und Beziehungen zu haben. Social Media spielte bei uns eine eher untergeordnete Rolle, bis ich etwa 20 war. Man lernte sich noch auf Partys kennen, war gezwungen, aufeinander zuzugehen, Signale zu senden, sich verkuppeln zu lassen – Online-Dating war noch kein großes Thema. Rückblickend war das eine sehr schöne Zeit.
Heute haben wir in der Gesellschaft die höchste Singlerate überhaupt. Einsamkeit spielt für viele eine große Rolle, insbesondere für Männer. Männer haben oft ein sehr negatives Bild von Frauen, und einige empfinden sogar H*ss. Nicht zuletzt, weil Männer gesellschaftlich oft für vieles verantwortlich gemacht werden. In der westlichen Welt, wo Überkonsum und Wohlstand stark ausgeprägt sind, sind solche Konsequenzen fast unvermeidlich. Viele suchen deshalb ihr Glück im Ausland, besonders in östlichen Ländern, die aufgrund von Tradition, Werten, Familienorientierung und einem stärkeren Glaubensbezug attraktiv geworden sind. Dort trifft man häufiger auf Frauen mit „echtem“ Charakter, die schätzen, was ein aufrichtiger Mann für sie tut, und die noch bereit sind, Bindungen einzugehen.
Das Smartphone, der ständige Druck, präsent zu sein, die Angst, etwas zu verpassen, und das inszenierte Leben, das online oft besser aussieht als die Realität, haben zu einem großen Teil zu diesem Verfall beigetragen. Gerade Online-Dating und das Überangebot kostenloser, oberflächlicher Dating-Apps waren der Anfang vom Ende. Durch das Überangebot an Männern auf diesen Apps – und besonders die, die sich wenig ernsthaft präsentieren – denkt inzwischen jede Frau, sie sei eine „10 von 10“, weil so viele Typen Interesse zeigen. Dass sie dabei oft nur als Lustobj*kt betrachtet wird, ist nebensächlich.
Das bedeutet jedoch auch, dass vielen Frauen die Chance verwehrt bleibt, jemanden kennenzulernen, der ernsthaft zu ihnen passt und aufrichtiges Interesse hat – schließlich „entspricht er vielleicht nicht ihrem angeblichen Niveau“. Sobald ein kleiner Makel an einem Mann gefunden wird, ist er abgeschrieben. Immerhin wartet der nächste Kandidat nur einen Swipe entfernt. Selbst wenn du alles richtig machst, landet ihr vielleicht im Bett, aber dann ziehen sich viele zurück. Die Angst vor Bindung oder davor, jemanden Besseren zu verpassen, treibt sie davon. Sie denken, warum sich mit einem durchschnittlichen Mann zufriedengeben, wenn „da draußen reiche, muskulöse Versorger“ warten? Die Kennenlernphasen sind extrem kurz und oft eintönig geworden, viele halten parallel Kontakte zu anderen, um stets einen Plan B zu haben.
Du siehst also, es liegt oft weniger an dir als an der Situation. Unter Umständen bist du vielleicht einfach einer der vielen, die in der Warteschlange hängen. In diesem Fall empfehle ich, die Reißleine zu ziehen – es lohnt sich nicht.
Zudem sind viele Jugendliche und junge Männer heute verunsichert, was sie noch tun dürfen und was nicht. Alles könnte als übergriffig gewertet werden, was zu weitverbreiteter Verunsicherung führt. Viele denken, sie kommen mit guten Manieren nicht ans Ziel, aber auch nicht, wenn sie das „coole Al*ch“ aus dem Film spielen. Zusätzlich vermittelt das Bild, das durch Plattformen wie OF vermittelt wird, dass Frauen „nur“ S*xu*lobjekte seien und man durch rüpelhaftes Verhalten zum Erfolg käme. All das kann in jungen Männern Frust auslösen, weil nichts zu funktionieren scheint und nichts „richtig“ oder „gut genug“ wirkt. Die Folgen davon sind oft Frustration, D*pression, oder im schlimmsten Fall sogar Gew*lt gegenüber Frauen oder Freit*d.
Deshalb appelliere ich immer wieder: Überdenkt euren Smartphone- und P*rn*grafiekonsum und haltet ihn im Auge. Es gibt so viel mehr im Leben, das einen Wert hat. Frauen sind nur ein kleiner Teil davon. Männer sollten sich an erster Stelle setzen, sich gegenseitig unterstützen, offen reden statt auf „Macho“ zu machen. Widmet euch den Menschen, die euch lieben, und den Dingen, die euch Freude bereiten. Der Rest kommt von allein.
P.s. Bleibt stark! Spätestens wenn ihr 30 seid, wendet sich das Blatt, denn Männer werden mit dem Alter oft attraktiver, während es bei Frauen meist anders herum ist. Die Konsequenzen holen sie also schneller ein als sie schauen können. :)