Jetzt der Rest:
Sebastian ist 19_Jahre
alt. Er hat das Angel-man Syndrom und ist somit kognitiv und motorisch
stark eingeschränkt, da er die Beine nicht strecken kann. Er krabbelt
daher ohne Hilfe ausschließlich auf den Knien und kann nur mit
Unterstützung laufen. Seinen Rollstuhl kann er motorisch
selbstständig fahren, muss dabei jedoch auf Grund der kognitiven
Einschränkungen begleitet werden. Sebastian kann nicht sprechen,
versteht dies aber größtenteils. Die Ernährung erfolgt über eine
Magensonde. Er hält sich gerne in größeren Menschenmengen auf und
spielt sehr gerne mit Bällen. Er hat sein eigenes Bällebad in dem
er gerne Zeit verbringt. Sebastian liebt außerdem Wasser da er sich
im Schwimmbad selbstständig ausbalancieren und dadurch ohne Hilfe
laufen kann.
Matthias ist 30 Jahre
alt. Er ist Autist und hat eine auffällige Intelligenzminderung. Er
kann durch verkürzte Sehnen nur gebeugt laufen und hat für größere
Strecken einen Rollstuhl. Matthias ist inkontinent. Er sitzt
mit Vorliebe an seinem Zimmerfenster und beobachtet die Umgebung. Er
übertreibt Verhaltensweisen sehr schnell und kann seine Kräfte
nicht einschätzen. Matthias braucht im Alltag eine sehr enge Begleitung.
Der Wortschatz von ihm ist stark eingeschränkt und
vorhersehbare tägliche Fragen werden immer wiederholt abgefragt. Für
ihn liegt ein richterlicher Beschluss für eine Fixierung im Bett und
im Rollstuhl, ebenso wie für einen Einschluss im Zimmer vor.
Saskia ist 29 Jahre alt.
Sie hat neben ihrer Bipolaren Störung noch das Pierre Robin Syndrom,
weshalb sie teilweise sehr undeutlich redet. Im Alltag fallen bei
Saskia deutlich autistische Züge auf. Sie geht gerne spazieren oder
genießt Ausflüge. Täglich vor dem Schlafen hört sie bei voller
Lautstärke immer das gleiche Lied und tanzt dazu. Sie kann sich
unbeaufsichtigt nicht frei in der Wohngruppe bewegen, da sie
unvermittelt starke selbst und fremd verletzende Verhaltensweisen
Vorweist. Es liegt ein richterlicher Beschluss für einen Einschluss in
ihrem Zimmer vor. Ihr Zimmer ist vollkommen reizarm eingerichtet und
es gibt dort keine unbefestigten Gegenstände.
Alltägliche und
anfallende Arbeiten_5
Täglich beginnen die
Dienste damit die BW zu Wecken, zu Pflegen, anzuziehen und mit
ihnen zu frühstücken.
In der Woche werden die
BW teilweise von uns oder BW aus der Nachbargruppe in die WfbM
begleitet. Marianne begleitet einen Weg mit zur WfbM und geht
anschließend selbstständig in die Seniorentagesstätte. Sie
benötigt keine Begleitung.
Am Wochenende oder
freien Tagen finden nun, vor und nach dem Mittagessen, individuelle
Freizeitgestaltungen statt.
Wenn
die BW Wochentags am Nachmittag aus der WfbM kommen, gibt es jeweils
eine kurze Mittagspause, damit die BW die Möglichkeit haben etwas
zur Ruhe zu kommen. Anschließend finden ebenfalls wieder
Freizeitbeschäftigungen in 1 zu 1 Betreuung statt. Ab 17.30 beginnt
die Abendpflege so wie das Abendessen, wobei die BW nacheinander
ebenfalls 1 zu 1 begleitet werden. Nun finden BW spezifische
Abendrituale statt. Anschließend werden die BW in die Nachtruhe
begleitet.
Organisatorische
Arbeiten werden ebenso wie weitere
anfallende Aufgaben, Vorbereitungen für den nächsten Morgen und die
Dokumentation in zwischenzeitlich erledigt.
Stellungnahme und
Reflexion
Einrichtung
D
Im Hinblick auf unsere zu
betreuenden BW, bietet eine ruhige Umgebung unseren BW ein Gefühl
von Sicherheit und die Möglichkeit zu einer freieren Entfalltung. Im Bezug dazu, ist die gewählte Lage der Gruppe meiner Meinung nach bedacht und absolut sinnvoll platziert. Auf Grund der Tatsache, dass der komplette Gebäudebereich eher abseits gelegen ist und daher auch der idyllische und wenig belebte Ausblick aus dem Fenster keine Überforderung für unsere zum Teil sehr reiz empfindlichen BW darstellt, haben diese hier die Möglichkeit den reiz armen Ausblick zu genießen und dabei zu entspannen. Ebenfalls trifft dies für Botengänge zu, bei welchen man nur selten auf andere BW trifft und daher jedem unserer BW die Möglichkeit bieten kann, ohne große Hindernisse, im Gruppenalltag zu helfen. Dies ist besonders für Saskia und Matthias eine schöne Abwechslung. Marianne kann hingegen auf Grund ihrer Mobilität und ihren kognitiven Fähigkeiten die vielfältigen, auf dem Gelände befindlichen Angebote wie dem kleinen Laden, dem internen Friseur, das gemütliche Cafe oder die regelmäßigen Gottesdienste in der Kapelle, so wie auch die Seniorentagesstätte usw. nach eigenen Wünschen nutzt. Dadurch bekommt man auch von ihr unbemerkt ein großes Stück Freiheit und Selbstständigkeit geboten. Aber nicht nur für Marianne ist es möglichst stressfrei, sich an der frischen Luft zu bewegen, denn auch über den wenig genutzten Ausgang unseres Wohnbereichs, geht man an einem Parkplatz vorbei, der direkt im Grünen ohne am Innenhof oder anderen belebten Orten vorbei zu kommen, was jegliche Hürde aus Reizen für unsere BW aus dem Weg räumt. Die Lage der umliegenden Spazierwege ist sehr harmonisch und wirkt sich entspannend auf die BW aus. Die Wege sind ebenerdig und durch ihre Beschaffenheit auch für unsere Rollstuhlfahrer wie Sebastian oder ggf. Matthias perfekt geeignet. Ein kleiner Nachteil ist, dass einige unserer gewählten Strecken teilweise über Straßen ohne direkten Bordstein führen, was die Bewohner in ihrer Bewegungsfreiheit an diesen Stellen etwas einschränkt. Auf Grund des minimalen Verkehrs und der kleinen Grünflächen seitlich der Straßen, stellt dies aber durch die sowieso recht nahe Begleitung in der Regel kein großes Problem da.
Ein kleiner eingezäunter und ebenfalls abgelegener Garten, welcher
speziell für die Gruppen 10, 11 und 12 gedacht ist, bietet zusätzlich
einen Ort zur Erholung. Mit den vom AKSt. zur Verfügung stehenden
Bullis unternehmen wir Gruppenausflüge oder ähnliches, aber auch
Termine wie z.B. Arztbesuche sind hiermit möglich.
Betreuter Personenkreis
In der Kennlernphase der
BW, stellte ich schnell fest, dass ein "freundschaftlicher"
Umgang wie ich ihn bisher aus meiner Arbeit kannte mit den BW der
Gruppe_11 nicht möglich war. Die individuellen und von jeglicher Norm
abweichenden aber nötigen Umgangsmethoden mit den Verhaltensweisen
der BW waren ungewohnt und anfangs trotz guter Tipps der MA sehr
schwierig umsetzbar. Jeder BW ist eine Herausforderung für sich und
keiner ist annähernd wie der Andere. Nach anfänglicher Unsicherheit
merkte ich im Laufe der Zeit jedoch immer kleine Erfolge. Langsam
verstand ich was meine Kollegen meinten und lernte dass eine
deutliche Körpersprache, ein selbstsicheres Auftreten und
gleichzeitig eine ruhige aber Konsequente Grundhaltung quasi den Kern
einer für die BW verständlichen Kommunikation bilden. Als ich
merkte, dass alle Bewohner auf ihre Art darauf reagierten, setzte ich
genau da an, und es fing an Spaß zu machen. Die Erfolge bei den
Bewohnern und auch bei mir, waren immer deutlicher zu sehen. Trotzdem wurde
ich immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Insbesondere im
Umgang mit Marianne, deren Behinderungen ihr Anfangs nicht anzumerken
waren, hatte ich große Probleme. Ihre damals sehr herausfordernden
und bewusst verletzenden Aussagen trafen mich oft und machten mich
verletzlich. Meine innere Selbstsicherheit verschwand ihr gegenüber
und ich hatte große Probleme im Umgang mit Marianne. Ein MA hat
irgendwann zu mir gesagt, dass ich erkenne muss, dass Marianne nicht
umsonst in der Gruppe 11 ist und ich ihre Behinderung erkennen soll.
Das half mir unglaublich viel und ich schaffte es mein Bild von
Marianne und dadurch auch mein Gefühle bei ihren Aussagen komplett
umzudrehen und gewann meine Selbstsicherheit zurück. Ich fing an ihr
negatives Verhalten zu "überhören" und das positive zu
bestärken. Insgesamt erzeugte ich damit eine sehr deeskalierende
Umgangsweise welche mir sehr angenehm erschien. Allerdings braucht
Marianne einen strengeren Umgang und ich arbeite aktuell daran mich
wieder stärker auf die negativen Verhaltensweisen zu konzentrieren,
diese zu erkennen und zu unterbinden.