Hallo LuisKlein,
Wieviele Götter es für dich gibt, das liegt ganz allein an dir und deinem Glauben. Das ist ja das Tolle an einer aufgeschlossenen Gesellschaft, du darfst deinen Glauben ganz für dich selbst erforschen, definieren und eben auch laut äußern. Du bist nicht gezwungen, dich einer bereits bestehenden Glaubensrichtung anzuschließen oder gar zu unterwerfen.
Ich persönlich glaube auch nicht an eine übergeordnete Gottheit, kann dir aber sicherlich dennoch antworten, insofern diese Antwort eine adäquate Qualität verspricht. Wie in deiner Frage schon angedeutet wird ist es wiedereinmal eine Auslegungssache, die Gründe für das Antworten zu Fragen mit Religionsthemen zu bewerten. Selbstverständlich sage ich dir aus meiner Sicht, dass kein göttliches Eingreifen mich veranlasst hat, dir hier zu schreiben und im selben Zug wird dir jeder Gläubige deine Annahme gern bestätigen, denn es passt ja in sein Weltbild oder aber noch viel schlimmer religiöse Fanatiker behaupten, ich hätte bemerkt, das ich mit meinem Nichtglauben falsch läge und jetzt noch schnell versuchen würde meine Seele vor der Hölle oder Ähnlichem zu retten oder gar der krasseste Fall, ein ganz Radikaler könnte behaupten, egal was ich schreibe wäre unwürdig, weil ich ja ein Ungläubiger bin. Und dabei ist selbst diese Aussage dann immer wieder Auslegungssache von dir. Du könntest ja annehmen, dass ich den göttlichen Hauch, der mich zum Antworten bewegt hätte, aufgrund meiner atheistischen Weltansicht einfach nur nicht spüren konnte oder ein gläubiger Mensch behauptet das dann. Natürlich ist es einfacher das als Tatsache zu wählen, was man ja eh schon vemutet oder was ein Gleichgesinnter dazu äußert.
Ich antworte auf Fragen bei gutefrage.net, weil ich mir hin und wieder auch gute Antworten erhoffe. Also ist es nur logisch, dass ich auch hin und wieder selbst eine gebe. Ich finde es sogar gut, wenn Menschen (sinnvolle) Fragen stellen, denn das zeigt, dass sie versuchen sich mit diesen Themen ernsthaft auseinander zusetzen. Meine Intention ist es nicht einen gläubigen Menschen von seinem Glauben abzubringen, allerdings muss ich zu geben, dass ich mir erhoffe auch gläubige Menschen zum Nachdenken zu bringen.
Je mehr Menschen in einer bestimmten Art und Weise ihres Denkens festgefahren sind, desto mehr erhoffe ich mir, diese Fesseln ihres Geistes lösen zu können. Aber auch andersherum können mich manchmal gute Fragen selbst dazu bringen, über etwas nach zudenken, das mir zuvor noch nie in den Sinn kam.
Zu dem letzten Teil deiner Frage: Also wenn ich tatsächlich an einen Herrn Gott glauben würde, dann stellte sich mir zuerst die Frage, warum ich jemanden der allmächtig wäre und dennoch all diese schrecklichen Schicksale, die es auf unserer Erde leider gibt, zu ließe, obwohl er diese verhindern könnte, anbeten oder gar verehren sollte - im Gegenteil ich müsste dieses überirdische Es verachten und bekämpfen. Mir ist der Satz bekannt "die Wege des Herrn sind unergründlich" - einverstanden - ich kann ein angenommenes Übergeordnetes Wesen nicht verstehen. Was ich aber weiß und als eine der wichtigsten Eigenschaften der Menschen empfinde, ja sogar das darstellt, was Menschlichkeit definiert: Leidenden zu helfen ist das wichtigste auf der Welt. Ob der CocaCola-Chef morgen seinen zwanzigsten Privatjet pünktlich ausgeliefert bekommt oder ob Kim Kardashian übermorgen auch ja nicht zu viel Botox gespritzt wird, das sind Dinge die nämlich niemanden interessieren. Und da stellt sich halt die Frage, soll ich mir wirklich wegen dem Willen eines Gottes einreden, diese Superreichen, die die Mittel hätten der gesamten Erdbevölkerung Nahrung und ein Dach zu bieten, aber lieber alles für sich behalten und sich weiter bereichern, würden nach ihrem Ableben bestraft oder soll ich mir das deshalb einreden, weil die raffgierigen Bonzen dann in Ruhe weiter ausbeuten und Gleichgültigkeit "guten Menschen" gegenüber zeigen können? Wieso sollte ein allmaächtiger Gott auch nur einen Hauch seiner Aufmerksamkeit dafür opfern, ob einer von Millionen, im Laufe der Zeit von Billionen Menschen an ihn glaubt oder nicht. Wenn es da so eine über allem thronende Entität gäbe, dann wäre dieser meine lächerlichen gerademal menschlich ausgeprägten Gedanken so fremd unterentwickelt, dass er jedesmal nur jemanden zum Auslachen hat, wenn da jemand an der erdachten Himmelspforte klopfte.
Also wenn man aufgrund seines Glaubens davon ausgeht, dass der freie Wille ein Geschenk Gottes sei, dann muss man auch davon ausgehen, dass man diesen auch einsetzen soll. Vielleicht will der Herr ja nur sehen, ob es der Menschheit, "seiner eigenen perfekten Schöpfung - erschaffen nach seinem eigenem Bilde" - gelingt den Mut zu fassen das Unrecht auch in einer ausweglosen Situation zu bekämpfen , in einem Kampf gegen eine gleichgültige Übermacht, die das über die Menschen hereinbrechende Leid teilnahmslos und unmenschlich billigt - also in einem Kampf gegen Gott.