Ich hab mir die Antworten durchgelesen. Erwachsene die die Schuld der Jugend geben, weil diese immer nur vor dem PC hocken. Die immer wiederkehrenden Aussagen, dass es später nicht einfacher wird, oder das man das für einen guten Job macht. Hauptsächlich Aussagen von Leuten die keinen Bezug mehr dazu haben.
Aber Schule ist heute nun mal nicht leicht! Es ist eine sehr große psychische Belastung. Und das nicht nur weil viel von den Schülern abverlangt wird, sondern vor allem weil so viel sinnloses Wissen abverlangt wird, das kaum einen Bezug zur Realität oder zu einem späteren Berufsleben hat. Die Schüler sitzen regelmäßig 8 Stunden in der Schule und müssen zuhören. Immer zuhören, etwas notieren, sitzen. Jeden Tag. Ohne ein erreichbar erscheinendes, lohnenswertes Ziel. Denn das Argument: "Du machst das, um später einen guten Beruf zu bekommen." ist zwar ganz einleuchtend, allerdings in zu weiter ferne. Menschen können Ziele nur erfolgreich verfolgen, wenn sie erreichbar erscheinen. Ein Ziel, dass Jahre in der Zukunft liegt, erscheint lächerlich und unerreichbar.
Das Argument:
Das Problem ist einfach dass die heutige Jugend nichts mehr ab kann.
bringt mich mit am stärksten zum Kopfschütteln. Das ist eine klischeehafte Denkweise und hat nichts mit der Realität zu tun. Kinder entwickeln sich nach der Umgebung, in der sie aufwachsen, also in der Welt die ihre Vorgängergeneration für sie schafft. Eine schwache Generation würde also durch ihre Vorgänger erschaffen werden. Doch die Generation ist nicht schwach, sie wird nur in ein Muster gedrängt, welches andere für richtig halten, weil sie es nicht anders kennen, eigentlich aber falsch ist. Was diese auch nicht sehen, das die Schulsysteme ständig angepasst werden, allerdings dabei nicht wirklich verbessert werden, sondern nur mehr Lehrmaterial auf einen immer größer werdenden Stundenplan gebracht wird. Zum Beispiel in Thüringen wird in der Oberstufe in Wirtschaft und Recht eA (erhöhtes Anforderungsniveau) ein Lehrplan abgearbeitet, der auf ursprünglich 6 Stunden die Woche gebildet wurde, allerdings seit der Reform nur noch in 4 Stunden die Woche gelehrt wird. Ein unmögliches Unterfangen. Ich kenne keinen W/R Kurs, der den Plan komplett geschafft hat. Die meisten die meinen sie hätten den Stoff komplett geschafft, haben entweder ein paar Dinge ausgelassen, die der Lehrer für vermeidbar hielt oder haben den Stoff nur durchgerattert, was ein schlechtes Grundgerüst für Prüfungen ist. Das erzeugt wiederum Stress und belastet den Schüler, sowie auch den Lehrer.
Auch ein großes Problem ist, dass Schüler nie wirklich abschalten können, da sie zu Hause Hausaufgaben machen müssen oder lernen müssen. Ich habe bereits erste Berufserfahrungen gemacht. Es ist wesentlich einfacher als Schule, trotz dem relativ frühen Arbeitsbeginn von 3 Uhr morgens, denn wenn man heimkommt ist man fertig, man muss sich nicht zu Hause um irgendwas kümmern, was mit dem Beruf zu tun hat. Klar gibt es auch Berufe, die fordern, dass man auch zu Hause noch Beschäftigt ist, allerdings erhält man dafür auch eine Entlohnung in Form von Gehalt. Das fehlt einfach einem Schüler. Er arbeitet ohne etwas dafür zu bekommen. Und Schüler sein, ist immerhin vergleichbar mit einem mittleren bis schwerem Job.
Vor allem Introvertierte haben es schwer. Sie beziehen ihre Energie aus dem alleine sein. Ein acht Stunden langer Schultag ist dementsprechend kräftezehrend, wenn man immer von anderen Schülern und Lehrern erdrückt wird. Ich selbst bin relativ stark introvertiert. Nach dem Ich von der Schule heim bin, habe ich mindestens zwei bis drei Stunden für mich gebraucht, bevor ich mit den Hausaufgaben oder mit Lernen anfangen konnte.
Studien zeigen das immer mehr Jugendliche depressiv sind, kann das dann wirklich an den Kindern liegen? Oder liegt das dann viel mehr an dem System, in das sie hinein gezwängt werden.
An all die die nur eine schnelle und unbedachte Antwort geben, wie "das ist nun mal so!", oder die Schuld im vorherein auf die "viel zu schwache Jugend" legen, kann ich nur sagen: Lasst es doch einfach. Eure Kommentare sind weder hilfreich noch zielführend. Sondern einfach eine Verschwendung von Speicherkapazität auf den Servern von Gutefrage.net. Wenn ihr eine hilfreiche Antwort geben wollt, dann informiert euch bitte vorher und schreibt nicht einfach die erstbesten fünf Worte, die euch in den Sinn kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Alex, 18, fängt bald mit seinem Studium an